Marktberichte

USA ziehen mit Dax sucht Anschluss

Die freundliche Eröffnung der US-Börsen gab auch den deutschen Aktienmarkt Schwung. Der Dax ging 0,9 Prozent fester bei 6.715 Zählernaus dem Handel, konnte damit allerdings die herben Vortagesverluste von 1,8 Prozent nicht ganz wettmachen. "Die Umsätze sind insgesamt aber dürftig, das zeugt nicht von einer Auferstehung des Marktes", warnte Mirko Pillep von der Helaba. Die Stimmung sei weiterhin nervös und angeschlagen und könne schnell wieder kippen. Stützen konnten hingegen positiv interpretierte US-Konjunkturdaten.

Volatil blieb es vor allem bei Bankentiteln, die einen Teil ihrer Vortagesverluste wieder aufholten. Die Nachricht, dass bei der US-Investmentbank Lehman Brothers die Finanzchefin und der für das operative Geschäft zuständige Manager (COO) zurücktreten, sorgte aber für Verunsicherung. "Letzten Endes kann man das entweder so deuten, dass die einen kompletten Kehraus machen und dann alles bereinigt ist. Oder sie haben noch ein paar Milliarden unentdeckter Abschreibungen und deshalb müssen die jetzt gehen", kommentierte ein Händler.

An der Spitze der Dax-Gewinner standen die Commerzbank-Papiere, die nach einem positiven Geschäftsausblick um 6,3 Prozent stiegen. "Das sieht man in diesen Tagen eher selten, dass das Geschäft einer Bank gut läuft", sagte ein Händler. Privatkundenchef Achim Kassow zeigte sich mit dem Verlauf des zweiten Quartals sehr zufrieden. Zudem half den Papieren, dass die Fusionsgespräche zwischen Commerzbank und Dresdner Bank offenbar in Bewegung kommen, so soll die detaillierte Prüfung der Bücher bereits begonnen haben. Die Papiere der Dresdner-Konzernmutter Allianz stiegen um 1,5 Prozent.

Für Gesprächsstoff sorgen zahlreiche Umstufungen. JP Morgan hat das Kursziel für BASF von 119 auf 122 Euro angehoben und verweist auf den Anstieg des Ölpreises, die Einstufung bleibt bei "Overweight". BASF sprangen 1,4 Prozent ins Plus. ThyssenKrupp legen 4,1 Prozent auf 41,70 Euro zu, nachdem die Analysten der Credit Suisse den Titel noch einmal mit einem 80er Kursziel herausgestellt haben. Händler führten zudem technische Gründe an. "Die Titel haben bei 40 Euro eine starke Unterstützungslinie überschritten, jetzt gibt es Anschlusskäufe", sagte ein Börsianer. Die UBS hat dagegen das Kursziel für die Titel von Siemens von 110 auf 105 Euro gesenkt, die Einschätzung "Buy" aber bestätigt. Die Aktie steigt um 2,5 Prozent auf 72,52 Euro.

Eine fulminante Aufholjagd ins Plus legten die Aktien von Infineon hin. Eine gesenkte Absatzprognose des Branchenverbands der Halbleiterindustrie für 2008 hatte die Titel des Chipherstellers zunächst bis zu 1,5 Prozent in Minus gedrückt. Dann griffen die Anleger aber wieder zu. Bis zum Xetra-Schluss wurde ein Plus von 5,5 Prozent auf 6,29 Euro erzielt. Händler sprachen von charttechnisch getriebenen Käufen.

Auch Daimler konnten ihre Verluste wieder wettmachen und schlossen mit einem kleinen Plus von 0,2 Prozent auf 43,73 Euro.Geholfen hat die Ankündigung einer Fortsetzung des Aktienrückkaufprogramms. Zuvor waren die Autowerte noch von der geplanten Änderung bei der Kfz-Steuer belastet worden.

Die Aktien des Bezahlfernsehsenders Premiere profitierten von erneuten Gerüchten über eine Anteilserhöhung des Medienmoguls Rupert Murdoch. "Es gibt das Gerücht, dass Murdoch weiter aufstocken will", sagte ein Händler. Auch andere Börsianer berichten von den Spekulationen. Obwohl Premiere nach eigenen Angaben nichts von Plänen des Murdoch Unternehmen News Corp weiß, gehörten die Premiere-Aktien mit einem Plus von 4,2 Prozent auf 13,89 Euro zu den größten MDax-Gewinnern. Schon des Öfteren waren am Markt Spekulationen kursiert, dass Murdoch seinen Anteil an Premiere aufstocke. Der Milliardär hatte zuletzt angekündigt, eine Sperrminorität von 25,01 Prozent anzustreben.

Eine skeptischere Sicht vieler Marktteilnehmer auf den Immobilienmarkt hat Händlern zufolge die Aktien der Aareal Bank belastet. "Die Aktien werden verkauft, weil die Bank zu stark im britischen Immobilienmarkt engagiert sein soll und dort die Preise purzeln", sagte ein Händler. Bis zum Handelsschluss kann der MDax-Titel die größten Verluste jedoch eindämmen, übrig bleibt ein Minus von 0,7 Prozent.

Die im SDax notierten Titel der IKB verloren zwei Prozent auf 3,44 Euro. Das Düsseldorfer Landgericht hat erste Schadenersatzklagen gegen die IKB abgewiesen. Die Kläger hätten nicht nachvollziehbar darstellen können, dass sie von dem Geldinstitut über die Risiken der US-Immobilienkrise vorsätzlich falsch informiert worden seien, entschied der Richter. Die Aktionäre hatten durch den dramatischen Kurseinbruch der IKB-Aktie tausende Euro verloren.

Quelle: ntv.de

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