Grüner Freitag Dax springt ins Plus
30.07.2010, 18:00 UhrAnleger am deutschen Aktienmarkt blicken am letzten Handelstag der Woche lieber nach vorne als zurück und nehmen gute Frühindikatoren der US-Konjunktur zum Anlass für steigende Kurse. Ein schwächer als erwartetes Wachstum der US-Wirtschaft im zweiten Quartal verschwimmt dagegen im Rückspiegel.
Der Dax ist am Freitag mit einem Plus von 0,2 Prozent auf 6147,97 Punkte aus dem Handel gegangen. Auf Wochensicht hat der deutsche Leitindex unter dem Strich 0,3 Prozent verloren. Für den MDax ging es am Freitag um 0,5 Prozent abwärts auf 8366,58 Punkte. Der TecDax verlor 0,9 Prozent auf 764,89 Punkte.
Der Dax hatte wegen eines leicht abgeschwächten Wirtschaftswachstums in den USA seine im Tagesverlauf verbuchten Verluste zunächst etwas ausgeweitet. "Das besser als erwartet ausgefallene US-Konsumklima und die positive Stimmung der Einkaufsmanager in der Region Chicago sorgten dann aber für Entspannung am Markt", sagte Händler Stefan de Schutter von der Alpha Wertpapierhandels GmbH. Anleger hätten die Daten zum Anlass genommen, um sich vor dem Wochenende noch einmal einzudecken.
Die US-Wirtschaft ist im zweiten Quartal aufs Jahr hochgerechnet um 2,4 Prozent gewachsen. Am Markt war ein Plus von 2,5 Prozent erwartet worden. Der Konsum, die tragende Säule der US-Wirtschaft, legte um 1,6 Prozent zu, im Vorquartal stand noch ein Plus von 1,9 Prozent in den Büchern.
HeidelCement enttäuscht
Kräftige Kursverluste verbuchten die Papiere von HeidelCement nach durchwachsenen Quartalszahlen. Die Aktien gaben 3,4 Prozent ab. "Die Zahlen sind gemischt ausgefallen", sagt ein Händler. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern und das Nettoergebnis lägen deutlich unter den Erwartungen, der Umsatz etwas darüber. Anleger nutzen nun die Gelegenheit, um Kasse zu machen. In den vergangenen Handelstagen waren die Papiere um rund 15 Prozent gestiegen.
Anschlussverkäufe lasteten auf SAP. Der Kurs habe nun auch den Mai-Aufwärtstrend gebrochen, merkte ein Händler an. Die Aktie sank um 1,3 Prozent. Unter der Last der schwachen Vorgaben der europäischen Rohstoffwerte gingen ThyssenKrupp um 1,2 Prozent in die Knie.
Auf der Gewinnerseite zogen Lufthansa im Sog von British Airways um 2,1 Prozent an. Der Wettbewerber hat sich im ersten Geschäftsquartal operativ verbessert. Volkswagen rückten nach starken Zahlen der Tochter Audi 0,4 Prozent vor. Die Analysten von JP Morgan hatten zudem ihr Kursziel für die Aktien des Automobilherstellers von 78 auf 83 Euro angehoben.
Metro erholten sich an der Dax-Spitze nach einer Phase der Schwäche um 2,3 Prozent. Händlern zufolge wird der geplante Konzernumbau von Anlegern mit Wohlwollen aufgegriffen. "Die Pläne des Vorstandes kommen gut an", sagte ein Händler. Metro denkt über die Auslagerung des Rechnungswesens uind der Informationstechnologie nach Osteuropa und Indien nach. Entscheidungen sind aber noch nicht getroffen.
Quartalszahlen treiben Nebenwerte
Starke Kursverluste verbuchten unter den Nebenwerten die Aktien von Wacker Chemie, obwohl der Konzern über ein starkes Quartal berichtet. "Wacker hal exzellente Zahlen abgeliefert und die Erwartungen damit übertroffen", heißt es am Markt. Obwohl der Spezialchemiekonzern seine Jahresprognose angehoben hat, verlor die Aktie 3,4 Prozent.
Nach einem Umsatz- und Gewinnrückgang gaben die Papiere von Gea 2,9 Prozent ab. Operativ hat das Ergebnis des Anlagenbauers im Rahmen der Erwartungen gelegen, schrieb DZ-Bank-Analyst Markus Turnwald. Wegen der höheren Steuerquote sei der Nettogewinn daher geringer ausgefallen als erwartet. Er halte an seiner Verkaufsempfehlung fest, da die Aktie im Branchenvergleich teuer sei.
Auch Papiere von ElringKlinger profitierten nicht von einem überzeugenden Quartalsbericht und verloren 0,8 Prozent. Die Prognosen für Umsatz und EBIT habe das Unternehmen deutlich nach oben genommen. Zum Kursverlauf äußerten sich Börsianer jedoch gleich skeptisch. "Der ganze Sektor ist stark überverkauft und erinnert an einen Hype", so ein Händler.
Größter Verlierer im MDax waren Papiere von Wincor Nixdorf. Die Papiere litten unter einem negativen Analystenkommentar von HSBC. Die Experten senkten ihr Kursziel für die Aktien von 61 auf 54 Euro. Für Wincor-Papiere bedeutete das am Freitag ein Kursminus von 4,2 Prozent.
Kursgewinne fuhr hingegen der Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS ein, der 3 Prozent fester aus dem Handel ging. Wegen eines guten Auftragseingangs und einer günstigen Entwicklung des Euro-Dollar-Verhältnisses hatte EADS seinen Umsatzausblick angehoben. Börsianer weisen jedoch darauf hin, dass der Ertrag dieser Entwicklung zukünftig hinterherlaufen werde. Im zweiten Quartal verfehlte der Konzern beim Nettoergebnis die Markterwartungen.
Quelle: ntv.de, nne/DJ/dpa-AFX