Verluste in Frankfurt Dax taucht ab
28.03.2012, 15:25 Uhr
(Foto: REUTERS)
Wenige Tage vor dem Ende eines fulminanten Auftaktquartals an Europas Börsen kommt der deutsche Leitindex zunächst nicht von der Stelle. Am Nachmittag legt der Dax angesichts frischer US-Konjunkturdaten sogar den Rückwärtsgang ein.
Der deutsche Aktienmarkt hat nach einem stellenweise orientierungslosen Verlauf Verluste verzeichnet. Bei extrem dünnen Umsätzen verlor der Der Dax 1,1 Prozent auf 6998 Punkte, während der MDax 1,3 Prozent auf 10.677 Zähler abgab. Auch die Technologietitel präsentierten sich unter dem Strich im Minus: Der TecDax büßte 1 Prozent auf 794 Punkte ein.
Seit Anfang der Woche kommt der deutsche Leitindex nicht vom Fleck und schwankt zwischen 7000 und 7100 Punkten. Der Dax hat seit Jahresanfang gut 20 Prozent zugelegt und ist damit auf einem guten Weg, das beste erste Quartal seiner Geschichte einzufahren. "Offenbar haben die Investoren Angst vor der eigenen Courage bekommen", sagte ein Händler.
Bereits tags zuvor hatte der Leitindex nach einem überwiegend freundlichen Verlauf unter Gewinnmitnahmen gelitten und prozentual unverändert geschlossen. An der Wall Street hatten enttäuschende Konjunkturdaten die Kurse belastet. US-Notenbank-Chef Ben Bernanke warnte, dass eine tiefgreifende Erholung der US-Wirtschaft noch lange keine ausgemachte Sache sei. Am Dienstag hatte der Rückgang des US-Verbrauchervertrauen die Kauflaune getrübt. Die Stimmung der Verbraucher gilt als zentraler Indikator für die Konsumausgaben, die etwa zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung ausmachen.
Händler führten die Verluste im Dax vor diesem Hintergrund auf aktuelle US-Konjunkturdaten zurück. Der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter ist im Februar mit einem Plus von 2,2 Prozent schwächer gestiegen als erwartet. An den US-Börsen zeichnete sich ein verhaltener Start ab. Helaba-Volkswirt Ralf Umlauf bewertete die Zahlen als positiv. "Insbesondere die Tatsache, dass auch ohne die Flugzeugbestellungen ein Plus der Aufträge verbucht werden konnte, zeigt, dass die wirtschaftliche Erholung fortschreitet", so der Ökonom.
FMC legt zu
Im Dax führten Infineon die Gewinnerliste mit einem Plus von 1,8 Prozent an. Händler führten das auf einen positiven Analystenkommentar der BNP zurück. FMC verteuerten sich um 1,4 Prozent, Fresenius gewannen 0,4 Prozent. Auch an den anderen europäischen Börsen zählten konjunkturunabhängige Pharma- und Gesundheitswerte zu den beliebtesten Aktien. "Wirkliche nachrichtliche Kurstreiber gibt es aber nicht", sagte ein Börsianer. "Der Markt hatte einfach zulange nur Konjunkturzykliker gespielt."
Angesichts eines optimistischen Ausblicks griffen Investoren bei Kuka zu. Die Aktien gehörten mit einem Plus von 0,7 Prozent zu den Gewinnern im MDax. Nach den Rekordergebnissen 2011 will der Roboter- und Anlagenbauer in diesem und im nächsten Jahr seinen Gewinn weiter steigern.
IVG verteuerten sich um 12,9 Prozent. Anleger lassen sich von einem erneuten Verlust der Immobilienfirma nicht abschrecken. Die Bilanz für 2011 sei klar schlechter ausgefallen als erwartet, sagte ein Analyst. Auch der Ausblick des Unternehmens bleibe leicht hinter seinen Prognosen zurück. Allerdings liege der Kurs der Titel aktuell deutlich unter dem Netto-Unternehmenswert.von 6,30 Euro je Aktie.
Die Aktien des Wohnimmobilienkonzerns Gagfah drehten ins Plus und lagen 4,8 Prozent höher, nachdem das Unternehmen einen Chefwechsel und einen weiteren Aktienrückkauf angekündigt hatte.
Im TecDax waren Stratec Biomedical mit einem Plus von 2 Prozent auf den forderen Plätzen zu finden. Der Biotechzulieferer hatte 2011 einen Gewinnsprung erzielt und sich auch für das laufende Jahr optimistisch geäußert.
Auch Centrotherm lagen im Plus. Die Aktien des auf die Solarbranche spezialisierten Anlagenbauers stiegen um 1,9 Prozent. Händler sahen als Grund einen positiven Kommentar der WestLB.
Dagegen ging es für Solarworld um 6,5 Prozent bergab. Händler sprechen von einem negativen Analystenkommentar von Bank of America/Merrill Lynch.
Die geplante Drillisch-Schuldverschreibung mit Umtauschrecht auf Freenet-Aktien sorgte dagegen bei Eignern beider Unternehmen für Verunsicherung. Drillisch verloren 1,4 Prozent und Freenet 2,9 Prozent. "Es ist völlig unklar, was Drillisch mit diesem Deal bezweckt", sagte ein Börsianer. "Das sorgt für Irritationen."
Pfleiderer unter Druck
Im SDax gerieten Praktiker nach tiefroten Zahlen ins Taumeln. Die Aktien der angeschlagenen Baumarktkette verloen 13,6 Prozent.
Für Pfleiderer ging es sogar um 45 Prozent nach unten. Das Unternehmen hatte zuvor angekündigt, einen Insolvenzantrag vorzubereiten. Bis Juni 2010 gehörte Pfleiderer noch dem Nebenwerteindex MDax an und zählte damit zu den 100 größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands. Seinerzeit lag der Kurs bei rund 4,50 Euro. Neun Monate später folgte dann der nächste Indexabstieg, die Aktie musste am 21. März 2011 auch den SDax, den Index der kleinen Nebenwerte, verlassen. Da kostete die Aktie bereits nur noch knapp 1,70 Euro. Das historische Kurshoch von rund 25 Euro verzeichnete das Papier im Frühjahr 2006.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa