Marktberichte

Ein Markt für Psychologen Dax stoppt über 7000

Die 7000er Marke hat noch gehalten. Aber am Freitag könnte die psychologisch wichtige Marke nach unten durchbrochen werden.

Die 7000er Marke hat noch gehalten. Aber am Freitag könnte die psychologisch wichtige Marke nach unten durchbrochen werden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Abwärtstrend am deutschen Aktienmarkt hält ant: Nach schwachen Daten zum Wirtschaftswachstum innerhalb der Eurozone weiten sich die Kursverluste an der Frankfurter Börse aus. Auch von US-Konjunkturseite gibt es keine positiven Impulse. Im Dax können sich Merck dem Negativtrend entziehen. Die 7000 wackelt.

Konjunkturängste haben am Donnerstag das Handeln der Anleger am deutschen Aktienmarkt bestimmt. Zu der Furcht vor der Fiskalklippe in den USA und den Sorgen vor einer Eskalation der Gewalt im Nahen Osten kamen überraschend schwache US-Arbeitsmarktdaten am Nachmittag hinzu.

DAX
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Der Dax schloss 0,8 Prozent im Minus bei 7043 Punkten, das Tagestief hatte er bei 7022 Zählern markiert. Der MDax verlor 1,6 Prozent auf 11.071 Stellen, der TecDax 1,0 Prozent auf 795 Zähler.

"Die Zahlen bieten keinen Grund zum Optimismus", sagte Helaba-Analyst Ulrich Wortberg. Es bleibe aber abzuwarten, wie stark die Daten von den Auswirkungen des Wirbelsturms "Sandy" verzerrt worden seien. "Der Markt ist sehr schwierig zu greifen. Niemand will sich wirklich positionieren. Alle warten nur noch ab", fasste ein Börsianer die Lage zusammen. Am Vortag hatte Israel den Militärchef der im Gazastreifen regierenden Hamas gezielt getötet und angekündigt, die Angriffe auszuweiten. "Die Hauptgründe für die heutige Schwäche sind eine Kombination aus der anhaltenden europäischen Schuldenkrise, der schwächelnden US-Konjunktur und den jüngsten Unruhen im Nahen Osten", bestätigte Analyst Tobias Reichert vom Broker IG.

BIP und Verbraucherpreise

Auf Konjunkturseite standen die BIP-Zahlen zahlreicher Euro-Länder sowie die Verbraucherpreise im Fokus. Dazu kamen einige Unternehmensbilanzen. Zusammen mit Eurostat veröffentlichten die nationalen Statistikbehörden der Eurozone durchwachsene Signale: In Deutschland wuchs die Wirtschaft mit 0,2 Prozent im dritten Quartal wie erwartet. Auch in Frankreich legte das BIP 0,2 Prozent zu, was aber positiv überraschte. In Italien schrumpfte die Wirtschaft um 0,2 Prozent - und damit weniger deutlich als befürchtet. "Damit könnte das Wirtschaftswachstum in der Eurozone in Richtung Stagnation laufen - immerhin gar nicht so schlecht", erklärte ein Börsianer.

Wenig positives gab es von der Schuldenfront: In Washington enttäuschte US-Präsident Barack Obama all diejenigen, die sich von seiner Pressekonferenz am Vorabend einen Hinweis auf eine rasche Lösung des Haushaltsstreits erhofft hatten. Sollten sich Demokraten und Republikaner nicht bis Jahresende auf Kompromisse einigen, laufen zum 1. Januar Steuererleichterungen aus und treten zugleich Ausgabenkürzungen in Kraft, deren Gesamtumfang so riesig ist, dass die weltgrößte Volkswirtschaft in eine Rezession abgleiten dürfte. In der US-Notenbank Fed wird zudem der Ruf nach einer Verstärkung der Anleihekäufe im kommenden Jahr laut, wie aus dem Protokoll der Fed-Sitzung von Mitte Oktober hervorgeht.

Merck und Infineon im Blick

Merck KGaA
Merck KGaA 109,55

Im Dax standen die Aktien von Merck KGaA im Mittelpunkt. Der Pharma- und Chemiekonzern habe exzellente Zahlen vorgelegt, die über den Erwartungen lägen, erklärte DZ-Bank-Analyst Peter Spengler in einer Kurzstudie. Die Darmstädter hatten ihre Umsatzprognose für das Gesamtjahr angehoben. Merck profitiert von Sparerfolgen und der kräftigen Nachfrage nach Flüssigkristallen. Die Aktien verteuerten sich um 1,3 Prozent. Mit der Deutschen Telekom, die um 0,5 Prozent anzogen, gab es lediglich einen weiteren Wert, der nachhaltige Gewinne aufwies.

Gewinnmitnahmen drückten dagegen die Titel von Infineon um 1,7 Prozent ins Minus. Damit gaben die Papiere aber nur einen kleinen Teil ihres fast sechsprozentigen Vortagesplus ab. Anlegern hatte vor allem das Sparprogramm des Chipherstellers gefallen.

Mit Abstand schwächster Titel im Dax waren die Papiere der Deutschen Lufthansa. Sie büßten mehr als 5 Prozent ein. Europaweit stand der Airline-Sektor unter Druck. "Da scheint ein Großer aus dem Branchen-Basket auszusteigen", vermutete ein Händler. Dies sei kurz vor Jahresende nachvollziehbar, da Fluggesellschaften zu den besten Performern des Jahres gehören. "Schon Lufthansa hatten nicht mehr auf die guten Nachrichten zur Einigung im Tarifstreit mit dem Begleitpersonal reagiert", so ein anderer Händler: "Das war ein typisches Zeichen, dass die Luft raus ist". Lufthansa haben seit dem Frühsommer um rund die Hälfte zugelegt, Air France sich sogar verdoppelt. Nachrichten gebe es indes nicht.

Im MDax machten Anleger bei Bilfinger nach den Kursgewinnen vom Mittwoch Kasse: Die Aktien rutschten 5,4 Prozent ab, nachdem die Papiere zuvor bereits 4,2 Prozent gewonnen hatten. Ebenfalls auf der Verliererseite standen mit einem Abschlag von 2,3 Prozent die Titel des Berliner Wohnungskonzerns GSW, der mit einer Wandelanleihe über 185 Mio. Euro die Kasse für weitere Zukäufe füllt.

Schlusslicht im MDax waren Fuchs Petrolub, die um 5,5 Prozent einbrachen. "Einige Anleger verabschieden sich aus dem Papier, nachdem Fuchs es nicht in den MSCI-Index geschafft hat", erklärte ein Händler.

Positiv werteten Händler die Zahlen von Air Berlin. "Das Quartal scheint besser als erwartet gelaufen zu sein, weil das Sparprogramm zu greifen beginnt", sagte ein Händler mit Blick auf . Der negative Effekt der steigenden Kerosinpreise sei dadurch mehr als aufgefangen worden. Für die Zukunft seien dies gute Nachrichten, da die Abkühlung der internationalen Konjunktur wohl nicht mehr für weiter steigende Preise sorge.

Gleichzeitig laufe das Passagiergeschäft weiter relativ konjunkturneutral, wie Verkehrszahlen auch anderer Unternehmen wie Lufthansa und Fraport zeigten. Die Einnahmeseite scheine daher nicht gefährdet. Die Air-Berlin-Aktien verloren dennoch mehr als 4 Prozent.

Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts

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