Marktberichte

Draghi-Effekt wirkt nach Dax über 7200 Punkten

Mancher Börsianer traut seinen Augen nicht: Die Kurse klettern weiter.

Mancher Börsianer traut seinen Augen nicht: Die Kurse klettern weiter.

(Foto: REUTERS)

Mit einem dicken Wochenplus verabschiedet sich der deutsche Aktienmarkt aus dem Handel. Vor allem Bankenaktien klettern kräftig. Mit Leichtigkeit nimmt der Dax dabei die Marke von 7200 Punkten und markiert ein neues Jahreshoch. Daran können auch Störfeuer aus den USA nichts ändern.

Die gute Stimmung am deutschen Aktienmarkt hat sich auch am Freitag fortgesetzt. Selbst ein schwacher US-Arbeitsmarktbericht oder eine Umsatzwarnung von Intel änderte daran nur wenig. Die Investoren hoffen nun darauf, dass die US-Notenbank auf der Offenmarktsitzung in der kommenden Woche die Geldpolitik weiter lockern wird.

Der Dax gewann 0,7 Prozent auf 7.214 Punkte hinzu und ging damit freundlich ins Wochenende. Im Handelsverlauf markierte der Leitindex mit 7248 ein neues Jahreshoch. Auf Wochensicht verbuchte der Dax ein Plus von 3,5 Prozent. Für den MDax ging es am Freitag um 0,6 Prozent rauf auf 11.177,52 Punkte. Der TecDax kletterte um 0,8 Prozent auf 810,13 Punkte.

Die US-Wirtschaft hat im August lediglich 96.000 neue Stellen geschaffen. Erwartet wurde aber ein Plus von 125.000. Newedge spricht von einer "schmerzhaft langsamen Erholung am US-Arbeitsmarkt". Aber wie so oft waren auch dieses Mal schlechte Konjunkturdaten gute Nachrichten an den Börsen. Die Anleger vertrauen darauf, dass Fed-Chairman Ben Bernanke in wenigen Tagen die Geldschleusen öffnen wird.

Grund für die übergeordnet gute Stimmung ist aber vor allem das am Donnerstag bekannt gegebene neue Anleihenkaufprogramm der EZB. Damit hat Mario Draghi aus Sicht der Investoren geliefert. Die EZB will nun Anleihen der Länder kaufen, die Hilfsgesuche an die Rettungsschirme stellen. Barclays meint, ein solches Hilfsgesuch könnte bald von Spanien gestellt und vom EU-Gipfel am 18. und 19. Oktober akzeptiert werden. Im Anschluss könnte die EZB mit Käufen spanischer Anleihen beginnen.

Banken feiern EZB-Party

Sehr fest entwickelten sich Bankwerte. Die Gefahr eines Auseinanderbrechens der Eurozone ist mit den neuen Maßnahmen der EZB gesunken. Das sind natürlich gute Nachrichten für den Bankensektor, die zahlreiche Anleihen aus der Peripherie der Eurozone in ihren Bilanzen halten. Deutsche-Bank-Aktien gewannen 5,3 Prozent auf 31,35 Euro, für Commerzbank-Titel ging es 6,7 Prozent auf 1,39 Euro nach oben. "Wenn jetzt noch das Bundesverfassungsgericht am Mttwoch nicht in die Suppe spuckt, hat sich das Umfeld für die Finanzbranche merklich aufgehellt", sagt ein Händler. Anleger seien in keinem Sektor derart unterinvestiert wie in den High-Beta-Finanzaktien. So bezeichnen Börsianer Aktie, die stärker schwanken als der Gesamtmarkt.

Mit einem Plus von 6,6 Prozent auf 5,62 Euro waren auch Infineon-Titel sehr fest. Nach den schweren Verlusten in den vergangenen Wochen erholte sich die Aktie weiter. Auch die Deutsche Börse, die trotz der Kurseuphorie am Vortag als einziger Dax-Wert Kursverluste verbucht hatte, legte am Freitag zu und gehörte mit 4,0 Prozent Plus zu den stärksten Titeln.

Der Lufthansa-Streik belastete den Kurs nicht mehr länger. Der Markt setze nun auf eine Verhandlungslösung, nachdem die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo den Kontakt zum Lufthansa-Management aufgenommen habe, hieß es dazu im Handel. "Vielleicht ist das der letzte Streik-Tag gewesen", sagte ein Teilnehmer. Am Nachmittag kündigte die Kranichlinie an, externen Kabinenmitgliedern ein Angebot für eine Festanstellung zu machen. Das Unternehmen kommt damit Forderungen der Gewerkschaft nach. Lufthansa-Papiere erholten sich um 1,5 Prozent auf 10,12 Euro.

Auf der Verliererseite stand die Aktie der Deutschen Post. Der Staat baut den Anteil um weitere fünf Prozent oder 60 Millionen Aktien ab. Der Platzierungspreis lag bei 15,40 Euro. Der Kurs verlor daraufhin 3,6 Prozent auf 15,40 Euro. Am Vorabend hatten die Papiere den höchsten Stand seit fast vier Jahren markiert. "Das Timing dieser Transaktion ist unserer Meinung nach exzellent", kommentierte Analyst Robert Czerwensky von der DZ Bank. Mittel- bis langfristig bleibe die Aktie eine Top-Empfehlung im Logistiksektor. Kurzfristig böten sich mit der Platzierung jedoch Gewinnmitnahmen an.

Quelle: ntv.de, nne/rts/DJ

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