Standard & Poor's legt nach Dax taumelt erneut
28.04.2010, 18:00 UhrEines muss man den Griechen lassen. Wegen ihrer Schuldenkrise wird es an den Aktienmärkten nicht langweilig. Bester Beweis ist der Dax mit einem Tagestief von 6024 Zählern und einem Tageshoch von 6159 Punkten. Und dann gibt es auch noch S&P.
Die Furcht vor einem Übergreifen der griechischen Finanzkrise auf weitere europäische Staaten hat Anleger erneut zum Verkauf von Aktien veranlasst. Neue Nahrung erhielt die Angst vor einem Dominoeffekt kurz vor Handelsschluss, als die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) ihre Bonitätseinstufung für Spanien herabstufte. Das Rating für Spanien werde auf "AA" gesenkt, teilte S&P mit. Zudem sei der Ausblick für das Land negativ. Der Ausblick spiegele wider, dass sich die Haushaltslage in dem Land schlechter als erwartet entwickele.
Das Handelsvolumen im Dax stieg auf 241 (Dienstag: 160) Mio. Aktien, der Umsatz erhöhte sich auf 7,7 (5,6) Mrd. Euro und erreichte damit ein Niveau, wie es sonst nur an Verfallstagen an den Terminmärkten üblich ist Auch eine positiv eröffnende Wall Street konnte nicht den nötigen Halt geben.
Der Dax gab nach seinem 2,7-prozentigen Vortagesverlust weitere 1,2 Prozent auf 6084 Punkte ab. Der MDax büßte 1,5 Prozent auf 8219 Zähler, der TecDax 2,6 Prozent auf 800 Zähler ein. Das Umsatzvolumen war dabei gegen Mittag mit 2,6 Mrd. Euro bereits doppelt so hoch wie zur gleichen Zeit des Vortages. Der Volatilitätsindex VDax, der die Nervosität der Anleger misst, schoss zeitweise bis zu 17,4 Prozent in die Höhe auf ein Elf-Wochen-Hoch von 26,95 Zählern.
"Wenn EU und Internationaler Währungsfonds nicht schnell etwas entscheiden, wird der Markt weiter schnell fallen", sagte Koen de Leus, Volkswirt bei KBC Securities. "Im aktuellen Umfeld ist es schwierig, mit Geschäftszahlen über Markterwartungen zu beeindrucken."
Bonds im Fokus
Nach der Herabstufung der Bonität Griechenlands auf Ramsch-Status durch die Rating-Agentur Standard & Poor's am Vortag kletterten die Risikoaufschläge für die Staatsanleihen des Mittelmeer-Anrainers auf immer neue Rekordhöhen. Unter Druck gerieten auch portugiesische Bonds. Parallel dazu stürzte der Leitindex des ebenfalls hoch verschuldeten Landes um bis zu 6,5 Prozent ab. Dies ist das größte Tagesminus seit dem Herbst 2008.
Starke Zahlen helfen nicht
Unter besonders starkem Druck standen die Finanzwerte. Sie litten Börsianern zufolge unter der Diskussion um ihre Beteiligung an der Rettung Griechenlands. Die EU-Kommission hat Forderungen nach "Haircuts" - also einem Schuldenerlass durch die Institute - bislang eine Absage erteilt. Der europäische Index für die Finanzbranche gab drei Prozent nach. Im Dax war die Commerzbank, die mit 3,1 Mird. Euro in Griechenland engagiert ist, das Schlusslicht. Ihre Aktie verlor 2,4 Prozent. Deutsche Bank gaben 0,7 Prozent nach. Unter Verkaufsdruck standen auch die französischen und Schweizer Institute. Sie gehören zu den größten Gläubigern des Mittelmeer-Anrainers.
Dem Sog des fallenden Gesamtmarktes konnte sich auch Merck nicht entziehen, obwohl der Pharma- und Spezialchemiekonzern nach einem Gewinnschub seine Prognosen angehoben hatte. "Die Zahlen lagen deutlich über dem Konsens", schrieben die DZ-Bank-Analysten Elmar Kraus und Thomas Maul in einem Kommentar. Vor allem die Sparte Flüssigkristalle sei stark gewachsen. Die Aktie fiel dennoch um 2,2 Prozent.
Infineon und SAP geben ab
SAP dagegen präsentierte gemischte Zahlen und bü0te daraufhin etwa 2,9 Prozent ein. Ersten Händlereinschätzungen zufolge seien die Umsätze besser als erwartet ausgefallen und der Ausblick bestätigt worden, was positiv zu werten sei und Mut für den Rest des Jahres mache. Andere Börsianer verwiesen allerdings darauf, dass die Margen des Softwarekonzerns etwas enttäuscht hätten.
Infineon erhöhte nach einem starken zweiten Quartal seine Prognose. Der Chip-Hersteller rechnet nun mit einem Umsatzplus im hohen 30er-Prozent-Bereich sowie einer Segmentergebnis-Marge von mehr als 10 Prozent. Bislang hatte der Konzern ein Umsatzplus von über 20 Prozent und eine segmentbezogene Ergebnismarge im hohen einstelligen Bereich prognostiziert. Die Aktien verloren dennoch leicht um 0,2 Prozent.
Eon stark in der Schwäche
Die Aussicht auf einen baldigen Verkauf der US-Tochter hat Eon lange Zeit im Plus gehalten. Am Ende stand ein Minus von 0,1 Prozent zu Buche. Nach Aussagen zweier mit der Angelegenheit vertrauten Personen will der Versorger die Transaktion in der Nacht zum Donnerstag offziell bekanntgeben. Der am Markt diskutierte Verkaufspreis liege bei bis zu 5,3 Mrd. Euro.
Post sieht rosarot
Bei der Deutschen Post helfen positive Aussagen des Vorstands nur zwischenzeitlich. Dabei ist die Krise laut Chefetage beendet. Die Jahresprognosen wurden bekräftigt und auch eine Dividende soll für das abgelaufene Geschäftsjahr gezahlt werden. Psot-Aktien gaben 0,8 Prozent nach.
Conti und Puma optimistischer
Die Rückkehr in die Gewinnzone gab Continental zeitweise Auftrieb. Die Aktien des Automobil-Zulieferers setzten sich mit einem Plus von 2,8 Prozent an die Spitze der wenigen MDax-Gewinner, büßten aber bis zum Mittag ihr Plus wieder ein und notierten etwas mehr als ein Prozent im Minus.
"Die Zahlen lagen deutlich über den Erwartungen", schreibt DZ-Bank-Analyst Michael Punzet in einem Kommentar. Angesichts der Turbulenzen an den Kreditmärkten könnte sich allerdings die geplante Emission einer Hochzinsanleihe verzögern. Er rate daher zu Gewinnmitnahmen, obwohl er sich durch die Zahlen in seiner positiven Grundeinschätzung des Unternehmens bestätigt sehe.
Dank guter Quartalszahlen, anziehender Konjunktur und der Fußball-Weltmeisterschaft im Juni blickt der Sportartikelhersteller Puma inzwischen zuversichtlicher in das Jahr. "Unter der Annahme, dass sich die generellen Wirtschaftsaussichten weiter verbessern, erwarten wir ein Umsatzwachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich", sagte der Vorstandsvorsitzende Jochen Zeitz. Auch der Konzerngewinn werde 2010 deutlich zulegen, das Vorsteuerergebnis voraussichtlich um mindestens 70 Prozent steigen. Bislang hatte der Vorstand den Umsatz zumindest auf Vorjahresniveau taxiert. Das alles half nichts: minus 1,4 Prozent.
Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa