T-Aktie, Terror, Tiefgang Dax taucht ab
22.05.2002, 20:16 UhrKursverluste der T-Aktie, Terrorängste in den USA und immer wieder die Frage, wie es weitergeht mit der Konjunktur, bestimmten den Mittwochs-Handel in Frankfurt. Schon am Donnerstag könnte es eine Antwort geben.
Der Dax verlor 1,3 Prozent und ging bei 4.920 Zählern aus dem Handel.
Für Aufregung sorgte am Mittag die Meldung, die New Yorker Brooklyn Bridge sei nach dem Fund eines verdächtigen Päckches gesperrt worden. Der Dax gab im Anschluss deutlich ab und fiel zeitweise unter 4.900 Punkte. Nach der Entwartnung, es sei keine Bombe gefunden worden, grenzen die deutschen Standardwerte ihre Verluste wieder ein - es bleibt allerdings ein Minus von 1,3 Prozent bei 4.918 Punkten.
Einmal mehr rote Zahlen legte am Morgen die Deutsche Telekom vor, die im ersten Quartal einen Nettoverlust von 1,8 Milliarden Euro nach 0,4 Milliarden Euro im Vorjahersquartal verbucht hat. Grund seien vor allem die Verluste der US-Mobilfunktochter Voicestream sowie Abschreibungen, so die Telekom. Der Vorsteuergewinn verbesserte sich um 4,4 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro und lag damit unterhalb der Erwartungen von Analysten, die durchschnittlich mit 3,9 Milliarden Euro gerechnet hatten. Für das Gesamtjahr bekräftigte der Bonner Konzern seine Prognosen. Trotz steigender Umsätze und eines besseren Vorsteuerergebnises werde netto ein Verlust anfallen. Die T-Aktie fiel um 4,9 Prozent auf 12,45 Euro.
Auf eine Antwort auf die Frage nach der weiteren konjunkturellen Entwicklung hoffen die Anleger am Donnerstag. Dann nämlich werden in den USA die aktuellsten Daten zu den Auftragseingängen langlebiger Anlagegüter veröffentlicht. Sollten die positiv ausfallen, dann wäre dies ein Hinweis auf einen wirtschaftlichen Aufschwung. Denn der ist nach Einschätzung von Volkswirten bislang noch nicht ausgemacht. Zwar sind die jüngsten Verbraucherdaten positiv ausgefallen, aber jetzt müssten auch die Unternehmen mit steigenden Gewinnen nachziehen und investieren.
Zahlen gab es auch von der HypoVereinsbank. In den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres verbuchte die Bank einen Gewinnrückgang nach Steuern auf 272 Millionen Euro nachdem im Vorjahresquartal noch ein Plus von 468 Millionen Euro in den Büchern gestanden hatte. Analysten hatten allerdings mit einem noch stärkeren Rückgang auf 262 Millionen Euro gerechnet. Die Aktie gab drei Prozent nach auf 38,60 Euro.
Eine Gewinnwarnung des größten britischen Reiseveranstalters MyTravel belastete die Preussag-Aktie, die 6,7 Prozent auf 28,66 Euro fiel. Die Briten senkten ihre Prognose für das Gesamtjahr aufgrund weiterhin nur sehr schwacher Buchungseingänge.
Die Deutsche Bank will in den nächsten 18 Monaten vor allem Kosten senken und die Effizienz steigern. "Als unsere besonderen Schwächen betrachten wir die zu hohen Kosten, die mangelnde Profitabilität und Marktkapitalisierung sowie die unausgewogene Ergebnisstruktur", sagte Rolf Breuer am Mittwoch bei seiner letzten Hauptversammlung als Vorstandssprecher. Breuer wird von Josef Ackermann abgelöst. Die Aktie verbuchte ein Minus von einem Prozent auf 76,95 Euro.
Im Blickpunkt stand auch die Aktie von SAP, die deutlich um 7,4 Prozent auf 113,21 Euro fiel. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat das Kursziel für die Papiere des Softwarehauses auf 160 Euro von zuvor 200 Euro gesenkt.
Im Minus lag auch die Siemens-Aktie, die 2,2 Prozent auf 69,25 Euro nachgab. Der Elektronik-Konzern will in seinem defizitären Bereich Industrial Solutions rund 7.000 Arbeitsplätze abbauen bzw. an Partner-Unternehmen ausgliedern. So sollen die Kosten um über 500 Millionen Euro gesenkt werden.
Zulegen konnte die Aktie von Volkswagen, die mit vier Prozent bei 58,99 Euro in der Gewinnzone notierte. Nach Angaben von Händlern hat die Investmentbank Credit Suisse First Boston das Papier des Autobauers auf "kaufen" von zuvor "halten" hochgestuft. Das Kursziel liege bei 73 Euro, hieß es weiter. Die Investmentbank Lehman Brothers erhöhte unterdessen ihr Kursziel für die Wolfsburger auf 62 von zuvor 50 Euro. Die Einstufung der Aktie sei „market perform“, hieß es weiter.
Mehr Zusammenarbeit zwischen den drei Marken im DaimlerChrysler-Konzern soll sich nach Plänen von Konzern-Chef Jürgen Schrempp in diesem und im nächsten Jahr in höheren Gewinnen niederschlagen. Ein 10-Jahres-Plan sieht unter anderem vor, die Zahl der Motoren und Getriebe von Mercedes-Benz, Chrysler und Mitsubishi zu verringern. Die DaimlerChrysler-Aktie legte 2,5 Prozent zu auf 54,65 Euro.
Neues gab es auch aus dem MDax. Die Senderfamilie ProSiebenSat.1 Media hat die geplante Umwandlung ihrer Vorzugsaktien in Stammaktien bis auf weiteres verschoben. Die Aktien-Umwandlung werde zu einem späteren Zeitpunkt vorgenommen, so das Unternehmen am Dienstagabend nach Börsenschluss. Grund sei, dass der Mehrheitsaktionär, die insolvente KirchMedia, den Plan zur Zeit nicht unterstütze. Die Aktie brach um 20,5 Prozent auf 8,53 Euro ein.
Unter Druck stand auch die ebenfalls im MDax gelistete Aktie von KarstadtQuelle , nachdem der Einzelhändler im ersten Quartal seinen Vorsteuerverlust auf 120 Millionen Euro nach 80 Millionen Euro im vergleichbaren Vorjahresquartal ausgeweitet hatte. Ohne die erstmalige Einbeziehung der gemeinsam mit der Lufthansa betriebenen Reisetochter Thomas Cook wäre das Quartalsergebnis ausgeglichen gewesen, so das Unternehmen weiter. Eine seriöse Umsatz- und Ergebnisprognose für das Gesamtjahr sei auf grund der unklaren gesamtwirtschaftlichen Prognosen nicht möglich. Die Aktie gab 0,9 Prozent auf 33,94 Euro nach.
Quelle: ntv.de