Marktberichte

Italien-Szenario alarmiert Anleger Dax verliert 172 Punkte

Ein Hauch von Hoffnung kurz vor Feierabend: Der Dax am Montag.

Ein Hauch von Hoffnung kurz vor Feierabend: Der Dax am Montag.

(Foto: REUTERS)

Die Angst vor einem Übergreifen der Schuldenkrise auf Italien beschert den Anlegern am deutschen Aktienmarkt breitgefächerte Kursverluste: Im Leitindex sacken die Aktien der Commerzbank fast 9 Prozent ab. Nur ein einziger Titel hält sich im Plus. Am Abend richten sich alle Augen auf die USA. Dort steuert der Budgetstreit auf einen weiteren Höhepunkt zu. Außerdem wird der Alu-Konzern Alcoa die Berichtssaison zum zweiten Quartal eröffnen.

Die zu Wochenbeginn aufflammenden Sorgen um die Schuldenberge in Italien und den USA haben den deutschen Aktienmarkt auf Talfahrt geschickt.

Düsterer Einstieg in die Woche: Wer oder was kann die Nervosität vertreiben?

Düsterer Einstieg in die Woche: Wer oder was kann die Nervosität vertreiben?

(Foto: REUTERS)

Der Leitindex Dax rutschte am Montag um 2,33 Prozent auf 7230,25 Punkte ab. Damit verlor das Börsenbarometer binnen weniger Stunden rund 172 Zähler. Einen solch deutlichen Tagesverlust hatte der deutsche Leitindex seit Mitte März nicht mehr erlitten. Bereits Ende vergangener Woche hatte der Dax nach enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten kräftig büßen müssen. Für den MDax mittelgroßer Werte ging es am Montag um 2,31 Prozent auf 10.813 Punkte nach unten. Der TecDax verlor 2,36 Prozent auf 877 Punkte.

DAX
DAX 23.596,98

"Der Markt ist hochnervös", sagte Jochen Intelmann, Chefvolkswirt von der Hamburger Sparkasse. Zum einen werde diskutiert, ob nun auch noch Italien Hilfe benötige, zum anderen sei das US-Schuldenproblem nach wie vor ungelöst.

MDAX
MDAX 30.011,98

Die Euro-Finanzminister waren zum Wochenbeginn in Brüssel zusammengekommen, um über Griechenland, aber auch über das Sorgenkind Italien zu sprechen. Die neuen Sorgen um eine Ausweitung der Schuldenkrise und einem etwaigen Übergreifen auf Italien hatten im Aktienhandel europaweite Verkäufe im Finanzsektor ausgelöst. In Frankfurt rutschten die Aktien der Commerzbank am Indexende 8,6 Prozent ab auf 2,71 Euro. Papiere der Deutschen Bank verbilligten sich - auch unter dem Eindruck der laufenden Nachfolgedebatte - um 3,4 Prozent auf 38,49 Euro. Für Allianz-Aktien ging es um 4,1 Prozent nach unten.

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TecDax 3.628,21

In Washington ringen indes Demokraten und Republikaner weiter um einen Kompromiss bei der Erhöhung der Schuldenobergrenze. Intelmann ergänzte, dass in den USA die Berichtssaison losgehe. Einige Anleger sorgten sich, dass die Ausblicke der Konzerne enttäuschen könnten.

EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy war zu Wochenbeginn mit Spitzenverantwortlichen aus der Eurozone zu einem Krisentreffen in Brüssel zusammengekommen. Es gehe dabei nicht nur um Griechenland, sondern auch um Italien, berichteten Diplomaten. Einem Pressebericht zufolge fordert die Europäische Zentralbank eine Aufstockung des Rettungsschirms. Das bestehende Volumen reiche nicht aus, um Italien zu schützen.

Die Ausgangslage: Mit dem nur halb verdauten Job-Schock vom Freitag war der Dax ins Wochenende gegangen.

Die Ausgangslage: Mit dem nur halb verdauten Job-Schock vom Freitag war der Dax ins Wochenende gegangen.

(Foto: REUTERS)

Sehr schwach entwickelten sich zudem die Autowerte. Die Vorzüge von Volkswagen büßten 3,30 Prozent auf 143,75 Euro ein und die Daimler-Aktien rutschten um 2,65 Prozent auf 51,00 Euro ab. Neben der negativen Grundstimmung belasteten pessimistische Aussagen des französischen Konkurrenten Renault zum europäischen Markt sowie Sorgen um die Weltkonjunktur. Händler Andreas Lipkow von der Wertpapierhandelsbank MWB Fairtrade betonte, dass der Vorteil eines schwachen Euro für exportierende Konzerne überschattet werde von den negativen US-Arbeitsmarktdaten. "Wenn keiner Autos kaufen kann, weil keine Arbeit vorhanden ist, dann hilft auch eine schwache Währung nicht."

Nach einem verlorenen Patentstreit gegen die Novartis-Tochter Hexal um die Verhütungspille Yasmin ging es auch für Bayer-Aktien um 2,3 Prozent nach unten. Lufthansa-Aktien litten mit einem Abschlag von gut 2,4 Prozent unter der gestrichenen Kaufempfehlung der UBS.

Als einziger Dax-Wert konnten sich am Nachmittag die Aktien von Metro gegen den Abwärtstrend am Aktienmarkt stemmen. Die Titel des Einzelhandelskonzerns notierten 1,1 Prozent im Plus bei 40,23 Euro. Einige Händler begründeten die Aufwärtsbewegung der Metro-Papiere mit einer Erholung, nachdem die Titel seit Anfang Juli 4,8 Prozent verloren haben. Ein Börsianer verwies auf einen Analystenkommentar von JP Morgan, in dem der jüngste Kursrückgang als übertrieben beschrieben wurde. Obwohl sich die Konjunkturbedingungen verschlechterten, bleibe Metro mit seiner langfristigen Wachstumsstrategie auf Kurs, hieß es in der Analyse den Angaben zufolge. Bei der Veröffentlichung des Halbjahresberichts am 2. August sei mit einer Bekräftigung der Ebit-Ziele zu rechnen. JP Morgan bekräftigte die Bewertung der Aktie mit "overweight" und einem Kursziel von 63 Euro.

Etwas besser als der Markt schlugen sich auch die RWE-Aktien, die 1,82 Prozent auf 36,345 Euro abgaben. Der Energiekonzern verhandelt mit Gazprom über günstigere Gasverträge. Darüber hinaus erwägt Konzernchef Jürgen Großmann einem Bericht des "Spiegels" zufolge eine weitergehende Zusammenarbeit mit dem russischen Gas-Giganten. Denkbar sei etwa eine strategische Beteiligung Gazproms an RWE oder Töchtern des Unternehmens sowie eine Rolle als "Ankeraktionär".

Der Eurostoxx50 büßte 2,90 Prozent auf 2709,14 Punkte ein. Auch die Leitindizes in Paris und London schlossen mit einem deutlichen Minus. In New York verbuchte der US-Leitindex Dow Jones zum europäischen Börsenschluss ebenfalls Verluste.

Am deutschen Rentenmarkt sank die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere deutlich auf 2,53 (Freitag: 2,70) Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,72 Prozent auf 125,25 Punkte. Der Bund Future lag mit 1,20 Prozent im Plus bei 128,98 Punkten.

Der Euro geriet deutlich unter Druck, die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,4056 (1,4242) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7114 (0,7022) Euro.

Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts

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