Bernanke warnt Dax taucht ab
05.06.2007, 18:00 UhrDie Anleger am deutschen Aktienmarkt haben am Dienstag nach skeptischen Worten des US-Notenbankchefs Ben Bernanke kalte Füße bekommen und haben den Dax überraschend deutlich ins Minus gedrückt. Bernanke schürte bei den Investoren die Sorge vor einer Stagflation in den USA, also wirtschaftlicher Abkühlung bei anhaltender Inflation.
Zwischenzeitlich kippte das Kursbarometer unter die Marke von 7900 Punkten, bis Börsenschluss kletterte der Dax jedoch wieder über die psychologisch wichtige Marke und schloss 0,7 Prozent im Minus bei 7919,83 Punkten. Der MDax landete mit 11158,31 Punkten in etwa wieder auf seinem Vortagesschlusskurs. Der TecDax legte 0,4 Prozent zu auf 919,96 Punkte.
Die US-Wirtschaft wird nach Einschätzung der US-Notenbank Federal Reserve in den kommenden Quartalen nur langsam wachsen. Die Abkühlung des US-Häusermarktes werde das Wachstum der weltgrößten Volkswirtschaft länger abbremsen als zunächst erwartet, sagte Fed-Chef Ben Bernanke. Dennoch bestehe das Risiko, dass die derzeit erhöhte Kerninflation nicht zurückgehe: "Obwohl die Kerninflation wahrscheinlich im Laufe der Zeit abnimmt, weisen die Risiken für diese Prognose nach oben."
Den Anlegern saß zudem noch die Angst vor einem weiteren Einbruch am chinesischen Aktienmarkt im Nacken. Die hohen Kursausschläge seien Ausdruck der dort herrschenden starken Unsicherheit unter den Marktteilnehmern, hieß es auf dem Parkett. Das Ganze sehe stark nach einer Bärenmarktrally aus, so ein Händler. Aus dem japanischen Handel war zu hören, dass die Baisse in China das Sentiment auch für japanische Aktien belastet, wobei die Indizes dort knapp in positivem Terrain notierten.
Commerzbank an der Gewinnerspitze
Spekulationen über eine mögliche Übernahme der Commerzbank gehören offenbar zum guten Ton an einem ansonsten eher ruhigen Handelstag. Anders ist es nicht zu erklären, dass die Papiere des Geldhauses einmal mehr ein Tagesplus von 0,7 Prozent verbuchten. Als angeblicher Käufer wurde diesmal die Citigroup gehandelt, die 45 Euro je Aktie für Deutschlands zweitgrößte Bank zahlen soll. Die Commerzbank kommentierte das Gerücht nicht.
Im Plus schlossen auch die Aktie von Altana mit einem Aufschlag von 0,4 Prozent. Die Aktie wird zwar aller Voraussicht nach aus dem Dax fallen, dies hatte das Papier jedoch bereits in den vergangenen Tagen deutlich belastet. Der wahrscheinlichste Aufsteiger Merck verteuerte sich im MDax um 5,5 Prozent. Der Arbeitskreis Aktienindizes der Deutschen Börse will am Abend über die Zusammensetzung der Indizes entscheiden. Daneben stützten auch Aussagen vom Kongress der American Society of Clinical Oncology (ASCO) die Aktie. Sowohl ein Darmkrebsmedikament als auch ein Medikament gegen Gehirntumore brachten positive Studienergebnisse.
Vage Spekulationen um ein Interesse von Beteiligungsgesellschaften an Bayer stützten den Kurs des Chemie- und Pharmakonzerns. Die Aktie ging mit einem Plus von 0,3 Prozent aus dem Handel. Händler verwiesen zudem auf positive Daten zum Bayer-Krebsmedikament Nexavar, die jedoch bereits am Montag bekannt wurden.
Größter Verlierer auf dem Parkett war die Lufthansa mit einem Minus von 2,4 Prozent auf 20,87 Euro, gefolgt von MAN mit einem Kursabschlag von 2,3 Prozent auf 108 Euro. Adidas gab 1,7 Prozent auf 46,20 Euro nach.
Die Deutsche Telekom verlor 1,9 Prozent auf 13,97 Euro. Auf der Aktie des Telekom-Konzerns lastete eine Abstufung durch die HVB auf "Hold" von zuvor "Buy". Das Kursziel von 14 Euro behielten die Analysten bei.
Im Minus schlossen trotz anfänglicher Kursgewinne auch die Aktie von TUI. Die EU-Kommission hatte am Montag nach Handelsschluss die Fusion von TUI mit dem britischen Konkurrenten First Choice genehmigt. TUI muss sich demnach lediglich von seinem Irland-Geschäft trennen.
Unter den Technologiewerten stachen die Papiere von Conergy hervor, die an der Spitze der TecDax-Gewinner 7,2 Prozent auf 60,60 Euro stiegen. Die Analysten der Citigroup hoben für ihre Kaufempfehlung das Kursziel auf 70 von zuvor 64 Euro an. Während der Konkurrent Solon von der Anhebung profitierte und 1,4 Prozent zulegte, verloren Q-Cells ein Prozent auf 60,60 Euro.
Quelle: ntv.de