Aktie "Gelb" sieht rot Dax wagt sich vor
12.04.2002, 20:25 UhrEnde gut - alles gut, zumindest am Freitag hat sich der Dax ein Herz gefasst und ist mit Pluszeichen aus dem Handel gegangen. Allerdings hielten sich die Gewinne angesichts der Nervosität der Anleger in engen Grenzen. Im Mittelpunkt stand neben Degussa, die Aktie von Henkel, die nach ihrer Aufnahme in den MSCI deutlich zulegen konnte. Kräftig weiter abwärts ging es hingegen für die Deutsche Post. Trotzdem zeigte sich der Dax standhaft und legte 0,5 Prozent auf 5.190 Punkte zu.
Der Markt sei nervös, so ein Hänlder. Es gebe kurzfristige Tendenzen, die die Richtung nach oben oder unten beschleunigen könnten, eine langfristigere Entwicklung sei aber nicht abzusehen. In der nächsten Woche gehe die US-Berichtsaison in ihre heiße Phase, da sei im Vorfeld auch nicht mehr zu erwarten. Unter anderem werden Microsoft, Intel, Apple und General Motors ihre Zahlen auf den Tisch legen.
Für Erleichterung sorgte eine Meldung, die am Donnerstagabend nach Börsenschluss aus den USA kam. Die US-Börsenaufsichtsbehörte SEC hat ihre Untersuchung bei dem US-Computer-Riesen IBM ohne Ergebnis eingestellt. Das sei auf jeden Fall ein gutes Zeichen, so ein Händler. Es habe Befürchtungen gegeben, dass es bei IBM ein zweites Enron geben könne, die seien nun vom Tisch.
Im Mittelpunkt des Handels in Frankfurt stand die T-Aktie. Nach einer Entscheidung der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post ist das einmalige Entgelt, das Drittanbieter für die Benutzung der Kabel zum Hausanschluss - die sogenannte "letzte Meile" - an die Telekom zahlen müssen auf 70,56 Euro von 92,59 Euro gesenkt worden. Dies teilte die Deutsche Telekom am Donnerstagabend mit. Die Telekom sei mit der Entscheidung der Behörde nicht zufrieden, es würden nun rechtliche Schritte in Erwägung gezogen. Die Telekom hatte in der Vergangenheit den Konkurrenten angeboten, das einmalige Entgelt auf 84,47 Euro zu senken. Die Konkurrenz hatte indes eine Senkung auf 40 Euro gefordert. Die T-Aktie legte 2,3 Prozent auf 16,15 Euro zu.
Der Indexanbieter Morgan Stanley Capitel International (MSCI) hat die Henkel-Aktien in seine Indizes aufgenommen. Die Entscheidung sei im Rahmen der Umstellung der Indizes auf Streubesitz erfolgt, so Morgan Stanley Capital International weiter. Die Aktie stieg 0,6 Prozent auf 71,90 Euro.
Größter Verlierer im Dax war die Deutsche Post. Die Aktie "Gelb" steht nach diversen Analystenherabstufungen schon seit einigen Tagen unter Druck. Und es sind nach wie vor die Gewinnmargen im wichtigen Briefsegment die Sorgen bereiten. Diese werden sich voraussichtlich schwächer als zuletzt noch erwartet entwickeln. Die Aktie gab weitere 3,5 Prozent auf 15,40 Euro nach.
Der Energiekonzern E.ON bietet einem Zeitungsbericht zufolge der RAG für deren Ruhrgas-Paket die Mehrheit an ihrer Spezialchemietochter Degussa an. Der Deal sehe vor, dass E.ON 51 Prozent von Degussa auf die RAG übertrage und im Gegenzug dafür den 18-prozentigen Ruhrgas-Anteil der RAG erhalten. E.ON will den Essener Gasgroßhändler Ruhrgas mit Hilfe einer Ministererlaubnis von Wirtschaftsminister Müller nach der Ablehnung des Bundeskartellamts übernehmen. Die Degussa-Aktie lag mit 2,2 Prozent bei 37 Euro im Plus, für E.ON ging es 1,6 Prozent auf 59,89 Euro nach oben.
Der Touristikkonzern Preussag wird nach eigenen Angaben voraussichtlich mehr als 53 Millionen Euro an Dividendenzahlungen von seiner Tochter Hapag-Lloyd erhalten. Auf Grund der erfreulichen Ergebnisentwicklung beabsichtige Hapag-Lloyd eine zum Vorjahr unveränderte Dividende von 19 Euro je Aktie auszuzahlen, so eine Preussag-Sprecherin. Die Preussag-Aktie legte 1 Prozent auf 33,66 Euro zu.
Die Lufthansa will einem Zeitungsbericht zufolge die Zahl ihrer eingesetzten Flugzeuge wieder deutlicher als zunächst geplant aufstocken. So würden 18 der 43 nach dem 11. September stillgelegten Maschinen wieder in den Flugdienst aufgenommen, so der Bericht. Dies sei ein Zeichen für die Wiederbelebung der Branche, so ein Händler. Die Papiere stiegen 0,7 Prozent auf 17,16 Euro.
Der Pharmakonzern Schering ist nach eigenen Angaben im ersten Quartal auf einem „erfreulichen Wachstumspfad“ geblieben. Vor allem in den USA sei ein hervorragender Umsatzzuwachs gelungen, so Vorstandschef Hubertus Erlen auf der Hauptversammlung des Unternehmens am Freitag. Zahlen nannte Schering allerdings nicht. Die Aktie legte 1,4 Prozent auf 66,79 Euro zu. Auch die Bayer-Aktie präsentierte sich im Fahrwasser von Schering stark und stieg 2,3 Prozent auf 39,45 Euro.
Kräftig ausgebremst wurde hingegen Sixt. Der Autovermieter hat seine Umsatzerwartungen für das Geschäftsjahr 2002 deutlich zurückgenommen. Sixt hatte am Donnerstagabend nach Börsenschluss angekündigt in 2002 nun mit stagnierenden Umsätzen zu rechnen und nicht mehr wie zuvor angekündigt mit einem Umsatzwachstum von 10 Prozent. Die angestrebte Gewinnsteigerung um 15 Prozent soll dennoch erreicht werden. Die im MDax notierte Aktie brach um 8,1 Prozent auf 14,70 Euro ein.
Quelle: ntv.de