Rabenschwarzer Tag Dax stürzte ab
19.07.2002, 20:10 UhrEs war wieder einmal ein rabenschwarzer Tag für die deutschen Standardwerte. Die Gewinnwarnung bei Epcos schickte den gesamten Technologiesektor in den Keller. Und auch aus den USA kamen wenig erbauliche Vorgaben. Der Dax schloss mit einem Minus von 5,1 Prozent bei 3.892 Zählern.
Epcos wartete mit einer überraschenden Gewinnwarnung auf. Nach einem unerwartet schwachen dritten Quartal hat der Hersteller von passiven Bauelementen seine Prognosen für das Gesamtjahr deutlich nach unten korrigiert. Statt eines operativen Gewinns im mittleren zweistelligen Millionenbereich rechnet Epcos jetzt mit einem Verlust in ähnlicher Größenordnung. Durch den starken Kursverfall ist der Wert nach Meinung einiger Analysten zudem von einer Herausnahme aus dem Dax bedroht. Die Aktie brach zwischenzeitlich um rund 20 Prozent ein, erholte sich gegen Ende hin aber wieder etwas. Der Schlussstand: 22,00 Euro, ein Minus von 16,8 Prozent.
Infineon hat den Umsatz im dritten Quartal leicht um ein Prozent zum Vorquartal und um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal gesteigert. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) verbesserte sich von minus 178 im zweiten Quartal auf minus 107 Millionen Euro. Analysten zeigten sich positiv überrascht. Allerdings äußerte sich das Unternehmen vorsichtig zum weiteren Geschäftsverlauf. Der Kurs der Infineon-Papiere reduzierte sich um 2,6 Prozent auf 17,05 Euro. Im Tagesverlauf hatte die Aktie bereits mehr als vier Prozent verloren. Der Kurs des einstigen Mutterkonzerns Siemens schloss 5,3 Prozent tiefer auf 55,50 Euro.
Schwache Unternehmensergebnisse bei den Beteiligungen belasteten den Finanzsektor. Gerüchte, deutsche Banken würden erwägen, sich von Finanzbeteiligungen trennen, drückten die Versicherer Münchener Rück und Allianz ins Minus. Beide Werte hatten bereits am Vortag deutlich verloren. Die Allianz-Aktie zementierte ihre Verluste und schloss bei 163,75 Euro, ein Abschlag von 8,2 Prozent. Die Münchener Rück gab 6,8 Prozent auf 199,07 Euro ab.
Der Finanzdienstleister MLP hat nach eigenen Angaben einen weiteren Erfolg gegen das Anlegermagzin "Börse Online" erzielt. Die Zeitschrift dürfe künftig nicht mehr behaupten, dass MLP in der Kapitalflussrechnung des Konzerns im ersten Quartal 2002 den Quartalsüberschuss doppelt verbucht habe. Den MLP-Papieren half dieser Teilerfolg nicht. Der Wert stand zum Schluss mit einem Minus von 4,6 Prozent bei 27,57 Euro an der Tafel.
Die Commerzbank erwägt die Einführung einer Vier-Tage-Woche für Mitarbeiter des Filialnetzes. Der Plan sei Teil einer Kostensenkungsstrategie, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Eine endgültige Entscheidung wird bis zum Monatsende erwartet. Die Aktie gab im allgemeinen Abwärtssog um 5,0 Prozent auf 12,78 Euro nach.
Erneut musste ein Unternehmen Zahlungsunfähigkeit anmelden. Diesmal handelte es sich um den im Sdax notierten Börsenmakler Kling Jelko. Die Hälfte des Grundkapitals sei aufgezehrt, hieß es dazu aus Frankfurt. Zuvor waren Verhandlungen mit dem Großaktionär Spütz über die Zuführung neuer Liquidität gescheitert. Unterdessen hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht die Schließung des Bankgeschäfts verfügt. Die Aktie brach im Parketthandel um rund die Hälfte auf 0,20 Euro ein. Auf Xetra kam kein Umsatz zustande.
Quelle: ntv.de