Marktberichte

Verschnaufpause nach der Jagd Dax stakt ins Dickicht

Unter dem Eindruck von Konjunkturdaten, Unternehmenszahlen, Analystenstimmen und Gerüchten bietet der deutsche Aktienmarkt am Dienstag ein uneinheitliches Bild. Nach der Aufwärtsjagd vom Wochenbeginn legt der Dax eine Verschnaufpause ein. Im TecDax sorgen zwei Ausreißer für einen guten Abschluss.

Rothirsche reagieren auf Unwägbarkeiten ähnlich wie der deutsche Aktienmarkt: Sie ziehen sich zurück.

Rothirsche reagieren auf Unwägbarkeiten ähnlich wie der deutsche Aktienmarkt: Sie ziehen sich zurück.

(Foto: REUTERS)

DAX
DAX 24.385,78

Nach den Kursgewinnen vom Wochenbeginn hat der Dax am Dienstag eine Verschnaufpause eingelegt. Der Index pendelte lange Zeit um sein Vortagesniveau und ging mit 5812 Punkten 0,69 Prozent tiefer aus dem Handel. Der MDax beendete den Handelstag mit einem Minus von 1,04 Prozent und schloss mit 7509 Zählern nur knapp über der 7500er Marke. Der TecDax notierte dagegen am Abend dank starker Kursgewinne bei einem einzelnen Wert 0,59 Prozent im Plus bei 776 Zählern.

Selbst überwiegend positiv beurteilte Quartalszahlen von großen US-Konzernen wie Apple, DuPont, Caterpillar oder Pfizer konnten die Investoren nicht aus der Reserve locken. "Die Luft hier oben wird einfach dünn, da stellen viele ihre Gewinne erst einmal sicher", sagte ein Händler. "Viele warten jetzt erst einmal die weiteren Quartalszahlen ab", sagte ein anderer Börsianer.

"Mittlerweile müssen diese auch schon deutlich besser als erwartet ausfallen, um Schub zu geben, nur 'gute' Zahlen reichen nicht mehr". In den kommenden Tagen lassen sich unter anderem Ebay, Amazon, McDonalds und Microsoft in die Bücher blicken. Für Druck sorgten zudem US-Konjunkturdaten, die schlechter als erwartet ausgefallen waren und die US-Börsen belasteten.

Spekulationen auf eine Übernahme haben Händlern zufolge dem Aktienkurs von K+S nach oben getrieben. Die Titel des Salz- und Düngemittelspezialisten stiegen um 1,6 Prozent auf 40,90 Euro und markierten damit die Dax-Spitze. "Es gibt vage Gerüchte, dass BHP bietet", sagte ein Börsianer. Auch andere Marktteilnehmer berichteten von derartigen Spekulationen. Allerdings tauchten diese Gerüchte nicht das erste Mal auf, hieß es. Das Kasseler Unternehmen wollte sich zu den Gerüchten nicht äußern.

Die Aktien von Infineon mit plus 1,2 Prozent auf 3,88 Euro von den starken Quartalszahlen der US-Branchenkollegen. Daimler - die großen Gewinner von Wochenbeginn - notierten 1,7 Prozent tiefer bei 36,98 Euro. Einige Analysten lobten die am Montag überraschend veröffentlichten Eckdaten der Quartalsbilanz. "Das war genau das, auf was wir gehofft hatten, und wir sind mit den Ergebnissen sehr zufrieden", schrieben die Analysten von Unicredit. Andere blieben zurückhaltender: "Für eine abschließende Würdigung muss jedoch die Veröffentlichung des kompletten Abschlusses abgewartet werden", schrieb DZ-Bank-Analyst Michael Punzet. Am Montag hatten Daimler-Papiere sieben Prozent höher geschlossen.

Im TecDax gewannen die Aktien von Dialog Semiconductor 5,6 Prozent auf 5,87 Euro. Als tragende Stütze erwiesen sich jeodch die Aktien von SMA Solar. Der Solartechnikhersteller hatte überraschend ein Rekordquartal gemeldet und seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr angehoben. Anleger honorierten dies mit Käufen. Das Papier legte an der TecDax-Spitze 16,86 Prozent zu auf 68,95 Euro. Centrotherm verteuerten sich nach einer Analystenempfehlung 7,4 Prozent auf 34,75 Euro.

Im MDax litten dagegen die Celesio-Aktien mit minus 2,2 Prozent auf 17,98 Euro darunter, dass der Pharmahändler zur Refinanzierung seiner Zukäufe in Brasilien und Belgien eine Wandelanleihe begeben will.

Das Handelsvolumen im Dax belief sich auf 112 (Montag: 98) Mio. Aktien. Der Umsatz stieg leicht auf 3,1 (2,9) Mrd. Euro.

An der Wall Street notierte der Dow-Jones-Index zum Handelsschluss in Europa 0,4 Prozent niedriger bei 10.048 Punkten. Der S&P500 fiel um 0,5 Prozent auf 1093 Zähler und der Nasdaq-Composite verbuchte einen Abschlag von 0,4 Prozent auf 2168 Punkte. Marktteilnehmern zufolge wurde der positive Einfluss guter Quartalsberichte von schwachen Konjunkturdaten zunichte gemacht. "Viele Börsianer haben aber auch nur einen Vorwand gesucht, um Gewinne zu realisieren", sagte ein Marktteilnehmer.

Hinweise zur Preisstabilität

Im September sind die Erzeugerpreise nach Angaben des Statistischen Bundesamts nochmals um 7,6 Prozent gesunken. Schon im Juli und August waren die Preise, die Großhändler etwa an Landwirte und die Industrie zahlen, um 7,8 und 6,9 Prozent gesunken. Im September sanken die Preise zudem im Vergleich zu August um 0,5 Prozent.

Die Preise wirken sich nicht eins zu eins auf die Verbraucherpreise aus, können diese aber beeinflussen. Zunächst ist entscheidend, ob die Großhändler die Einsparungen beim Weiterverkauf an die Supermärkte weitergeben. Dann sind die Supermärkte am Zug. Diese liefern sich seit Jahresbeginn eine Preisschlacht und gaben sinkende Einkaufspreise bislang an die Kunden weiter.

Zuversicht im Außenhandel

Nach den drastischen Einbrüchen in diesem Jahr setzen die deutschen Exporteure für 2010 wieder auf deutlich anziehende Geschäfte. Im Schlepptau der weltweiten Erholung dürften die Umsätze um bis zu zehn Prozent auf 898 Mrd. Euro klettern, erklärte der Branchenverband BGA. Der Außenhandel werde in den nächsten Monaten und auch kommenden Jahr weiter an Boden gut machen. Eine Rückkehr zu früheren Boomjahren sei dies jedoch nicht.

"Vor uns liegt ein langer und beschwerlicher Weg, frühestens im Jahr 2012 werden wir wieder das Export-Niveau von 2008 erreichen", sagte BGA-Präsident Anton Börner. Sorgen bereite der Wirtschaft zudem der starke Euro, der Ausfuhren in den Dollarraum verteuert.

Wegen der weltweiten Rezession rechnen die Exporteure 2009 wie bisher mit einem Geschäftseinbruch um 18 Prozent - dies ist das erste Umsatzminus seit 1993 und das kräftigste seit Bestehen der Bundesrepublik. Die Importe werden nach Verbands-Schätzung um 15 Prozent einbrechen und im nächsten Jahr wieder um sieben Prozent auf 745 Mrd. Euro zulegen.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa/rts

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