Marktberichte

Der Spuk ist vorbei Dax steckt Dresdner weg

Der Druck auf den deutschen Leitindex hat sich am Montagnachmittag - bei zugegebenermaßen schrumpfenden Umsätzen - verflüchtigt. Der Markt steckte den anfänglichen Schreck über den Dresdner-Deal damit überraschend gut weg. Etwas gestützt wurde der Dax vom Ölpreis, der im Handelsverlauf leicht zurückkam. Vor allem die Autowerte legten zu. Hintergrund waren die kräftigen Kursaufschlägen bei Michelin und Fiat. Im Dax notierten gleich alle drei dort gelisteten Autobauer - Daimler, BMW und Volkswagen - im Plus.

Der Dax schloss nach einem Intermezzo im grünen Bereich nahezu unverändert bei 6.421 Punkten. Und das trotz schwacher Vorgaben aus den USA und Japan und unerwartet schlechter Konjunkturdaten aus Deutschland, die die Aufwärtsbewegung doch deutlich gedrosselt haben.

Bereits vor der Eröffnungsglocke am deutschen Aktienmarkt hatte das Statistische Bundesamt "Destatis" die Zahlen zum deutschen Einzelhandelsumsatz im Juli vorgelegt. Mit einem Minus von real 1,5 Prozent gegenüber dem Vormonat hat sich die Kauflaune damit deutlich stärker als erwartet eingetrübt. Volkswirte hatten im Mittel ihrer Prognosen lediglich einen Rückgang um 0,4 Prozent erwartet. "Das ist ein weiterer Hinweis auf eine deutliche konjunkturelle Abschwächung in Deutschland und im Euroraum und stützt die Stimmung der Marktakteure bestimmt nicht", sagte ein Händler.

Dafür hat der im Verlauf der Sitzung veröffentlichte Einkaufsmanagerindex für das deutsche Verarbeitende Gewerbe im August mit einem Stand von 49,7 den Ökonomenkonsens von 49,9 nahezu getroffen und Marktteilnehmern zufolge zur leichten Erholung am deutschen Aktienmarkt beigetragen. Damit war die Agenda der Konjunkturdaten aus dem Euroraum abgearbeitet, denn aus den USA standen angesichts des "Labor Day" keine makroökonomischen Zahlen zur Veröffentlichung an.

Top-Thema am Montag waren nicht die Konjunkturdaten, sondern die Fusion der beiden deutschen Großbanken Commerzbank und Dresdner Bank. Das Management der Commerzbank mag sich über den Deal mit der Dresdner Bank freuen, die Aktionäre taten es offensichtlich nicht. Marktteilnehmer befürchten, dass die Kosten des Geschäfts auf die Schultern der Commerzbank-Aktionäre übergewälzt werden. Der Gewinn je Aktie der Commerzbank werde zunächst stark verwässert, sagte ein Analyst. Dabei sei unsicher, ob der Markt steigende Erträge ab 2011 antizipiere: "Denn die Dresdner Bank hat sich bereits in der Vergangenheit als resistent gegen Umstrukturierungen gezeigt."

Commerzbank verloren 10,2 Prozent, Allianz-Papiere erholten sich von ihren morgendlichen Abschlägen und schlossen unverändert. Die Commerzbank übernimmt nach monatelangen Fusionsverhandlungen für insgesamt 9,8 Mrd. Euro in zwei Schritten die angeschlagene Allianz-Tochter und stemmt damit den größten Deal in der deutschen Finanzbranche seit Jahren. Laut "Handelsblatt" wird der Verkauf den Münchener Versicherer über Abschreibungen noch mal etwa 700 Mio. Euro kosten, erfuhr die Zeitung aus Finanzkreisen. Zudem wird die Fusion nach Angaben der Commerzbank 9.000 Vollzeitstellen kosten, die sozialverträglich abgebaut werden sollen. Ein Händler sagte: "Die Details entsprechen im Wesentlichen den Erwartungen, die in den Spekulationen der vergangenen Wochen gehandelt worden sind." Nach der Einigung gaben die Konzerne am heutigen Montag Details der Transaktion bekannt.

Die Titel der Deutschen Bank gaben ihr zwischenzeitliches Plus wieder ab und schlossen 0,2 Prozent leichter. Ein Händler meinte, es werde interessant, wie der deutsche Branchenprimus auf die Dresdner- Übernahme reagieren wird und ob er sich langfristig behaupten könne.

Im Fokus standen auch Titel von Versicherern. Händler verwiesen auf den Wirbelsturm "Gustav" in den USA, vor dem Millionen Menschen auf der Flucht sind und der schon erhebliche Schäden angerichtet hat. M ünchener Rück hielten sich dafür vergleichsweise gut. Die Titel büßten 0,2 Prozent ein.

Linde standen wegen des Anteils der Commerzbank an dem Industriegase-Konzern im Blick. Händlern zufolge ist das Interesse an der Aktie durch den knapp 10-prozentigen Anteil der Commerzbank, der zur Finanzierung der Dresdner Bank bald zum Verkauf stehen dürfte, bereits in den letzten Handelstagen deutlich gestiegen. "Linde ist eine Aktie mit normalerweise sehr geringem Handelsvolumen - sollte hier jemand interessiert sein, eine Position aufzubauen, kann er dies nun, ohne den Kurs sehr stark zu bewegen", sagte Thomas Nagel von Equinet. Das habe zuletzt bereits die Nachfrage nach der Aktie erhöht. Der Titel notierte 0,2 Prozent höher.

Die Autobauer drückten aufs Gas, nachdem der Index für die europäische Branche 0,8 Prozent zulegte. Daimler gewannen 1,7 Prozent. BMW und VW legten 1,3 bzw. 0,7 Prozent zu.

Bayer drehten mit 0,9 Prozent ins Plus. Das entsprach den Markterwartuingen. Wie es heißt, erreicht der Pharma- und Chemiekonzern mit seinem wichtigen Thrombosemedikament Rivaroxaban(Xarelto) früher als erwartet den nächsten Schritt zur Marktreife. Bayer schätzt das Spitzenumsatzpotenzial von Rivaroxaban in allen Indikationen weltweit auf mehr als 2,0 Mrd. Euro. Ein Händler bewertete die Nachricht leicht positiv für den Aktienkurs der Leverkusener. Schließlich hätten erst am Mittwochvergangener Woche die US-Pharmaunternehmen Pfizer und Bristol-Myers Squibb bei der Entwicklung ihres Konkurrenzproduktes Apixaban einen Rückschlag erlitten.

Im TecDax notierten die Aktien von IDS Scheer 7,2 Prozent leichter. Der IT-Berater hat seinen Vorstandschef überraschend ausgetauscht. Der neue Mann soll für höhere Margen sorgen.

Quelle: ntv.de

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