RWE schockt mit Ausblick Dax setzt Talfahrt fort
24.02.2011, 17:45 UhrDer deutsche Aktienmarkt steht auch am Donnerstag ganz unter der Knute des Ölpreises. Auch abseits der Sorgen um die weitere Entwicklung in Libyen haben Anleger zu kämpfen, etwa mit schwachen Geschäftsaussichten einiger Unternehmen. Besonders stark spürt das der Versorger RWE.
Die politische Ungewissheit im Ölstaat Libyen hat am deutschen Aktienmarkt erneut für Verstimmungen gesorgt. Im Zuge weiter deutlich steigender Ölpreise gehen die Aktienkurse weiter in den Keller. Anleger fürchten, dass der wegen den Unruhen steigende Ölpreis das Wirtschaftswachstum abwürgen und die ohnehin anziehende Inflation weiter zulegen könnte.
Der Dax ging mit einem Abschlag von 0,9 Prozent bei 7130,50 Zählern aus dem Handel. Der MDax gab 1 Prozent ab auf 10.016,48 Punkte und rettete damit die zeitweise unterschrittene Marke von 10.000 Punkten. Der TecDax schloss mit einem Minus von 0,6 Prozent bei 876,03 Punkten.
Das "Angstbarometer" der Börse, der Volatilitätsindex VDax, stieg um bis zu sieben Prozent auf 21,80 Punkte. Auf diesem Niveau lag er zuletzt Anfang Dezember. Damit hat das Stimmungsbarometer, der auf Basis der Verkaufs- und Kaufoptionen auf die 30 Dax-Werte berechnet wird, seit Wochenbeginn mehr als ein Drittel zugelegt. Dies ist der stärkste Anstieg seit vergangenem Mai, als die europäische Schuldenkrise für Verunsicherung sorgte.
Einig sind sich Händler, dass zuvorderst der weiter steigende Ölpreis auf den Aktienkursen lastet. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate war über die Marke von 100 US-Dollar gestiegen, ein Fass der Nordseesorte Brent kletterte in der Spitze beinahe über die Marke von 120 Dollar. "Der größte Feind der Aktienmärkte ist und bleibt das Rohöl", sagt ein Marktteilnehmer.
Bilanzen treiben Kurse
Mit Abstand größter Verlierer im Dax waren nach der Vorlage der Bilanzzahlen die Aktien von RWE. Die Papiere rutschten um 5,2 Prozent ab. Im vergangenen Jahr legte der Konzern zwar erneut ein Rekordergebnis vor, stellt sich nun aber auf einen drastischen Gewinnrückgang ein. Bis 2013 kann sich der Nettogewinn nach Einschätzung des Konzerns halbieren. "Der Ausblick liegt deutlich unter den Markterwartungen", sagte ein Börsianer.
Die Papiere von Henkel verloren trotz eines Gewinnsprungs des Konsumgüterkonzerns im vergangenen Jahr 3,5 Prozent. Der operative Gewinn der Düsseldorfer war unter der Konsensschätzung von Analysten geblieben. Sorgen bereiteten den Investoren auch die steigenden Rohstoffkosten, sagte ein Händler. Nach Einschätzung von Henkel-Chef Kasper Rorsted bleiben die Rahmenbedingungen für das laufende Jahr herausfordernd. Dies gelte vor allem für den wachsenden Wettbewerb und die steigenden Rohstoffkosten. Henkel wolle deshalb 2011 "weitere Maßnahmen zur Effizienzsteigerung" ergreifen, hieß es.
Allianz fielen um 2,7 Prozent. Die Geschäftszahlen des Versicherungskonzerns für 2010 waren nach Einschätzung von Christian Muschick, Analyst von Silvia Quandt Research, gut ausgefallen. Es fehle aber der Ausblick. Allianz-Papiere gehörten zudem zu den stärksten Gewinnern der jüngsten Dax-Rally, so dass Anleger nun auch die Gelegenheit beim Schopfe packten, um Gewinne mitzunehmen.
BASF legten nach Geschäftszahlen gegen den Gesamttrend des Marktes um 0,4 Prozent zu. Die Papiere waren wegen des Engagements der Tochter Wintershall in Libyen allerdings in den Tagen zuvor deutlich unter Druck geraten. Tagesgewinner war die defensive Fresenius mit einem Plus von 1,9 Prozent, die Tochter FMC legte 0,3 Prozent zu.
Porsche braucht länger
Die in keinem großen Index gelisteten Aktien von Porsche stürzten um 10,7 Prozent ab. Drohende Verzögerungen bei der Fusion mit Volkswagen sorgten bei den Anlegern laut Händlern für Verkäufe. Die im Dax gelisteten Vorzugsaktien von VW fielen um 3 Prozent. Medienberichten zufolge werden sich die Ermittlungen gegen Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking im Zusammenhang mit der gescheiterten Übernahme von VW durch Porsche bis mindestens 2012 hinziehen. Auch ein Scheitern der Fusion ist noch möglich, was für VW aus Sicht von Albrecht Denninghoff gar kein großer Schaden wäre. Durch die Optionsgeschäfte hat VW so oder so Zugriff auf das Kerngeschäft des Sportwagenbauers, so der Branchenexperte im Telebörse.de-Interview.
Der Bezahlsender Sky Deutschland ist auch im Abschlussquartal des Jahres 2010 nicht auf einen grünen Zweig gekommen. Trotz steigender Umsätze präsentierte der MDax-Konzern ein schwächeres operatives Ergebnis als im Vorjahr. Für einen neuen hochauflösenden Sportkanal stellt Großaktionär News Corp. nun erneut frisches Kapital zur Verfügung. Die Aktie von Sky Deutschland war mit Abstand größter Verlierer im MDax mit 6,9 Prozent Minus.
Bei den Technologiewerten reagierten Anleger mit Enttäuschung auf die Geschäftszahlen von Adva Optical. Die Papiere gaben an der Verliererspitze im TecDax um 7,6 Prozent nach. Vor allem der Ausblick sei schlechter als erwartet ausgefallen, sagte ein Börsianer. Adva verbuchte im vierten Quartal 2010 einen Umsatz von 79,4 Mio. Euro und ein IFRS-Proforma-Betriebsergebnis von 4,3 Millionen Euro. Für das laufende Quartal erwartet Adva Umsatzerlöse von 70 bis 75 Mio Euro und ein Proforma-Betriebsergebnis zwischen null und vier Prozent vom Umsatz.
Quelle: ntv.de, nne/rts