Marktberichte

"Es wird Zeit, Kasse zu machen" Dax steckt in der Fed-Flaute

Die Unklarheit über den Kurs der designierten Fed-Chefin Janet Yellen verunsichert die Dax-Anleger.

Die Unklarheit über den Kurs der designierten Fed-Chefin Janet Yellen verunsichert die Dax-Anleger.

(Foto: picture alliance / dpa)

Allzu fern ist der Ausstieg der US-Notenbank aus der ultralockeren Geldpolitik nicht mehr. Die Dax-Anleger gehen deshalb lieber auf Nummer sicher und machen Kasse - das beschert dem Dax den größten Tagesverlust seit drei Monaten. ThyssenKrupp geht zudem wegen eigener Probleme in die Knie.

Die Unklarheit über den weiteren geldpolitischen Kurs der US-Notenbank Fed hat dem deutschen Aktienmarkt deutliche Verluste beschert. Der Leitindex Dax notierte rund 1,9 Prozent schwächer bei 9.223,40 Punkten, der größte Tagesverlust seit gut drei Monaten. Der MDax gab ebenfalls rund 1,9 Prozent auf 15.075,52 Zähler nach. Am Vortag hatte der Index für mittelgroße Werte noch mehrfach Bestwerte gesetzt - die Latte liegt aktuell bei 16.418,33 Punkten. Der TecDax verlor ebenfalls rund 1,9 Prozent.

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"Es wird Zeit, Kasse zu machen", sagte ein Händler. Seit Jahresbeginn hat der Dax fast 24 Prozent zugelegt, zuletzt war er von einem Rekordhoch zum anderen geeilt. So lange nicht klar sei, wann Bernanke & Co die Geldschwemme der US-Notenbank zurückfahren, dürften Investoren Vorsicht an den Tag legen, sagten Börsianer. "Das ist ja nur eine Frage der Zeit, wann die Fed ihre Anleihekäufe reduziert", fasste ein Börsianer zusammen.

Weitere Hinweise auf den geldpolitischen Kurs erhoffen sich die Anleger vom "Beige Book", dass die US-Notenbank am Mittwochabend veröffentlicht. Sollte die Einschätzung zur Konjunktur optimistisch sein, dürften die Finanzmärkte dies als Hinweis auf eine Drosselung der ultralockeren Geldpolitik auffassen. Weitere Klarheit sollten zudem die Arbeitsmarktdaten für November schaffen, die am Freitag veröffentlicht werden.

Die Protokolle der letzten Fed-Sitzung hatten darauf hingedeutet, dass der Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes nicht mehr allzu fern liegt: Die Währungshüter erwarteten eine "Verbesserung am Arbeitsmarkt, die eine Verminderung der Anleihekäufe in den nächsten Monaten rechtfertigt", heißt es dort. Die Fed könnte ihre Geldspritzen deshalb schon bald drosseln. Derzeit pumpt die Fed über den Ankauf von langlaufenden Staatsanleihen und Hypothekenpapieren monatlich 85 Milliarden Dollar in den Finanzkreislauf.

ThyssenKrupp verliert sein Bollwerk

Zu den größten Verlierern im Dax zählten erneut ThyssenKrupp. Nach dem 8,5-prozentigen Minus vom Vortag gaben die Titel weitere 2,1 Prozent nach. Der kriselnde Konzern hat den Kapitalmarkt angezapft und so 882,3 Mio. Euro eingenommen. "Für die Kapitalbasis gibt das erst einmal eine gewisse Sicherheit", sagte ein Analyst. Mit dem Erlös will ThyssenKrupp seinen Milliarden-Schuldenberg abtragen. Die Aktien wurden zu 17,15 Euro platziert. Dies ist ein Abschlag von 2,8 Prozent auf den Schlusskurs von Montag in Höhe von 17,635 Euro.

Zudem hat sich die mächtige Krupp-Stiftung nicht an der Kapitalerhöhung beteiligt und dadurch ihre Sperrminorität verloren. Bisher galt die Stiftung als Bollwerk gegen eine feindliche Übernahme oder eine Zerschlagung des Stahlriesen. Der Wegfall der Sperrminorität wird für den ThyssenKrupp-Kurs aber nicht negativ gesehen: "Damit wachsen die Chancen für eine strategische Neuausrichtung", sagte ein Marktteilnehmer. Investoren wie der schwedische Hedgefonds Cevian, der an einer Zerschlagung interessiert sein könnte, haben nun bei ThyssenKrupp mehr Einfluss.

Commerzbank unter Razzia-Schock

Commerzbank-Aktien mussten ebenfalls heftig Federn lassen. Die Papiere verloren rund 3,8 Prozent und waren damit Dax-Schlusslicht. Die Staatsanwaltschaft Bochum ermittelt gegen die italienische Generali-Versicherung wegen des Verdachts der Beihilfe zur Steuerhinterziehung. Reiche Kunden der Commerzbank sollen mithilfe von Generali-Lebensversicherungen, die als Tarnung für Vermögensverwaltungsverträge dienten, Steuern im dreistelligen Millionenbereich hinterzogen haben. Im Zusammenhang damit hatten fast 300 Ermittler bundesweit Geschäftsräume der Commerzbank durchsucht, darunter auch die Commerzbank-Zentrale.

Der Ausbruch der Vogelgrippe in Asien setzte die Aktien der Fluggesellschaften stark unter Druck. Lufthansa setzten sich mit einem Abschlag von rund 3,8 Prozent ebenfalls ans Ende der Dax-Werte. In Paris verbilligten sich Air France/KLM um mehr als vier Prozent. Hongkong hatte am Montagabend den ersten Fall des Vogelgrippen-Virus H7N9 bestätigt. Ebenfalls im Minus notieren Continental mit einem Abschlag von rund 2,2 Prozent. JP Morgan hat die Titel auf "Neutral" von "Overweight" heruntergestuft.

Fresenius setzten sich dagegen nach einer Hochstufung an die Dax-Spitze. Die Aktien legten 1,2 Prozent zu. Händlern zufolge hat Morgan Stanley die Aktien auf "Overweight" von "Equal-Weight" hochgenommen. Die Analysten der Berenberg Bank erhöhten ebenfalls ihr Kursziel um zwei auf 122 Euro und bekräftigten ihre Kaufempfehlung. Dabei verwiesen sie auf die höheren Gewinnerwartungen für die Dialyse-Tochter FMC.

Im TecDax rückten Morphosys zwischenzeitlich um 0,8 Prozent vor, rutschten dann aber um 1,1 Prozent ab. Der Erhalt eines Patents auf Krebs-Antikörper gab den Aktien zunächst Auftrieb. Kontron ging dagegen auf Talfahrt: Die Finanzchefin Andrea Bauer verlässt das Unternehmen. Die Aktien des Spezialcomputerbauers büßten 2,7 Prozent ein und rutschten in der Spitze sogar um 10,4 Prozent ab.

Quelle: ntv.de, hvg/rts

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