Kursfeuerwerk bei Wettanbietern Dax springt an
08.09.2010, 17:45 UhrDer deutsche Aktienmarkt besinnt sich am Mittwoch nach anfänglichen Kursverlusten eines Besseren und springt in die Gewinnzone. Nicht mit von der Partie sind allerdings die Banken, die wegen befürchteter hoher Kapitalanstrengungen durch neue Branchenregeln unter Druck stehen.
Die Aussicht auf anhaltendes Wirtschaftswachstum in Deutschland hat dem Dax am Mittwoch zu Kursgewinnen verholfen. Der Dax kletterte bis zum Ende des elektronischen Handels um 0,8 Prozent auf 6164,44 Punkte. Für den MDax ging es 0,6 Prozent aufwärts auf 8518,56 Punkte. Der TecDax blieb mit einem Plus von 0,3 Prozent auf 760,48 Punkte etwas hinter dem Gesamtmarkt zurück.
Die Industrieproduktion in Deutschland stieg im Juli um 0,1 Prozent. "Ich bin positiv von den Zahlen überrascht, da ich mit einem Minus gerechnet hatte", kommentierte Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. "Wir gehen davon aus, dass sich der Aufwärtstrend in der Industrie fortsetzen wird. Das hohe Tempo des ersten Halbjahres wird jedoch nicht zu halten sein."
Industriewerte gehörten zu den größten Dax-Gewinnern. Für ThyssenKrupp ging es 2 Prozent nach oben, Siemens notierten 1,1 Prozent im Plus. An der Dax-Spitze erholten sich K+S um 2,5 Prozent. Beim Konkurrenten Potash zeichnet sich ein Übernahmekampf ab, denn die chinesische Sinochem-Gruppe bemüht sich um Verbündete und will so BHP ausstechen. Außerdem haben die Analysten der Citigroup ihre Verkaufsempfehlung für K+S zurückgezogen und raten nun zum Halten der Aktie.
Aufwärts ging es zudem für Papiere aus dem Automobilsektor. Daimler legten 1,6 Prozent zu, BMW notierten 2,4 Prozent fester. Volkswagen-Vorzüge hinkten mit einem quasi unverändert Schlusskurs hinter der Performance der übrigen Titel her.
Unter den wenigen verbliebenen Tagesverlierern notierten Bankenaktien. Auf die Stimmung drückte die Perspektive, dass die Institute wegen einer strengeren Regulierung der Branche möglicherweise ihr Kapital erhöhen müssen. Titel der Deutschen Bank und Commerzbank verloren 0,6 bzw. 0,9 Prozent. Im Nebenwerte-Index MDax gaben Postbank 0,2 Prozent nach. Die unter dem Stichwort "Basel III" diskutierten schärferen Eigenkapitalvorschriften werden nach Einschätzung der Bundesbank die Branche belasten. "Für die Institute werden die Beschlüsse einen erheblichen Kapitalbedarf nach sich ziehen, und es wird auch zu Kapitalerhöhungen oder auch zur Einbehaltung von Gewinnen kommen", sagte Bundesbank-Vizepräsident Franz-Christoph Zeitler.
Die stärksten Verluste verbuchen Papiere von Infineon mit einem Minus von 1,8 Prozent nach negativen Branchenkommentaren von Analysten. Bei den frühzyklischen Halbleiterunternehmen beginne sich die Ergebnisdynamik abzuschwächen, schrieb UBS-Analyst Nick Nelson in einer Branchenstudie. Ferner sei die Bewertung der Chip-Aktien nicht mehr attraktiv zu nennen. Deshalb habe er den Halbleitersektor von "Neutra"' auf "Underweight" abgestuft. Neben der UBS stufte auch Societe Generale den Halbleitersektor herab.
Heißer Stahlwert
Im MDax stiegen Klöckner & Co um 5,2 Prozent. Goldman Sachs hat die Aktien mit einem Kursziel von 26 Euro auf die Kaufliste genommen hat. Generell sind Händler für den Stahlbereich zuversichtlich, auch weil Rio Tinto niedrigere Eisenerzpreis für den japanischen Konzern Kobe Steel ausgehandelt hat. Daneben stützt die Aussicht auf steigende Stahlpreise die Stimmung.
Papiere des weltgrößten Reisekonzerns Tui sanken hingegen um 0,3 Prozent. Derzeit gibt es einem Pressebericht zufolge noch keine konkreten Angebote für die Beteiligung an der Linienreederei Hapag-Lloyd. Einem Händler zufolge ist die Meldung zwar nicht positiv zu werten, aber auch nicht neu. Er wisse von keinem konkreten Vorstoß möglicher Bieter für Hapag-Lloyd. Der Experte nimmt vielmehr an, dass Hapag-Lloyd zunächst einmal auf die Staatsbürgschaft verzichtet und dann mit der Rückzahlung eines Teils des von Tui gewährten Darlehens beginnt. Erst dann dürfte sich Tui von Hapag-Lloyd trennen.
Unter den größten Favoriten im TecDax waren die Papiere von Singulus. Sie stiegen um 3,8 Prozent. Der Spezialmaschinenbauer hatte den Auftragseingang von weiteren Beschichtungsanlagen gemeldet. Die Neuaufträge seien von Kunden aus China erteilt worden, hieß es in der Unternehmensmitteilung. Analyst Stephan Bauer von der BHF-Bank aber äußerte sich zurückhaltend. Die Meldung werde überbewertet. Der Auftragseingang erscheine ihm vergleichsweise klein.
Online-Zocker im Glück
Die Aktien von Wettanbietern legen nach der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes zu Sportwetten und Glücksspielen massiv zu. Aktien von Tipp24 verbuchen ein Plus von 14,5 Prozent Noch deutlicher zulegen konnten die Papiere des Anbieters Jaxx, die sich um 47 Prozent verteuern. Bwin- Titel gewinnen 6,4 Prozent, während die Aktien von Bet-at-Home 17,1 Prozent zulegten. Für Glücksspielanbieter sei das Urteil eine positive Nachricht, kommentierte ein Händler. Ein anderer Börsianer sagte, bis es erste Einschätzungen von Juristen gebe werde, seien noch viele Fragen offen. "Aber auf den ersten Blick sieht das gut aus", fügte er hinzu. Analyst Christoph Schmidt vom Vermögensverwalter N.M.F. AG gab zu bedenken, dass es wohl noch dauern werde, bis die deutsche Justiz auf das Urteil reagieren werde.
Quelle: ntv.de, nne/dpa-AFX/DJ/rts
 
   
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                            