ZEW-Index zündet Kursfeuerwerk Dax über 7700
19.02.2013, 17:55 Uhr
Der Dax geht mit dem höchsten Schlusskurs seit zwei Wochen aus dem Handel.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ein starker ZEW-Index löst ein kleines Kursfeuerwerk am deutschen Aktienmarkt aus, der Dax steigt wieder deutlich über die Hürde von 7.700 Punkte. Besonders zyklische Werte profitieren von den freundlichen Konjunkturaussichten.
Frischer Wind auf dem Parkett: Nachdem die guten Vorahnungen der Marktteilnehmer in Sachen ZEW-Index bestätigt wurden, baute der Dax sein Plus aus. Zum Xetra-Schluss lag das Börsenbarometer 1,6 Prozent im Plus bei 7752 Zählern. Das ZEW-Barometer für die Entwicklung in den kommenden sechs Monaten kletterte im Februar um 16,7 auf 48,2 Punkte, teilte das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu seiner Umfrage unter rund 300 Anlegern und Analysten mit. Damit bewerten die Finanzprofis die Konjunkturaussichten für Deutschland so optimistisch wie seit fast drei Jahren nicht mehr. Ökonomen hatten lediglich mit einem Plus auf 35,0 Punkte gerechnet.
"Diejenigen, die den ZEW-Index nicht abgewartet, sondern vorher Aktien gekauft haben, lagen richtig", lautete das erste Fazit eines Händlers zum überraschend starken ZEW-Index. Nun dürften am Markt auch die Schätzungen für den ifo-Index am Freitag kräftig nach oben geschraubt werden, ist sich der Börsianer sicher.
"Die Finanzmarktexperten haken das schwache vierte Quartal 2012 ab", sagte ZEW-Präsident Wolfgang Franz. "Nach ihrer Auffassung bläst der Gegenwind aufgrund der Euro-Krise der deutschen Wirtschaft weniger stark ins Gesicht als noch vor wenigen Monaten." Wenn dies in den nächsten Monaten so bleibe, dürfte die Konjunktur "moderat an Fahrt gewinnen".
Zyklische Werte wie BASF und Lanxess waren gefragt und stiegen 3,3 Prozent bzw 2,2 Prozent. Tagesgewinner im Dax war die Aktie von Infineon, für die es in einer kräftigen Erholungsbewegung um 4,7 Prozent auf 6,54 Euro nach oben ging.
Im MDax sprangen die Aktien von Klöckner & Co um mehr als 15 Prozent auf 10,88 Euro. Sie profitierten von der Beteiligungsaufstockung durch Baustoffunternehmer Albrecht Knauf. Er teilte am Vorabend mit, seinen Anteil von unter drei auf über 7,8 Prozent aufgestockt zu haben. Damit steigt er zum größten Einzelaktionär bei dem Stahlhändler auf. "Die Aktien sind sehr preiswert, daher kommt ein solcher Schritt nicht überraschend", sagte Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research. Ob dies allerdings der Auftakt zu einer Übernahme von KlöCo sei, bleibe abzuwarten.
Deutlich zulegen konnten auch Dürr, die um 5,8 Prozent auf 84,20 Euro zulegten. Die Anleger honorierten die kräftige Erhöhung der Dividende auf 2,25 Euro von zuvor 1,20 Euro je Aktie. DZ-Bank-Analyst Jasko Terzic lobte zudem das Zahlenwerk des Anlagen- und Maschinenbauers. Ein Ende der guten Nachfrage sei nicht in Sicht, urteilte er und bekräftigte seine Kaufempfehlung für die Titel.
Die Titel von Kabel Deutschland gaben nach dem Scheitern der Übernahme von Tele Columbus um mehr als fünf Prozent nach. "Die Spekulation um Vodafone als Käufer von Kabel Deutschland verhindert größere Kursverluste, aber mit dem Verzicht von Kabel Deutschland auf Tele Columbus können sich die Briten nun mehr Zeit lassen für eine Übernahme", sagt ein Händler. Denn die Beanstandungen der Wettbewerbshüter signalisierten, dass diese eine Übernahme von Kabel Deutschland durch einen Telekomanbieter als weniger problematisch erachten als eine solche durch einen anderen Kabelnetzbetreiber. Damit aber sänken die Chancen von Liberty Global für ein Gegengebot für Kabel Deutschland. "Das würde wiederum bedeuten, dass Vodafone noch abwarten kann und möglicherweise einen niedrigeren Preis zahlen muss", sagt der Händler.
Aktien von Air Berlin setzten die Kurs-Rally nach der Hochstufung von "Sell" auf "Buy" durch die Deutsche Bank und einem um 150 Prozent auf 3,50 Euro erhöhten Kursziel fort. Der Titel war mit plus 14,5 Prozent auf 2,54 Euro Spitzenreiter im SDax. "Spekulationsfreudige Anleger setzen jetzt voll auf die Karte, dass Air Berlin solvent bleibt und irgendwie den Turnaround schafft", sagte ein Händler. Im Juli 2008 habe Dresdner Kleinwort das Kursziel angesichts einer schlechten Bilanz in einer Aufsehen erregenden Studie auf null von 5,80 Euro gesenkt. "Dieses Szenario hat sich nicht bewahrheitet, nun spielt man dank der Deutschen Bank die Erholung", sagt der Händler. Kurzfristig drohten jedoch kräftige Rücksetzer der Aktie.
In Paris setzten sich Danone nach überraschend starken Umsatzzahlen mit einem Plus von 5,9 Prozent an die Spitze des CAC40. Im Schlepptau stiegen die Aktienkurse der Rivalen Nestle und Unilever um 1,6 und 1,8 Prozent.
Quelle: ntv.de, sla/DJ/rts