US-Börsen geben den Rest Dax unter 7000 Punkten
23.05.2008, 17:45 UhrDer deutsche Aktienmarkt ist am letzten Handelstag der Woche im Zuge einer schwachen Eröffnung der US-Börsen kräftig unter die Räder gekommen. In strammen Schritten marschierte der Leitindex Dax unter die psychologisch wichtige Marke von 7.000 Punkten. Besonders schwer erwischte es die Werte aus der zweiten Reihe sowie Technologietitel.
Der Dax beendete den Handel mit einem Minus von 1,8 Prozent auf 6944,05 Punkte. Der MDax verlor 2,4 Prozent auf 9550,47 Punkte. Die Tech-Titel zogen den TecDax um 2,4 Prozent auf 853,15 Punkte ins Minus.
Beherrschendes Thema auf dem Börsenparkett blieb die Postbank, deren Aktien sich um 2,8 Prozent verteuerten und damit an die Spitze des Dax zogen. Der Versicherungsriese Allianz mit seiner Tochter Dresdner Bank lotet Finanzkreisen zufolge gemeinsam mit der Commerzbank eine Übernahme der Post-Tochter aus. "Es wird positiv aufgenommen, dass sich die Branche bewegt und dass möglicherweise ein zweiter nationaler Champion neben der Deutschen Bank entsteht", sagte ein Händler. "Ein Zusammenschluss hätte zurzeit schon sehr viel Charme. Die Postbank ist stark im Privatkundengeschäft, die Commerzbank und die Dresdner Bank in der Vermögensverwaltung. Das sind alles Bereiche mit konstanten Erträgen", sagte ein Börsianer. Die zwischenzeitlichen Gewinne der Commerzbank schmolzen im Handelsverlauf wieder zusammen, Papiere der Allianz gaben 1,2 Prozent nach. "Ein Zusammenschluss beträfe die Commerzbank als Ganzes, bei der Allianz aber nur einen Teil des Geschäfts", sagte ein Händler.
Vom dicken Plus bei der Postbank profitierten auch die Papiere der Deutschen Post. Die Aktie legte 1,4 Prozent auf 21,95 Euro zu.
Adidas setzte seine Aufwärtsbewegung auf dem Parkett als dritter und letzter Dax-Wert im Plus fort. Zum Tagesschluss vom Donnerstag legte die Aktie 0,2 Prozent zu. Händlern zufolge ist Adidas ein Profiteur des Euro-Anstiegs, was sich im Aktienkurs niederschlage.
Lange Zeit führten die Papiere der Hypo Real Estate nach der offiziellen Kaufofferte von J.C. Flowers für 24,9 Prozent der Anteile die Gewinnerliste im Dax an. Mit den Kursverlusten im Zuge der Eröffnung der US-Börsen löste sich das Plus jedoch wieder in Luft auf. Übrig blieb bei Börsenschluss ein Minus von 0,1 Prozent. "Da ist die Euphorie schon ein wenig raus", begründete ein Händler die Kursreaktion. "Schließlich hatte die Aktie nach Bekanntwerden der Absichten von Flowers schon kräftig zugelegt."
Die rote Laterne trug einmal mehr die Aktie von Infineon mit 4,3 Prozent Minus. Der Verluste schreibende Halbleiterkonzern plant laut Pressebericht die Zusammenlegung seines operativen Geschäfts mit dem des niederländischen Wettbewerbers NXP. Die Gespräche sollen sich in einer "sensiblen Phase" befinden. Um eine Übernahme von Infineon durch NXP oder umgekehrt soll es dabei jedoch nicht gehen.
Trotz eines positiven Analystenkommentars konnten die Stahlwerte ihren positiven Trend vom frühen Handel nicht fortsetzen. Goldman Sachs hatte den Sektor von "Neutral" auf "Attractive" hochgestuft. Das Kursziel für Salzgitter erhöhten die Analysten von 164 auf 176 Euro beim Votum "Buy". Im Handelsverlauf rutschten die Papiere jedoch ins Minus und schlossen mit einem Minus von 3,7 Prozent auf 125,02 Euro. Im Dax gaben ThyssenKrupp 3,1 Prozent auf 42,69 Euro ab.
Chemietitel konnten ihre zwischenzeitlichen Kursgewinne nicht verteidigen, blieben aber dank eines positiven Analystenkommentars unter den Verlusten des Gesamtmarkts. BASF fielen 0,9 Prozent auf 93,35 Euro. Merrill Lynch hatte die Papiere mit Verweis auf die jüngsten Preisanstiege für Rohöl und Erdgas von "Neutral" auf "Buy" hochgestuft. Die Öl- und Gassparte des Unternehmens profitiere von dieser Entwicklung, hieß es. Papiere des MDax-notierten Konkurrenten Lanxess gaben 1,8 Prozent auf 29,47 Euro nach, nachdem Morgan Stanley das Kursziel von 33 auf 40 Euro angehoben und die Einstufung "Overweight" bestätigt hatte.
Titel von Freenet legen hingegen nach frühen Verlusten 1,2 Prozent zu auf 11,09 Euro. Damit waren die Papiere größter Gewinner im TecDax. Eine Einstweilige Verfügung gegen die Übernahme des Telefonkonzerns Debitel durch den Konkurrenten Freenet war am Donnerstag vom Landgericht Kiel abgelehnt worden. Das Gericht entschied damit über einen Antrag des Freenet-Anteilseigners MSP Holding gegen die Ausgabe neuer Freenet-Aktien.
Quelle: ntv.de