Weitere 100 Punkte weg Dax unter 6000
16.09.2008, 17:43 UhrDer deutsche Aktienmarkt hat seine Verluste im späten Handel deutlich vermindern können. Dabei halfen Meldungen von CNBC, die die Hoffnung auf eine Rettung von AIG verstärken, und andererseits die UBS, wonach die Belastungen durch Lehman 300 Mio. Dollar nicht übersteigen dürften.
Zuvor war es in Frankfurt nach vorübergehender Erholung wegen des besser als erwartet ausgefallenen ZEW-Index zu dramatischen Kursverlusten gekommen. Der Dax rutschte am Nachmittag auf ein neues Zwei-Jahres-Tief von 5859 Punkten. Die US-Bankenturbulenzen, ein Gewinneinbruch bei der größten US-Investmentbank Goldman Sachs und eine pessimistische Aussage des US-Computerkonzerns Dell, der eine sich ausweitende Eintrübung der weltweiten IT-Nachfrage prognostizierte, ließen die Kurse in den Keller rauschen. Zudem gab es die großen Sorgen um AIG.
Das seien keine guten Nachrichten für die Konjunktur, hieß es im Handel. Dazu passe auch die Ankündigung von Hewlett-Packard, 24.600 Mitarbeiter im Zusammenhang mit der Eingliederung von EDS zu entlassen. Der ZEW-Index ist indes im September auf minus 41,1 von minus 55,5 Punkten im August gestiegen. Ökonomen hatten einen schwächeren Anstieg des Index auf minus 54,0 Zähler vorhergesagt.
Der Dax schloss mit einem Minus von 1,6 Prozent oder fast 100 Zählern bei 5965 Punkten. Der MDax verlor 0,8 Prozent auf 7699 Zähler. Der TecDax war um 1,7 Prozent leichter und lag bei 726 Zählern.
"Der deutsche Markt bleibt eine Funktion des US-Marktes - der aktuelle Erholungsversuch löst noch nichts und die Reaktion der Wall Street wird entscheidend sein", beschrieb ein Händler die Lage. Es blieben noch viel zu viele Unsicherheiten im Markt und vor allem mit dem Blick auf die Finanzwerte ist weiterhin Vorsicht angebracht. Der Fall des Ölpreises wurde vom Markt zwar positiv aufgenommen, hatte aber auf die Kursbewegungen geringen Einfluss.
Finanzwerte blieben wegen der aus den USA überschwappenden Finanzkrise im Fokus. Durch die Abstufungen der Bonität von AIG und Washington Mutual verstärke sich der Stress in der Branche weiter, hieß es im Handel. Commerzbank rutschten um weitere 12,2 Prozent ab. Ein Börsianer sagte dazu: "Das Timing der teuren Übernahme der Dresdner Bank ist schon extrem ungünstig. Dessen Finanzierung und die ohnehin bestehenden Risiken aus der Finanzkrise ergeben nun eine 'explosive Mischung'." Deutsche Bank verloren 4,6 Prozent, Postbank 8,1 Prozent; Hypo Real Estate verbilligten sich um 4,7 Prozent.
Versicherer standen wegen der Sorgen um AIG ebenfalls weiter unter Druck: Allianz sackten um 5,6 Prozent ab. Börsianer setzen unterdessen auf eine Erholung bei den Aktien von AIG.
Gewinne verzeichneten dagegen Lufthansa mit plus 1,1 Prozent. Händler verwiesen auf den fallenden Ölpreis als wichtigsten Unterstützungsfaktor. Henkel-Titel legten um 0,1 Prozent zu, nachdem Investoren in den Zeiten der Unsicherheit mehr und mehr auf Titel mit defensiven Qualitäten setzen. SAP profitierten von einer Hochstufung durch Credit Suisse von "Neutral" auf "Outperform". Die Analysten bezeichneten das Papier als präferierten Wert im nun positiver gesehenen Softwaresektor und die SAP-Aktie gewann 2,2 Prozent.
Bayer legten um 0,7 Prozent zu. Der Pharma -und Chemiekonzern übernimmt für 210 Mio. Euro die in Köln ansässige Derivo Biotech AG. Mit der Übernahme will Bayer seine Forschung im Pharmabereich verstärken.
Im MDax gewannen Gagfah 4,2 Prozent. Händler konnten zunächst keine fundamentalen Gründe für den Kursgewinn nennen. Die Aktien seien allerdings aus technischer Sicht bei 9 Euro sehr gut unterstützt und sie erholten sich von dieser Marke aus.
Premiere verteuerten sich um 1,3 Prozent. Börsianer verwiesen auf einen Zeitungsbericht aus Kreisen der Profiklubs, wonach die Deutsche Fußball-Liga (DFL) als Rechteinhaberin die Partnerschaft mit der Sportrechteagentur Sirius von Leo Kirch kündigen wird. "Damit bekäme Premiere mehr Exklusivität und das stützt die Aktie", sagte ein Händler.
Quelle: ntv.de