Schwache US-Daten lähmen Dax verfehlt die 9300 knapp
26.11.2013, 18:12 Uhr
Gewinner und Verlierer halten sich die Waage. Alles bleibt so wie es ist.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die ständige Kletterpartie schlaucht, den Anlegern geht die Puste aus. Analysten sind dennoch optimistisch. Sie rechnen fest damit, dass es bald wieder aufwärts geht. Im Fokus stehen US-Daten sowie bei den Einzeltiteln Bayer und Hugo Boss.
Die Aussicht auf eine kurze Börsenwoche in den USA hat den Dax schon am Dienstag gelähmt. Am Donnerstag wird an der Wall Street wegen des Feiertags "Thanksgiving" nicht gehandelt und am Freitag sind die Handelszeiten verkürzt. Damit fallen die US-Börsen als Schrittmacher weitgehend aus, weshalb der Dax auf der Stelle trat. Auch an der Wall Street verlief der Handel lustlos.
Der Dax pendelte um seinen Vortagesschluss und schloss mit einem Minus von 0,11 Prozent bei 9290,07 Punkten. Am Vortag hatte er bei 9323 Punkten ein Rekordhoch erreicht. Der MDax mittelgroßer Werte verlor 0,24 Prozent auf 16 191,29 Punkte. Der TecDax legte um 0,23 Prozent auf 1147,81 Punkte zu.
"Der Markt ist ein wenig müde nach der jüngsten Rally", sagte Philippe Gijsels von BNP Paribas Fortis Global Markets. Ein Ende der Rekordjagd bedeute das aber noch lange nicht: "Die Weltwirtschaft erholt sich allmählich und die Geldpolitik bleibt erst einmal locker", erklärt der Experte. Das dürfte die Kurse weiter nach oben treiben.
Erschwerend hinzu kamen schwache Konjunkturdaten aus den USA. Dort hat sich das Verbrauchervertrauen im November überraschend eingetrübt. Volkswirte hatten dagegen mit einem Anstieg des Conference Board Index gerechnet. Weil jedoch mit schwachen Konjunkturdaten stets die Erwartung verbunden ist, dass die US-Notenbank weiter jeden Monat 85 Milliarden US-Dollar in die Finanzmärkte pumpt, kamen die Aktien nicht unter Druck.
Der Dax kommt seit Januar mittlerweile auf ein Plus von mehr als 22 Prozent, beim EuroStoxx50 sind es fast 17 Prozent.
Deutsche Bank kippt Dax-Prognose
Für Gesprächsstoff sorgte im Handelsverlauf die Deutsche Bank, die ihr Rückschlagsszenario im Dax auf 8400 Punkte bis zum Jahresende einkassierte. In der vergangenen Woche hatte eine Studie für Furore gesorgt, in der die Bank eine Korrektur auf dieses Niveau vorhergesagt hatte. Händler hatten sich irritiert über das aufgezeigte deutliche Rückschlagspotenzial von fast 10 Prozent gezeigt.
"Die Prognose ist bereits Anfang Oktober erstellt worden", erklärte Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden, hierzu auf einer Veranstaltung in Frankfurt. Eine neuere Prognose gebe es zwar nicht, weil sich die Analysten bereits auf 2014 konzentrierten. Das Rückschlagsszenario sei aber "irrtümlich" in die Studie der vergangenen Woche aufgenommen worden.
Als Haupttreiber der Märkte in diesem Jahr gilt die weltweite Geldschwemme der Notenbanken. Wie lange etwa die Fed ihre ultralockere Geldpolitik noch fortsetzt, hängt vor allem vom Zustand der US-Konjunktur ab. Gespannt warteten Investoren daher auch auf die Daten aus dem Immobiliensektor am Nachmittag.
Wie sich zeigte, haben die Häuserpreise in den USA im dritten Quartal so stark zugelegt wie zuletzt vor der Krise. "Das ist der größte Zuwachs seit dem Höhepunkt des Baubooms im Jahr 2006", hieß es in der Mitteilung zum Konjunkturbarometer. Die Daten scheinen die Sorge vor einer Blase zu bestätigen.
Unaufgeregter Handel
So überschaubar wie die Bewegungen des Dax waren auch die Kursausschläge von Aktien. Größter Kursgewinner im Dax waren Deutsche Telekom mit einem Aufschlag von 2,1 Prozent. Hier sprachen Händler von technischen Käufen nach einer zwei Wochen langen Konsolidierung der Aktie.
Die Aktien von FMC setzten ihren Höhenflug fort und stiegen um 1,1 Prozent. Am Vortag hatte die Aussicht auf unverändert hohe Zahlungen der staatlichen US-Krankenversicherungen die Aktie des Dialysekonzerns nach oben katapultiert.
Continental gaben ihre Tagesgewinne wieder komplett ab. Das macht nichts. "Es läuft weiter rund für Conti", sagte ein Händler. Seit Jahresbeginn haben die Aktien bereits 75 Prozent zugelegt.
Nur mäßig begeistern konnten sich die Investoren für die Übernahmepläne von Bayer. Der Pharmakonzern hat ein vorläufiges Angebot für das norwegische Unternehmen Algeta abgegeben. Dem Konzern zufolge bietet Bayer 336 Kronen (umgerechnet rund 40 Euro) je Aktie. Algeta sprangen an der Osloer Börse um über 30 Prozent auf 345,20 Kronen. Bayer notierten dagegen 0,3 Prozent leichter.
"Die Übernahme mag strategisch Sinn machen, doch noch ist nichts in trockenen Tüchern", sagte ein Händler. Algeta arbeitet mit Bayer schon seit längerem bei dem Krebsmittel Xofigo zusammen.
Auf der Verliererstraße waren ohne erkennbare fundamentale Faktoren die Aktien von RWE und Lanxess mit Abschlägen von je 1,4 Prozent. Gewinnmitnahmen drückten Lufthansa 1,2 Prozent ins Minus, nachdem die Titel am Vortag angesichts fallender Kerosinpreise fast zwei Prozent gestiegen waren.
Im MDax rutschten Hugo Boss 2,0 Prozent ab. Der Modekonzern braucht mehr Zeit, um sein Gewinnziel zu schaffen. Das geplante Margenziel für den operativen Gewinn (Ebitda) von 25 Prozent soll erst nach 2015 erreicht werden. "Der neue Gewinnausblick erscheint noch immer sehr ambitioniert", schrieb Ingbert Faust, Analyst bei Equinet, in einem Kommentar. Er stufte die Aktien herunter auf "Reduce" von "Hold".
Südzucker unter Druck
Zwei kritische Analystenkommentare stießen den Südzucker-Anlegern sauer auf. Die Aktien fielen in der Spitze über 4,0 Prozent, am Ende verblieb ein Minus von 2,0 Prozent. Die Analysten von Goldman Sachs hatten die Aktien zuvor von ihrer paneuropäischen Top-Kaufliste gestrichen und das Kursziel auf 14,3 von 16,3 Euro gesenkt sowie die Verkaufsempfehlung bekräftigt. Die Analysten der Berenberg Bank äußerten sich ebenfalls kritisch und senkten ihr Kursziel auf 19 von 22,50 Euro. Sie empfehlen ihren Kunden zwar, die Aktien zu halten - also eine neutrale Gewichtung. Doch senkten sie ihre Gewinnschätzungen um 20 Prozent. Die Gewinnwarnung vom 21. November sei an sich keine Überraschung, das Ausmaß aber schon, schrieben die Analysten.
An der Pariser Börse gingen Remy Cointreau auf Talfahrt. Die Aktien des französischen Spirituosen-Herstellers ("Metaxa") fielen 8,3 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Tief von knapp unter 65 Euro. Das Unternehmen hatte wegen des schwachen China-Geschäfts vor einem zweistelligen prozentualen Rückgang des operativen Gewinns im Geschäftsjahr 2013/2014 gewarnt. Anleger hätten bislang mit stabilen Gewinnen gerechnet, schrieb die Analystin Christine Ropert vom Brokerhaus Gilbert Dupont in einem Kommentar.
Quelle: ntv.de, ddi/DJ/dpa/rts