Marktberichte

Einmal werden wir noch wach... Dax steigt mit Hoffnung auf Draghi

Haendler_Dax.jpg

(Foto: REUTERS)

Nach einer wahren Achterbahnfahrt verabschiedet sich der deutsche Aktienmarkt mit Kursgewinnen aus dem Handel. Für gute Stimmung sorgen am Vorabend der mit großer Spannung erwarteten Ratssitzung der EZB immer neue Gerüchte um ein großes Anleihenkaufprogramm der Notenbanker.

Würde die Geldpolitik in der Eurozone am deutschen Aktienmarkt gemacht, wären Anleihenkäufe der EZB wohl beschlossene Sache. Angefeuert von Gerüchten um angeblich beschlossene Details zum Kaufprogramm haben die Kurse in Frankfurt am Mittwoch nach einem teils nervösen Handel fester geschlossen.

Der Dax beendete den Handel mit einem Kursplus von 0,5 Prozent bei 6964,69 Punkten. Für den MDax ging es dagegen um 0,1 Prozent nach unten auf 10.887,27 Zähler. Der TecDax gewann 0,4 Prozent hinzu auf 795,32 Punkte.

Unter den Marktteilnehmern wuchs die Überzeugung, dass die EZB im Anschluss an ihre Ratssitzung am Donnerstag neue Maßnahmen zur Unterstützung von an den Märkten unter Druck stehenden Mitgliedern der Eurozone ankündigen wird. Auslöser waren mehrere inoffizielle Berichte zu angeblichen Details des Anleihenkaufprogramms. Der US-Sender Bloomberg berichtete unter Berufung auf zwei Mitarbeiter der Notenbank, dass EZB-Präsident Draghi den unbegrenzten Ankauf von Staatsanleihen der Eurozonen-Krisenländer plane. Zudem berichtete die Nachrichtenagentur Reuters, ebenfalls unter Berufung auf zwei hochrangige Notenbanker, dass die EZB bei Anleihekäufen ihren bevorzugten Gläubigerstatus aufgeben wolle. Die EZB wolle ihre Anleihenkäufe durch Gegengeschäfte sterilisieren, so dass damit keine Ausweitung der Geldmenge verbunden sein soll. Details zum Umfang oder etwaigen Zinsgrenzen werde Draghi jedoch am Donnerstag nicht nennen.

Hinzu kam ein stützendes Signal vom heimischen Anleihemarkt: Weil eine Auktion frischer Staatsanleihen Deutschlands schleppend verlief, sahen einige Börsianer darin ein Zeichen, dass festverzinsliche Wertpapiere etwas von ihrer Anziehungskraft verloren hätten und in Aktien umschichteten. Die Auktion neuer zehnjähriger Bundesanleihen war technisch unterzeichnet. Statt des geplanten Volumens von 5 Mrd. Euro lagen die Gebote nur bei 3,9 Mrd. Euro, ausgegeben wurden Papiere für 3,6 Mrd. Euro. Die restlichen Papiere für rund 1,4 Mrd. Euro behielt zu Marktpflegezwecken die Bundesbank ein. Nur so lag am Ende die tatsächlich zugeteilte Nachfrage rund 10 Prozent über dem Angebot.

Für lange Gesichter sorgen bei Anlegern am Morgen noch enttäuschende Indikatoren von den Einkaufsmanagern aus dem europäischen Dienstleistungssektor. Für die Eurozone ist der entsprechende Index in der zweiten Lesung im August auf 47,2 Punkte gefallen nach 47,9 im Juli. Erwartet wurde ein Wert von 47,5 Punkten. Vor allem Frankreich blieb unter den Erwartungen. In Deutschland signalisierte der Index mit 48,3 Punkten erneut ein schrumpfendes Geschäft, allerdings hatten Börsianer mit diesem Wert gerechnet. Dafür haben sich aber Spanien und Italien etwas verbessert.

Fremdschämen bei der Post

Auf der Unternehmensseite sorgte vor allem der Blick in die nahe Zukunft mal für gute, mal für schlechte Laune bei Investoren. Dicke kam es etwa für die Deutsche Post, die mit einem Kursminus von 1,5 Prozent zu den größten Verlierern gehörte. Der Logistiker litt unter einer Gewinnwarnung des US-Rivalen Fedex. Angesichts der schwächelnden Weltkonjunktur hat das Unternehmen seine Gewinnerwartungen für das abgelaufene Quartal deutlich nach unten geschraubt. Mehrere Analysten nahmen daraufhin ihre Kursziele für den US-Konzern nach unten. Logistikgrößen wie Fedex gelten wegen ihrer Schlüsselrolle im Transport von Waren zu wichtigen Indikatoren der konjunkturellen Entwicklung.

Ebenfalls 1,5 Prozent schwächer schlossen Aktien von Infineon. Bereits am Vorabend hatten die Titel des Chipkonzerns stark nachgegeben. Börsianer verwiesen dabei auf einen negativen Analystenkommentar von Nomura.

Über steigende Kurse nach einer neuen Prognose konnten sich dagegen Anleger von Fresenius freuen, die Papiere legten um 1,4 Prozent zu. Bereits zum dritten Mal in Folge schraubte der Gesundheitskonzern die Aussichten für die Generikatochter Kabi nach oben. DZ-Bank-Analystin Christa Bähr bezeichnete die Prognose als konservativ und bekräftigte ihre Kaufempfehlung. Auch die Dialysetochter FMC gehört mit 1,5 Prozent zu den stärkeren Titeln.

Tagesgewinner im Dax war Linde mit einem Kursplus von 2,0 Prozent. Damit stemmte sich das Unternehmen gegen einen negativen Ausblick des Branchenverbands VCI, der bei Chemieunternehmen stärkere Bremsspuren durch die Schuldenkrise befürchtet als bislang angenommen. Positiv trug möglicherweise auch zur Kursentwicklung bei, dass sich Linde mit einer Unternehmensanleihe eine Mrd. Euro am Kapitalmarkt geliehen hat. Das Unternehmen sprach von sehr guten Finanzierungskonditionen.

Quelle: ntv.de, nne/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen