Zieht die Fed die Zügel an? Dax tiefer gesehen
05.06.2013, 08:37 Uhr
Am kurzen Zügel: Die Sitzung der Fed wirft ihre Schatten voraus.
(Foto: picture alliance / dpa)
Spekulationen auf eine Straffung der US-Geldpolitik werden dem Dax auch am Mittwoch zu schaffen machen. Eine führende Fed-Vertreterin hat sich für ein langsameres Tempo beim Ankauf von Staatsanleihen ausgesprochen.
Die Sorge vor einem Zudrehen des Geldhahns durch die US-Notenbank bremst weltweit die Börsen im Aufwärtsdrang. An der Wall Street gaben die Kurse nach, in Asien ebenfalls und auch an Europas Börsen dürften die Kurse im frühen Handel schwächeln. Forderungen der Fed-Gouverneure von Kansas und Dallas nach einer Drosselung der Wertpapierkäufe durch die Fed drücken auf die Stimmung der Investoren. Der Dax dürfte zum Auftakt 40 Punkte nachgeben auf 8.256. Der Euro-Stoxx-50 wird 20 Punkte niedriger prognostiziert bei 2.738.
Die Präsidentin der Fed von Kansas, Esther George, sprach sich für ein langsameres Tempo beim Kauf von Staatsanleihen aus. Das sei kein Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik, sondern eine Maßnahme, um die Finanzmärkte von ihrer Abhängigkeit von billigem Geld zu entwöhnen, so George laut Redetext. Ein geringeres Tempo sei der angemessene Schritt für die Notenbank. Wenn die Fed beim Ausstieg zu lange warte, sei das ähnlich gefährlich wie eine verfrühte Straffung der Geldpolitik. Die Rede selbst konnte George nicht halten, weil sie sich unwohl fühlte. George gilt als eine der schärfsten Kritikerinnen der Staatsanleihenkäufe der Fed und spricht sich seit Monaten für ein langsameres Tempo aus. Zuletzt hatte aber auch Notenbankchef Ben Bernanke angekündigt, die Anleihenkäufe zu reduzieren, wenn die Wirtschaft an Kraft gewinnt.
Am Abend veröffentlicht die US-Notenbank den monatlichen Konjunkturausblick. Sollten sich in diesem auch Beige Book genannten Bericht Hinweise auf eine Drosselung der Wertpapierkäufe finden, könnten die Kurse an der Wall Street im späten Handel unter Druck geraten. Europas Börsen sind dann schon geschlossen und werden die Vorgaben aus den USA erst am Donnerstag nachvollziehen.
Mit Spannung dürfte man an den Finanzmärkten aber zuvor auf Konjunkturdaten aus den USA blicken. Veröffentlicht werden ein Bericht über die Beschäftigungslage im Privatsektor, eine Umfrage unter Einkäufern sowie Auftragseingänge. Sollten die Ergebnisse eine robuste Konjunktur widerspiegeln, könnten Aktien paradoxerweise unter Druck geraten. Denn dann würde die Erwartung angeheizt, dass die US-Notenbank die Märkte nicht mehr so spendabel wie bisher mit kurstreibender Liquidität versorgt.
Die Zurückhaltung an den Märkten ist auch im Devisenhandel sichtbar. Der Yen hat zum US-Dollar und zum Euro aufgewertet. Eine Rede des japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe zum Wirtschaftswachstum Japans hat Investoren enttäuscht - diese suchen Zuflucht im als sicherer Währungshafen geltenden Yen. Die Enttäuschung über Abes Aussagen drückt auch den Nikkei-Index um mehr als 3 Prozent. Der Euro bewegt sich derweil knapp unter 1,31 Dollar und damit kaum von der Stelle.
Quelle: ntv.de, DJ/rts