Marktberichte

9000 Punkte in Reichweite Dax weitet Gewinne aus

In Frankfurt warten viele Börsianer auf Nachrichten vom US-Arbeitsmarkt.

In Frankfurt warten viele Börsianer auf Nachrichten vom US-Arbeitsmarkt.

(Foto: REUTERS)

Ein überraschend schwacher Arbeitsmarktbericht aus den USA treibt den deutschen Leitindex Dax auf ein neues Rekordhoch. An der Börse gilt als ausgemacht: Der US-Notenbank bleibt nichts anderes übrig, als die lockere Geldpolitik ungebremst fortzusetzen.

Die US-Arbeitsmarktdaten haben am Dienstag den Anlegern an Europas Aktienmärkten Beine gemacht. Auf breiter Front zogen die Kurse an – auch in Frankfurt. Der Dax gewann nach dem Rekordhoch vom Vortag 0.9 Prozent auf 8947 Punkte, während der MDax leicht auf 15.810 Punkte zulegte. Der TecDax stieg 0,3 Prozent auf 1122 Punkte. MDax und TecDax hatten am Montagabend ebenfalls Hochs markiert: Der Index für mittelgroße Werte einen neuen Rekordwert, der Technologie-Index den höchsten Stand seit Februar 2002.

Die Daten vom US-Arbeitsmarkt werden stark beachtet, da sie Hinweise darauf liefern, ob die Notenbank bald die Geldpolitik etwas strafft. Wichtigste Voraussetzung dafür ist, dass sich die Erholung am Arbeitsmarkt dauerhaft fortsetzt. "Die Geldflut wird uns vermutlich bis ins erste Quartal 2014 erhalten bleiben", sagte ein Börsianer mit Blick auf die Daten. Dem US-Arbeitsministerium zufolge waren im September mit 148.000 Stellen deutlich weniger Jobs geschaffen worden als erwartet. "Die Märkte richten sich auf eine weiterhin lockere US-Geldpolitik ein, weil der US-Arbeitsmarktbericht hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist", fasste auch Rainer Sartoris, Analyst bei HSBC Trinkaus, zusammen. "Damit dürfte für viele Investoren klar sein, dass die Fed die US-Wirtschaft erst einmal weiter unterstützen wird."

Die Fed pumpt derzeit monatlich durch Ankäufe von Staatsanleihen und Immobilienpapiere 85 Milliarden Dollar in die US-Wirtschaft. Eine Verringerung dieses Volumens hat sie von einer deutlichen Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt abhängig gemacht. Ursprünglich hatten viele Anleger für September mit einer Verringerung der Käufe oder wenigstens mit einem Zeitplan dafür gerechnet. Doch unter anderem wegen des seit Monaten schwelenden Haushaltsstreits hatte die Notenbank dies unterlassen.

Neue Impulse gehen daneben von der langsam in Gang kommenden Berichtssaison aus. "Nachdem der US-Regierungs-Shutdown endlich aus dem Weg ist, wird man sehr viel genauer auf die Gewinnausweise achten", sagte Dane Leone, Leiter der US-Marktstrategie bei Macquarie in New York.

Lufthansa im Minus

Zu den größten Verlieren im Dax zählten die Aktien der Lufthansa mit einem Abschlag von 2,3 Prozent. Hohe Kosten für den Konzernumbau schmälerten den Gewinn der Fluggesellschaft in den ersten drei Quartalen deutlich. Zudem waren die Anleger von dem neuen Gewinnausblick enttäuscht. "Das war jetzt kein Riesenschocker, aber erfreulich sind die Zahlen nicht", so ein Händler. Ein Kollege sieht das anders und spricht von einer "waschechten Gewinnwarnung". Marktteilnehmer hofften nun, dass ein besserer Ausblick irgendwann die Stimmung wieder stütze. Ein anderer Händler meinte aber, der Kurs sollte das Schlimmste bereits hinter sich haben, weil das Ergebnis durch Einmaleffekte belastet werde.

ThyssenKrupp verloren 0,2 Prozent. Der Stahlkonzern will sich bei seinen Plänen zum Verkauf der verlustreichen Überseewerke nicht weiter unter Druck setzen lassen. "Wir werden unsere Stahlwerke nur dann verkaufen, wenn die Verkaufsbedingungen eine tragfähigere Lösung ermöglichen als ein Fortführen von Steel Americas im Konzern", sagte Vorstandschef Heinrich Hiesinger der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". ThyssenKrupp versucht seit anderthalb Jahren, die Werke in Brasilien und den USA abzustoßen. Sie haben dem Konzern Milliardenverluste eingebracht.

Im Minus lagen auch  Infineon mit einem Abschlag von 2,1 Prozent. Die Aktien reagierten auf den trüben Umsatzausblick von Texas Instruments, heißt es zur Begründung. Dem US-Konzern macht eine schwache Nachfrage nach Chips für Autos, Elektrogeräte oder Industrieprodukte zu schaffen.

Volkswagen tendierten 0,1 Prozent im Plus. Der Europäische Gerichtshof hat eine Klage der EU-Kommission gegen das VW-Gesetz zurückgewiesen. Damit bleibt das Gesetz zum Schutz des Volkswagen-Konzerns vor feindlichen Übernahmen bestehen, das Land Niedersachsen behält als Aktionär seine Sperrminorität.

Auf der Gewinnerseite standen die Titel der Deutschen Post. Die Aktien rückten um 3,4 Prozent an die Dax-Spitze vor. "Offenbar hat es sich doch noch durchgesetzt, dass die Post in Zukunft auf höhere Briefpreise setzen kann", sagte ein Händler. Ein Vorschlag der Bundesnetzagentur vom Montag könnte der Deutschen Post für die kommenden fünf Jahre mehr Spielraum für Portoerhöhungen geben als bisher. Zu Wochenbeginn hatten die Aktien darauf kaum reagiert.

Solarwerte erleben Comeback

Im MDax büßten LEG Immobilien 3,3 Prozent ein. Die beiden Großaktionäre haben gut neun Monate nach dem Börsengang ein weiteres Aktienpaket des Wohnungskonzerns im Volumen von rund 300 Millionen Euro auf den Markt geworfen.

ElringKlinger stiegen 3,4 Prozent. "Die Aktie profitiert von Ford", so ein Börsianer.  Ford wolle das Zuliefernetz ausdünnen, davon werde ElringKlinger als einer der großen Zulieferer besonders profitieren. Daneben gelte der Ausbruch auf neue Höchststände als Kaufsignal, das Anschlusspotenzial erschließe.

Im TecDax setzten SMA Solar ihre Kursrally mit einem Plus von 11,8 Prozent fort. "Die Überlebenden der Solarindustrie stehen nun auf wie Phönix aus der Asche", sagte ein Marktteilnehmer. Er spricht von einer spekulativen Welle. Zunächst seien Aktien von Anbietern anderer alternativer Energien gekauft worden, nun seien neben Aktien wie Vestas und Nordex auch die Solaraktien an der Reihe.

Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ/dpa

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