Zeitweise bei fast 9200 Punkten EZB-Zinscoup beflügelt Dax
07.11.2013, 17:45 Uhr
Die EZB sorgt für gute Laune in Frankfurt.
(Foto: REUTERS)
Die Leitzins-Herabsetzung auf 0,25 Prozent durch die EZB lässt den Dax zunächst kräftig nach oben gehen. Dabei markiert der deutsche Leitindex gleich ein neues Allzeithoch. Danach gibt er einen Teil seiner Gewinne wieder ab. Dennoch schafft der Dax den höchsten Schlusskurs seiner Geschichte.
Die überraschend Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) auf rekordniedrige 0,25 Prozent hat am deutschen Aktienmarkt für einen Kurssprung gesorgt. Der Dax stieg binnen Minuten um mehr als 100 Punkte und markierte mit 9194 Zählern ein Rekordhoch. Gleichzeitig stürzte der Kurs des Euro regelrecht ab.
Am späten Nachmittag gab der Dax aber den größten Teil seiner Gewinne wieder ab und schloss um 0,4 Prozent höher bei 9081 Punkten. Das ist der höchste Schlusskurs in der Dax-Geschichte. Der MDax drehte ins Minus und fiel um 0,6 Prozent auf 16.118 Zähler. Der TecDax ging um mickrige 0,1 Prozent auf 1142 Punkte hoch.
"Vom Zeitpunkt her war das schon überraschend, wenn auch die EZB diesen Schritt als Option bereits kommuniziert hatte", sagte Volkswirt Thomas Amend von HSBC Trinkaus. "Auslöser könnten die Inflationszahlen sein, die doch deutlich von dem entfernt sind, was die EZB anstrebt. Der realwirtschaftliche Effekt kann infrage gestellt werden, aber die Entscheidung hat einen starken psychologischen Effekt."
Bei den Unternehmen sorgte die Commerzbank mit einem Kursplus von 10,1 Prozent für Furore. Anleger honorierten den Anstieg des Netto-Quartalsgewinns. "Insbesondere das Großkundengeschäft in der Mittelstandsbank lief überraschend gut", sagte LBBW-Analyst Ingo Frommen. "Das schwache Geschäft in der Investmentbank dürfte nach den Berichten der Wettbewerber nicht mehr überraschen."
Siemens stiegen um 3,4 Prozent. Hier kam das geplante vier Milliarden Euro schwere Aktienrückkaufprogramm gut an. Enttäuscht äußerten sich Börsianer allerdings über die Prognose des Unternehmens. Das Ergebnis je Aktie soll in dem seit Oktober laufenden neuen Geschäftsjahr 2013/14 um mindestens 15 Prozent zulegen. DZ-Bank-Analyst Jasko Terzic bezeichnete das Ziel als konservativ.
Continental legten nach guten Zahlen um 6,8 Prozent zu. Die Nettoverschuldung sank deutlich, und das Ebit hat die Erwartungen der Analysten deutlich übertroffen. "Und die deutlich höhere Cash-Flow-Prognose drängt die leicht gesenkte Prognose für den Umsatz in den Hintergrund", sagt ein Händler.
Trotz nach Einschätzung eines Händlers "vollkommen überzeugender" Ergebnisse im dritten Quartal ging es für Munich Re um 1,9 Prozent nach unten. Der Grund: Der angekündigte Aktienrückkauf über eine Milliarde Euro überzeugt nicht. Hier habe es auch höhere Erwartungen gegeben, so ein Händler.
Telekom gaben um 2,3 Prozent nach. Die Ergebniszahlen sind etwas schlechter als erwartet ausgefallen. Im Handel ist aber vor allem von Gewinnmitnahmen nach dem starken Anstieg der jüngsten Vergangenheit die Rede. Positiv wird im Handel auf den erfolgreichen Turnaround in den USA verwiesen.
HeidelbergCement verbilligten sich um 3,8 Prozent. Beim Baustoffkonzern hat im dritten Quartal wie bei der Konkurrenz auch der starke Euro für kräftigen Gegenwind gesorgt. Der operative Gewinn ging um 6,8 Prozent auf 603 Millionen Euro zurück.
Adidas stiegen trotz schwachen dritten Quartals um 4,0 Prozent. Negative Währungseffekte, Vertriebsprobleme in Russland sowie eine Schwäche im nordamerikanischen Golfmarkt sorgten für niedrigere Umsätze und Gewinne als im Vorjahr. Aus diesem Grund hatten die Herzogenauracher bereits im September ihre Prognose gesenkt, so dass das Ergebnis nicht überraschend kam.
Im SDax rauschten Deutz mit minus 12,3 Prozent nach unten. Der Motorenbauer Deutz hat zwar dank einer gestiegenen Nachfrage nach Landmaschinen seinen Umsatz und Gewinn deutlich gesteigert. Auch kündigte Vorstandschef Helmut Leube für 2014 weiteres Wachstum an. Dennoch löste er keine Begeisterung bei den Anlegern aus. Die Bestellungen schossen im dritten Quartal zwar um fast 40 Prozent auf 360 Millionen Euro nach oben. Am Markt war aber mehr erwartet worden. Im Geschäft mit großen Motoren musste Deutz sogar einen Rückgang der Auftragseingänge hinnehmen.
Quelle: ntv.de, wne/rts/DJ