Schlechte Aussichten Dax stürzt ab
07.05.2010, 18:40 Uhr
Da braut sich was zusammen.
(Foto: REUTERS)
Unsicherheit ist Gift für die Finanzmärkte. Diese alte Börsenweisheit bewahrheitet sich einmal mehr: Der Frankfurter Aktienmarkt schließt nach nervösem Handel deutlich im Minus.
Am Tag nach dem heftigsten Punkteverlust in der Geschichte der Wall Street hat der deutsche Aktienmarkt deutliche Verluste verbucht. Nach deutlichen Auftaktverlusten in Folge der Turbulenzen an den US-Börsen hat der deutsche Aktienmarkt das Minus etwas eindämmen können. Der Leitindex Dax gab 3,2 Prozent auf 5715,09 Punkte ab. Der MDax sank um 3,2 Prozent auf 7636,77 Punkte, der TecDax büßte 3 Prozent auf 746,53 Zähler ein.
Wegen technischer Probleme war der nachbörsliche Handel kurze Zeit ausgesetzt.
"Es ist nach wie vor so, dass die Leute Richtung Griechenland schauen", sagte ein Analyst. Börsianer verwiesen zudem auf das Minus an den US-Börsen, nachdem sich die Wall Street nach einem unter dem Strich erfreulichen Arbeitsmarktbericht nicht wie von einigen erwartet im Plus halten konnte. "Der Aktienmarkt hat anders als der Anleihenmarkt die von Griechenland ausgehenden Risiken zuletzt unterschätzt. Das wird jetzt nachgeholt", sagte ein Börsianer.
Die unerwartet guten Daten vom US-Arbeitsmarkt verpufften an der Börse weitgehend. "Konjunkturell sieht es in den USA richtig gut aus, aber wenn sich die Krise in Europa ausweitet, dann kann man sich negative Auswirkungen auf die Weltwirtschaft ausmalen", sagte Aktienstratege Emil Heppel von der Landesbank Berlin. "Die Lage am US-Aktienmarkt wird weniger von US-Daten als von der Lage in Europa beeinflusst", sagte er. "Es scheint auf dem Weg der Erholung der US-Wirtschaft voranzugehen - mit ansteigender Tendenz." In der weltgrößten Volkswirtschaft war im April die Zahl der Beschäftigten unerwartet stark um 290.000 gestiegen. Nach Einschätzung von Postbank-Volkswirt Thilo Heidrich ist es allerdings fraglich, ob der Arbeitsmarkt das Erholungstempo durchhalten kann.
Die Skepsis der Investoren blieb bestehen, auch wenn für den Abend noch die Auszahlung von Hilfen der EU an Griechenland erwartet wurde. "Was man von den Griechen an Reformen verlangt ist einfach nicht umzusetzen", brachte ein Börsianer die Stimmung auf den Punkt. "Viele rechnen damit, dass Gläubiger einen Teil ihrer Schulden verzichten müssen." Der Athener Leitindex büßte knapp drei Prozent ein. Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise hält dagegen die negative Stimmung gegenüber Griechenland für falsch. "Griechenland ist nicht in einer ausweglosen Schuldenfalle", schrieb er in einem Marktkommentar. Das Staatsdefizit des Landes sei bereits am Sinken.
Im Blickpunkt waren Finanzwerte, nachdem am Vortag der US-Bankenindex 4,5 Prozent verloren hatte. Deutsche-Bank-Titel etwa fielen um 3,9 Prozent, Postbank-Aktien sanken um 4,1 Prozent. Papiere der Commerzbank aber legten um 0,9 Prozent zu. Während einige Händlern über das Kursplus rätselten, verwiesen andere auf Nachwirkungen der am Donnerstag veröffentlichen guten Quartalszahlen.
Für Bewegung sorgten auch Quartalszahlen: Der Rückversicherer Munich Re hatte Zahlen vorgelegt, die von Händlern als "besser als erwartet" eingestuft wurden. Die Aktien verloren in dem schwachen Umfeld dennoch 2,9 Prozent. Auch der Autozulieferer und Rüstungskonzern Rheinmetall hatte gute Zahlen präsentiert. Dennoch sanken dessen Titel im Sog der negativen Nachrichten um 4,8 Prozent.
Der Kursrutsch an den US-Börsen am Donnerstag saß den Börsianern auch am Freitag in den Knochen. Der Dow-Jones-Index war - offenbar durch eine technische Kettenreaktion im Computerhandel - zeitweilig um 1000 Punkte abgestützt. "Die unterliegende Ursache für die Nervosität ist aber eine ganz andere: die Sorge vor einer Schuldenkrise in Europa", betonte der Chefvolkswirt der UniCredit in Deutschland, Andreas Rees. "Die steigende Risikoaversion ist über den Atlantik und damit auch nach Asien geschwappt." Falls sich diese Ängste verstärkten, würde sich die Schuldenproblematik in der Euro-Zone zu einem globalen Problem auswachsen.
Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ/dpa-afx