Marktberichte

Auf dünnem Eis Dax verteidigt 7000 Punkte

ROR15_GERMANY-_0104_11.JPG209958323613305683.jpg

(Foto: REUTERS)

Mit Ach und Krach rettet sich der Dax zur Wochenmitte bis Handelsschluss wieder über die zwischenzeitlich verloren geglaubte Marke von 7000 Punkten. Von wenigen Unternehmensmeldungen abgesehen warten Börsianer sehnsüchtig auf klärende Worte zu möglichen Zentralbankhilfen.

Die Unsicherheit über das weitere geldpolitische Vorgehen der Zentralbanken in den USA und der Eurozone hat Anlegern am deutschen Aktienmarkt weiterhin das Leben schwer gemacht. Die Umsätze blieben erneut extrem dünn, die Kursbewegungen blieben in engen Grenzen.

Der Dax beendete den Tag nach einem über weite Strecken von Verlusten gesprägten Handel 0,1 Prozent im Plus bei 7010,57 Punkten. Der MDax legte um 0,6 Prozent zu auf 11.063,75 Zähler. Für den TecDax ging es um 0,5 Prozent rauf auf 795,42 Punkte.

"Es scheint ein absoluter Käufer- und Verkäuferstreik zu sein", sagte ein Händler in Frankfurt. "Keiner will sich positionieren, um nicht auf dem falschen Fuße erwischt zu werden." Ein anderer Börsianer ergänzte, dass vor dem Treffen der Notenbanker in Jackson Hole am Freitag nicht mehr viel passieren werde. Bis dahin würden Anleger das Geld "von der linken Tasche in die rechte" stecken.

Die Märkte hoffen darauf, dass US-Notenbankchef Ben Bernanke in Jackson Hole weitere Schritte zur Lockerung der Geldpolitik ankündigt. Doch ob es tatsächlich zu einem neuen Anleihekaufprogramm kommt, um die schwächelnden US-Wirtschaft zu stützen, steht noch in den Sternen. Einem Fed-Mitglied zufolge haben sich die US-Notenbanker bislang nicht auf weitere Schritte geeinigt.

Die zweite große Unbekannte ist die Europäische Zentralbank: Wenn der Rat kommenden Donnerstag zu seiner Zinssitzung zusammenkommt, sind die Erwartungen hoch. Anleger erhoffen sich Details zu einem neuem Hilfsprogramm für überschuldete Euro-Länder. Aus Sicht von Commerzbank-Analystin Carolin Hecht sollte man jedoch vor Enttäuschungen gefeit sein: Die vielen Gerüchte, die in Bezug auf die genaue Ausgestaltung eventueller EZB-Interventionen umhergeisterten, sprächen noch keine einheitliche Sprache, schrieb sie in einem Kommentar. Eine ultimative Lösung scheine also noch nicht gefunden.

Unter den Einzelwerten hatten Lufthansa -Aktien schlechte Karten. Die Aussicht auf eine Streikwelle drückte die Papiere 1,3 Prozent ins Minus. Nach Angaben der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo müssen sich die Passagiere frühestens am Donnerstag auf Behinderungen einstellen. DZ-Bank-Analyst Robert Czerwensky sieht in den Streiks jedoch langfristig keinen Nachteil für die Lufthansa-Aktien. "Wir sind zuversichtlich, dass das Management in der Lage ist, eine gute Lösung zu verhandeln, und dies wird den Aktienkurs in Zukunft unterstützen", schrieb er in einem Kommentar. Er bestätigte seinen Anlageurteil "Kaufen".

Schwächster Dax-Wert war ThyssenKrupp mit einem Abschlag von 1,7 Prozent. Die Papiere des Stahlkonzerns litten unter einer allgemeinen Marktschwäche von rohstoffnahen Titeln. Im MDax sackte Salzgitter um 1,8 Prozent ab. Der Stahlhändler Klöckner & Co ging als schwächster MDax-Wert 2,7 Prozent schwächer aus dem Handel, wobei auch der Rauswurf aus dem Auswahlindex Stoxx 600 eine Rolle spielte.

An der Spitze des Nebenwerte-Index standen die Titel von Rhön-Klinikum, die 4,5 Prozent gewannen. Händler spekulierten über das Kursplus: "Es lässt sich nicht verifizieren, ob hier einfach spekulativ orientierte Anleger unterwegs sind, oder ob eventuell Asklepios, Braun oder auch Fresenius weiter einkaufen", sagte einer von ihnen. Der private Klinikbetreiber Asklepios hatte sich Ende Juni überraschend mit gut fünf Prozent bei Rhön eingekauft und damit die geplante Übernahme durch Fresenius verhindert. Der nordhessische Medizintechnikkonzern B.Braun hat fünf Prozent an Rhön erworben.

Für Enttäuschung sorgte L'Oreal. Der weltgrößte Kosmetikhersteller hat seinen Betriebsgewinn im ersten Halbjahr zwar um 11,4 Prozent gesteigert, Analysten zeigten sich aber trotzdem enttäuscht über die erwirtschafteten Renditen. Die Aktien der Rivalen Henkel und Beiersdorf schlossen 0,1 und 1,2 Prozent im Minus, nachdem sie am Vortag zu den wenigen Dax-Gewinnern gehört hatten.

Quelle: ntv.de, nne/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen