Vorsicht und Gewinnmitnahmen Dax verbucht trotz Minus Monatsgewinn
30.09.2013, 18:00 Uhr
Die Schultern hängen etwas durch - dem Aktienmarkt fehlt die Leichtigkeit.
(Foto: REUTERS)
Im europäischen Handel herrscht zu Wochenbeginn angesichts der italienischen Regierungskrise und der ungelösten Auseinandersetzung über den Haushalt Zurückhaltung. Zudem fehlt es an Unternehmensnachrichten. Insgesamt überwiegt aber die Zuversicht, dass sich beide Krisen lösen lassen. Zur Not stünden zudem wohl die Zentralbanken bereit.
Der Aktienhandel wird zu Wochenbeginn von der Regierungskrise in Italien sowie dem Streit um den US-Etat dominiert. Dies führte zu Vorsicht und Gewinnmitnahmen. In Deutschland und an den meisten anderen Finanzplätzen in Europa ging es mit den Kursen nach unten. Auch an der New Yorker Wall Street gab es Verluste. Am Markt für Staatsanleihen der Euro-Krisenländer trübte sich die Stimmung zunächst ebenfalls ein. "Das ist eine politische Gemengelage, in der sich niemand auf dem falschen Fuß erwischen lassen will. Folglich halten sich die Anleger extrem bedeckt, was sich in sehr geringen Umsätzen niederschlägt", sagte ein Händler.
Der Dax büßte dank der eingedämmten Verluste an den US-Börsen letztlich 0,8 Prozent auf 8.594 Punkte ein. Der MDax verlor 0,3 Prozent auf 15.034 Zähler, und der TecDax gab 0,4 Prozent auf 1083 Stellen nach. Der Euro-Stoxx-50 sank auf 2888 Punkte zurück - ein Minus von 1,0 Prozent. An der Mailänder Börse gaben die Kurse 1,2 Prozent nach. Auch der Aktienmarkt in Zürich beendete den ersten Handelstag der neuen Woche leichter. Bei den Unternehmen standen die Finanzwerte europaweit unter Verkaufsdruck. Der Index für die Banken der Euro-Zone fiel um bis zu 1,3 Prozent. Sein Pendant für die italienischen Geldhäuser verlor 2,2 Prozent ein. Unter anderem verloren die Aktien der Intesa SanPaolo 3,5 Prozent. Die Aktien der vom Berlusconi kontrollierten Medienfirma Mediaset fielen 4,5 Prozent.
Trotz der trüben Stimmung zu Wochenbeginn schaffte der deutsche Leitindex auf Monatssicht immer noch ein Kursplus von rund sechs Prozent und von knapp acht Prozent im dritten Jahresviertel. Damit beendet der Dax sein nunmehr fünftes Gewinnquartal in Folge, dies ist die längste Serie seit 2006.
Fitch warnt Italien
Allerdings zeigten sich Investoren tief besorgt über die Regierungskrise in Italien und den drohenden Finanzkollaps der USA: Nach dem Rücktritt der fünf Minister aus Silvio Berlusconis Partei Volk der Freiheit (PdL) steht die Koalition aus PdL und Demokratischer Partei (PD) vor dem Aus. Die Krise trifft die drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone in der schwersten Rezession nach dem Krieg. Auf der anderen Seite des Atlantiks setzte der erbitterte Streit um den US-Haushalt den Märkten zu.
Die brisante Lage blieb auch am Anleihemarkt des Euro-Krisenlandes Italien nicht ohne Folgen: So wurden die Kurse der Staatsanleihen belastet. Im Gegenzug stiegen die Renditen, die Investoren beim Kauf der Papiere verlangen. Im Handelsverlauf kam es aber zu einer Entspannung. Grund ist die Hoffnung, dass Ministerpräsident Enrico Letta die Regierung mit Überläufern aus dem Berlusconi-Lager doch noch fortsetzen kann.
Angesichts der beunruhigenden Entwicklung mahnte die Ratingagentur Fitch, dass durch den möglichen Kollaps der italienischen Regierung die Haushaltsziele aufs Spiel gesetzt würden. Das politische Chaos könne das Vertrauen in den Schuldenabbau und damit die Kreditwürdigkeit erschüttern. Derzeit liegt Italien bei Fitch drei Stufen über dem sogenannten Ramsch-Niveau, das spekulative Anlagen kennzeichnen soll.
Händler äußerten sich insgesamt dennoch recht zuversichtlich, dass sich beide Krisen entschärfen lassen. "Wenn nicht, stehen EZB und Fed bereit, um das Schlimmste zu vermeiden", sagte ein Teilnehmer. Verschiedene EZB-Mitglieder haben in den vergangenen Tagen die Neuauflage von Langfristtendern ins Spiel gebracht. Daneben verweist die Deutsche Bank auf das bislang ungetestete OMT-Anleihekaufprogramm der Zentralbank. Die Analysten erwarten daher keine größeren Verwerfungen an den Märkten, genauso wenig wie dies nach den italienischen Parlamentswahlen im Frühjahr der Fall gewesen sei.
Werte beenden Tag überwiegend leichter
Im Fahrwasser Italiens trübte sich die Stimmung auch in anderen Krisenländern ein. Am deutlichsten stiegen zunächst die Risikoaufschläge für staatliche Schuldtitel in Griechenland, Portugal, Irland und Spanien. Deutsche Staatsanleihen waren indes gesucht, sie gelten unter Investoren als sichere Anlage und damit als Zufluchtsort bei krisenhaften Entwicklungen.
Im Dax beendeten Infineon den Tag mit den größten Verlusten. Die Papiere ermäßigten sich um 3,4 Prozent auf 7,39 Euro. Continental und Eon gaben jeweils 2,0 Prozent nach. Gerade die Energiewerte hatten zuletzt zugelegt. Leichte Gewinne verbuchten lediglich Deutsche Börse, ThyssenKrupp, Merck und Adidas.
In der zweiten Reihe büßten Wincor 1,6 Prozent ein auf 46,16 Euro. ProSiebenSat1 verbilligten sich um 1,4 Prozent. Celesio sanken um 1,3 Prozent zurück. Am anderen Ende stiegen Norma um 2,6 Prozent. Südzucker kletterten um 1,8 Prozent. Gerresheimer verteuerten sich um 0,8 Prozent. Der Spezialverpackungshersteller hat im dritten Quartal des seit Dezember laufenden Bilanzjahres 2012/13 seinen Gewinn leicht gesteigert. Im zweiten Quartal trat der für die Pharma- und Kosmetikindustrie produzierende Konzern wegen hoher Kosten für die Beseitigung von Qualitätsmängel beim Ergebnis auf der Stelle. Gerresheimer will am Mittwoch über die Entwicklung im Zeitraum Juni bis August berichten.
Im TecDax verbilligten sich Cancom um 4,1 Prozent auf 22,77 Euro. Drägerwerk sanken um 3,8 Prozent auf 94,25 Euro zurück. ADVA verloren 2,9 Prozent. fester gingen indes Stratec aus dem Handel. Die Papiere stiegen um 2,0 Prozent. Carl Zeiss Meditec gewannen 1,8 Prozent. Evotec verteuerten sich um 1,6 Prozent.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ/dpa