Marktberichte

Konjunktur nützt nichts Dax setzt Talfahrt fort

Noch am Vormittag sah es nach einem freundlichen Wochenschluss aus.

Noch am Vormittag sah es nach einem freundlichen Wochenschluss aus.

(Foto: REUTERS)

Der besser als erwartet ausgefallene Ifo-Index kann den Dax nicht im Plus halten. Unter anderem vergällt eine Ankündigung des japanischen Notenbankchefs den Anlegern die Laune. Ein Glück, dass man sich auch über die Borussen unterhalten kann.

Auch die aufgehellte Stimmung in der deutschen Wirtschaft und bessere US-Daten konnten weitere Verluste im Dax nicht verhindern. Nach der kräftigen Korrektur seiner zwölftägigen Gewinnserie am Vortag sei das Vertrauen der Anleger in den Aufwärtstrend etwas angeschlagen, hieß es. Der deutsche Leitindex verlor letztlich 0,56 Prozent auf 8305 Punkte. Auf Wochensicht resultierte daraus ein Dax-Minus von 1,10 Prozent. Der MDax sank um 0,02 Prozent auf 13.987 Punkte. Der TecDax fiel um 0,31 Prozent auf 958 Punkte zurück.

Bank-of-Japan-Chef Kuroda hält die Märkte an.

Bank-of-Japan-Chef Kuroda hält die Märkte an.

(Foto: AP)

Ein weiter nachgebender Nikkei-Futures um vier Prozent hatte den Dax am Nachmittag spürbar belastet. "Die Aussagen des japanischen Notenbankpräsidenten Haruhiko Kuroda, die Zentralbank wolle sich verstärkt um den eigenen Bond-Markt kümmern, sind nicht gut für die europäischen Anleihemärkte. Und weiterführend auch nicht gut für den Aktienmarkt", erklärt ein Händler.

Die Renditen italienischer und spanischer Benchmarkanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren stiegen über die Marke von 4 Prozent. Das deutet darauf hin, dass Investoren sich aus riskanten Anlagen zurückziehen. "Viel zu viele haben geglaubt, dass die Verluste vom Donnerstag ein Ausrutscher waren. Aber das Spektakel geht weiter", so der Händler.

Dabei zeigten die aktuellen Daten des Ifo-Instituts eine überraschend positive Entwicklung. Das Ifo-Geschäftsklima, Deutschlands wichtigster konjunktureller Frühindikator, stieg im Mai, obwohl Bankvolkswirte mit einer Stagnation gerechnet hatten. Thomas Gitzel, dem Chefökonomen der VP Bank, fehlen für einen signifikanten Anstieg des Konjunkturbarometers allerdings wichtige Impulse aus dem Verarbeitenden Gewerbe. "Die Verunsicherung über den weiteren wirtschaftlichen Fortgang ist groß", so der Experte.

Der tags zuvor schon um mehr als sieben Prozent abgerutschte Nikkei-225-Index hatte am Morgen bereits die Nervosität der Anleger gezeigt: Einer ersten Erholung vor der Mittagspause war zeitweise ein weiterer Rutsch um rund dreieinhalb Prozent unter 14.000 Punkte gefolgt, bevor er zuletzt im Plus schließen konnte.

Auf Unternehmensseite war die Nachrichtenlage wie im bisherigen Wochenverlauf dünn. Zu den schwächsten Titeln gehörte die Commerzbank, die am letzten Tag des Bezugsrechtshandels für ihre Kapitalerhöhung um 2,4 Prozent abrutschten. Ebenfalls unter den größten Verlierern waren Daimler-Aktien nach einer Abstufung durch Barclays. Sie sanken um 1,3 Prozent. Mit dem im Vergleich zu den anderen deutschen Autobauern starken Anstieg der vergangenen sechs Monate hätten sich der Kursverlauf der Stuttgarter von der Realität abgekoppelt, schrieb Analyst Michael Tyndall. Bester Dax-Wert war Siemens mit plus 1,4 Prozent.

Nur optisch besonders schwach waren Papiere der Deutschen Bank und von Lanxess, die heute ihre Dividende für das Vorjahr ausgeschüttet haben. Auch bei Salzgitter im MDax, Freenet, United Internet und LPKF Laser aus dem TecDax sowie Amadeus Fire und VTG aus dem SDax gilt es, die Dividendenzahlung zu berücksichtigen.

Kurz vor dem Finale der Champions League setzten Anleger bei Borussia Dortmund verstärkt auf die Defensive. Seit dem Zweieinhalbjahreshoch vom 15. Mai hat das Papier fast zehn Prozent eingebüßt. "Der Ausfall von Mario Götze schmälert die Chancen erheblich. Je näher das Finale rückt, desto mehr bröckelt der Kurs ab", konstatiert ein Händler. Bei Kursverlusten am Montag sei die 3-Euro-Marke wichtig. Dort dürften Stop-Loss-Kurse liegen, denn dort verlaufe die untere Trendlinie des seit Juni 2012 gültigen Aufwärtstrends. Aktuell liegt der Dividendentitel bei 3,15 Euro.

Schon vor dem ersten Halbfinalspiel gegen Real Madrid hatten Börsianer die Aktie vorsichtshalber ins Abseits laufen lassen. Knapp 7 Prozent büßten die Papiere in nur zwei Tagen vor dem Heimspiel gegen die scheinbar übermächtigen Ronaldo, Özil und Kaka ein. Der dann folgende sensationelle 4:1-Heimsieg war ein Steilpass für den Kurs, der innerhalb von nur drei Wochen um 15 Prozent zulegte auf das Hoch von 3,44 Euro.

Erst am Vortag hatten die Analysten von Close Brothers Seydler den Titel mit Kursziel von fünf Euro zum Kauf empfohlen. "Der BVB ist schon der Gewinner", betitelten die Aktien-Experten ihre Kurzanalyse. Die meisten Beobachter tippten auf einen Sieg der Bayern. Für die Borussen sei der Druck dagegen nicht so hoch und sie könnten schon jetzt als Sieger gelten - egal, was am Samstag im Londoner Wembley-Stadion passiere.

Unter den europäischen Branchen liegen die Kurse der spanischen Banken relativ stabil im Markt - trotz eines Berichts der "Financial Times", die Institute benötigten wegen ihrer Kreditvergabe weitere zehn Mrd. Euro Hilfe. Santander lagen 0,8 Prozent im Minus. Bankia-Aktien erholen sich um vier Prozent. Sie verloren am Vortag mehr als die Hälfte ihres Werts, nun untersucht die spanische Börsenaufsicht den Kurssturz.

Quelle: ntv.de, sla/rts

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