Ende der Euphorie? Dax wartet auf US-Zahlen
07.04.2007, 13:07 UhrMit der Euphorie am deutschen Aktienmarkt ist es wohl erst einmal vorbei. In der kommenden Woche dürften sich Börsianer auf die Berichtssaison in den USA konzentrieren. Den Prognosen zufolge sind dabei nur noch gedämpfte Gewinnsteigerungen zu erwarten. "Der Fokus des Marktes wird auf den Quartalszahlen liegen", sagt Marktstratege Kai Stefani von Allianz Global Investors. "Und die passende Überschrift für den Aktienmarkt könnte wohl lauten: Anhaltende Ernüchterung."
In der zu Ende gehenden Woche hat der Dax knapp ein Prozent auf zuletzt um 7.170 Punkte zugelegt. Getrieben von Spekulationen auf Übernahmen hatte der Leitindex Mitte der Woche sogar kurz die Marke von 7.200 Punkten überstiegen - damit war er so hoch wie seit dem Sommer des Boomjahres 2000 nicht mehr.
Achtung: teurer Euro
Auch die jüngste Entwicklung am Devisen- und Rohstoffmarkt wird nach Einschätzung von Experten die Kauflust der Investoren in den nächsten Tagen im Schach halten. "Der Euro ist auf den höchsten Stand seit zwei Jahren gestiegen, da kommt bestimmt bald wieder jemand, der den Zeigefinger hebt und auf die Nachteile für die deutschen Exporteure verweist", merkt Aktienstratege Michael Köhler von der Landesbank Baden-Württemberg an. "Der Ölpreis ist auch wieder auf sehr hohem Niveau, und das heizt die zuletzt wieder aufgekochten Inflationsängste zusätzlich an."
Getrieben von Spekulationen auf weitere Zinserhöhungen in der Euro-Zone hat der Euro nach dem jüngsten EZB-Zinsentscheid die Marke von 1,35 US-Dollar überwunden und ist damit nur noch rund anderthalb Cent von seinem Rekordhoch von 1,3667 US-Dollar von Ende 2004 entfernt. Der Ölpreis hat vor allem wegen der unsicheren Versorgungslage zuletzt deutlich angezogen, leichtes US-Rohöl kostet inzwischen wieder knapp 65 US-Dollar pro Fass. Der Irak-Krieg, der Konflikt um das Atomprogramm des Iran und die angespannte Sicherheitslage in Nigeria wirken sich aus.
Mäßige Erwartungen an US-Gewinne
Zu den US-Firmen, die in der nächsten Woche über die Geschäftsentwicklung im ersten Quartal berichten, gehören die Citigroup und die Investmentbank JP Morgan Chase. Während letztere im Schlussquartal 2006 den Gewinn um mehr als zwei Drittel gesteigert hatte, blieb erstere zuletzt hinter dem Wachstum des Konkurrenten zurück. Der Suchmaschinenbetreiber Yahoo und der Technologiekonzern Intel legen ebenfalls Zahlen vor. "Die Analysten haben ihre Gewinnerwartungen für die US-Konzerne von einem zweistelligen Wachstumsniveau Ende vergangenen Jahres auf inzwischen etwa drei Prozent zurückgenommen. Von daher können uns eigentlich kaum böse Überraschungen blühen", sagt Stefani.
SAP läutet Bilanzsaison ein
Von den deutschen Unternehmen läutet SAP voraussichtlich am Freitag die Bilanzsaison ein. Zuletzt waren Gerüchte um eine angeblich bevorstehende Gewinnwarnung des Walldorfer Softwarekonzerns am Markt kursiert. "Das ist wie 'Und täglich grüßt das Murmeltier', sagt Köhler. "Immer kurz vor den Zahlen gibt es diese Gerüchte. Ich glaube nicht, dass da was dran ist." Allerdings gehe er auch nicht von brillanten Zahlen aus, da SAP einen Großteil seiner Umsätze in US-Dollar erwirtschafte und daher die Währungsentwicklung das Ergebnis eher belaste.
Von Konjunkturseite dürften vor allem Inflationsdaten aus den USA interessieren. Das Protokoll zum letzten Zinsentscheid hatte gezeigt, dass die Notenbanker die Gefahren für die Preisstabilität weiter sehr hoch einschätzen. In Reaktion darauf waren Spekulationen auf eine baldige Zinssenkung wieder in den Hintergrund geraten. Besonders aufmerksam dürften nunmehr die Entwicklung der Verbraucherpreise im März und neue Statistiken zum Immobilienmarkt verfolgt werden.
Quelle: ntv.de