US-Zinshoffnung hilft Dax verteidigt solides Plus
27.09.2007, 18:10 UhrAnhaltende Spekulationen auf eine Zinssenkung in den USA sowie positive Nachrichten aus der Finanzbranche haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt zugreifen lassen. Ein immer weiter steigender Euro oder der immer teurere Ölpreis gingen am Markt spurlos vorüber. Nur die Technologiewerte mussten unter dem Strich etwas Federn lassen.
Der Dax schloss mit einem Plus von 0,6 Prozent auf 7853,79 Punkten. Der MDax legte ein Prozent auf 10398,15 Zähler zu. Der TecDax verlor hingegen 0,4 Prozent auf 960,29 Punkte.
Schwache Immobilienmarktdaten heizten Händlern zufolge Spekulationen auf eine weitere Zinssenkung in den USA an. Der Absatz neuer Eigenheime war im August überraschend stark gesunken. Statt der im Schnitt erwarteten 830.000 Häuser wurden lediglich 795.000 Einheiten verkauft.
Viele Händler sahen den starken Anstieg des Marktes skeptisch. "Negative Nachrichten werden einfach ignoriert", kritisierte ein Börsianer. Dabei erreichte der Euro neue Höchststände, und auch der Ölpreis legte wieder etwas zu. Der Handel sei stark vom nahenden Quartalsende getrieben, sagten Händler. Viele Fondsmanager müssen dann ihren Anlegern Bericht erstatten, oft werden deswegen aus optischen Gründen Titel ge- oder verkauft. "Schließlich muss man dann vor allem die Gewinner der vorangegangenen Monate im Portfolio haben", sagte ein Händler.
BMW enttäuscht
Anleger von BMW zeigten sich nach der Präsentation der neuen Konzernstrategie enttäuscht und schickten die Papiere von seinem komfortablen Platz an der Gewinnerspitze bis Handelsende deutlich ins Minus. Zum Ende des elektronischen Handels notierten die Papiere 1,5 Prozent im Minus bei 45,98 Euro. Anleger hatten wohl auf ein Aktienrückkaufprogramm spekuliert, dem erteilte Konzernchef Reithofer jedoch eine Absage. Mit einem strikten Sparkurs und neuen Oberklasse-Modellen will der Autobauer seine schwächelnde Rendite aufpäppeln. Durch weniger Investitionen je Auto und mehr Produktivität will BMW bis 2012 sechs Mrd. Euro einsparen.
Ein größeres Minus im Dax als BMW verbuchte am Donnerstag nur Merck mit einem Abschlag von 4,3 Prozent. Händler sprachen von Anschlusskäufen, die auf den Kurs drückten. Federn ließ auch die Aktie von SAP. Grund waren erneute Gerüchte über eine mögliche Enttäuschtung - wie jedes Quartal kurz vor Veröffentlichung der Ergebnisse. "Es gibt das Gerücht, dass SAP schwache Q3-Zahlen vorlegt", sagte ein Händler. "Ich halte das aber für Quatsch", sagte ein anderer Börsianer, derartige Spekulationen gebe es jedes Quartal. "Aber es wird darüber geredet und das drückt die Aktie." SAP legt am 18. Oktober Ergebnisse vor.
Unter den stärkeren Gewinnern waren die Papiere der Allianz zu finden, die von einem positiven Analystenkommentar profitierte. Die Aktie legte 1,9 Prozent auf 163,49 Euro zu, nachdem die Experten der HSBC die Beobachtung der Aktie wieder aufgenommen haben und sie mit einem Kursziel von 200 Euro mit Übergewichten einstufen. Auch Bear Stearns hatte sich positiv zu dem Wert geäußert und das Kursziel für den Wert auf 205 Euro angehoben.
Bear Stearns half aber auch anderen Finanzwerten auf die Gewinnerseite, wie Händler sagten: Ein Bericht, dass der Milliardär Warren Buffett sich an der US-Investmentbank beteiligen will, habe die Stimmung gegenüber der gesamten Branche gebessert, hieß es. Wie die "New York Times" berichtet hatte, führt Bear Stearns Gespräche mit verschiedenen Investoren über den Verkauf eines Firmenanteils von bis zu 20 Prozent.
Auch die Daimler-Aktie zählte mit einem Plus von 1,6 Prozent auf 70,37 Euro zu den größten Gewinnern im Dax. Händler führten das auf Gerüchte zurück, Daimler wolle im Anschluss an eine Aufsichtsratssitzung die Prognose anheben. Das Unternehmen wollte das nicht kommentieren.
Praktiker haussiert
Auch in der zweiten und dritten Reihe wurden einige Aktien schwungvoll gehandelt. Aktien der Baumarktkette Praktiker führten nach Zahlen des Konkurrenten Hornbach mit plus 6,5 Prozent die Gewinnerliste im MDax an. Die Hornbach-Bilanz habe keine materiellen Neuigkeiten enthalten und damit auch keine weitere Verschlechterung des Sektors signalisiert - das sei wiederum auch für Praktiker eine positive Nachricht, sagte ein Händler. Entsprechend erholte sich die Aktie in ihrem aktuell deutlichen Abwärtstrend. Seit Ende Juli hatten Praktiker-Aktien bis zu 28 Prozent an Wert verloren.
AWD legten um 3,7 Prozent zu. Börsianer nannten einen Bericht der "Börsen-Zeitung" als Grund. Danach gibt es Startprobleme beidem Unternehmen Formaxx, das Finanzdienstleistern wie AWD und MLP Konkurrenz machen will. Einem Händler zufolge kommen diese Probleme nicht ganz überraschend, nachdem bereits in der Vorwoche ein Software-Zulieferer von Formaxx abgesprungen sei. Allerdings sollte es den Blick positiv auf die zuletzt gedrückten Werte lenken.
Im SDax fielen die Titel von Escada um sechs Prozent, nachdem das Unternehmen seine Neunmonatszahlen vorgelegt hatte und den Ausblick auf das Gesamtjahr gesenkt hatte. "Die Zahlen waren nicht sehr gut, und dann hat das Unternehmen auch noch einen moderaten Ausblick angepasst - das spricht nicht gerade für einen guten Geschäftsverlauf", sagte ein Händler.
Einen kräftigen Sprung ins Plus machten hingegen die Papiere des Marktforschungsinstituts GfK. Die Aktie gewann fast zehn Prozent auf 29,03 Euro.
Bei den Tech-Werten führten am Donnerstag die Papiere von Aixtron die Gewinnerliste mit einem Plus von 7,1 Prozent auf 6,96 Euro an. Der Chipanlagenbauer verkündete, sein Geld lieber in die Expansion des Unternehmens zu investieren als es auszuschütten. Eine Dividende sei daher trotz steigender Gewinne auch in diesem Jahr nicht zu erwarten.
Gefragt waren auch die Papiere von Ersol mit einem Plus von 2,8 Prozent. Der Solarzellen-Hersteller hat von der Solar Semiconductor einen Zehnjahresauftrag über die Lieferung von Silizium-Solarzellen erhalten. Über den gesamten Zeitraum habe der Auftrag ein Volumen von 126 Mio. Euro, teilte das Unternehmen mit.
Quelle: ntv.de