SAP macht Freudensprung Dax zieht nicht mit
12.07.2012, 18:00 Uhr
Die Aussichten bleiben trüb.
(Foto: dpa)
Die Enttäuschung über das Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank Fed drückt den deutschen Aktienmarkt ins Minus. Statt erhoffter konkreter Ansagen machen die Notenbanker aber nur vorsichtige Andeutungen. Für einen deutlichen Kurssprung sorgen dagegen starke Absatzzahlen von SAP.
Die Zurückhaltung der US-Notenbank im Kampf gegen die Konjunkturflaute hat am Donnerstag den Anlegern auf dem deutschen Aktienparkett die Laune verdorben. Für einen Lichtblick am deutschen Aktienmarkt sorgte lediglich SAP mit der Vorlage eines Rekordumsatzes im zweiten Quartal.
Der Dax schloss 0,5 Prozent im Minus bei 6419,35 Punkten. Auch die Nebenwerte schlossen schwächer. Für den MDax ging es um 0,6 Prozent abwärts auf 10.388,28 Punkte. Besonders stark gerieten die Tech-Titel unter Druck, der TecDax schloss mit einem Tagesminus von 1,7 Prozent.
Die Enttäuschung an der Börse über die laxen Ansagen der US-Notenbank bestimmte das Handelsgeschehen. Börsianer hatten darauf gehofft, dass die US-Notenbank in ihrem Protokoll zur Sitzung im Juni klarere Hinweise auf weitere Maßnahmen zur Konjunkturbelebung und insbesondere ein neues Anleihenkaufprogramm (QE3) geben würde. Nur im Falle einer weiteren Eintrübung der wirtschaftlichen Lage wollen aber viele Mitglieder des für die Geldpolitik zuständigen Offenmarktausschusses zu diesem Mittel greifen, hieß es im Protokoll.
"Das ändert nichts an meiner Einschätzung, dass es später in diesem Jahr oder zu Beginn des kommenden Jahres noch ein QE3 geben wird. Aber auf kurze Sicht war das eine Enttäuschung", sagte Philippe Gijsels, Leiter der Analyse bei BNP Paribas Fortis Global Markets. Roger Peeters von Close Brothers Seydler konnte dem Ganzen auch etwas Gutes abgewinnen: "Wenn die Fed es sich leisten kann, weniger aggressiv zu handeln, ist das ein Hinweis darauf, dass sie mehr Vertrauen in die gegenwärtige wirtschaftliche Situation hat."
Gestützt wurde diese Argumentation durch die jüngsten Daten vom US-Arbeitsmarkt: In der vergangenen Woche stellten mit 350.000 Menschen so wenig Amerikaner einen neuen Antrag auf Arbeitslosenhilfe wie seit März 2008 nicht mehr.
SAP springt an
Im Dax standen SAP-Aktien ganz oben auf der kurzen Gewinnerliste. Der Softwarehersteller konnte seine Erlöse mit Software-Lizenzen im zweiten Quartal um 26 Prozent auf die Bestmarke von 1,06 Mrd. Euro steigern. Die Anteilsscheine der Walldorfer schlossen 2,7 Prozent fester bei 47,50 Euro, nachdem sie am Vormittag noch mit einem Abschlag von drei Prozent die Verliererliste im Dax angeführt hatten. Das vorübergehende Plus von bis zu 5,8 Prozent begründete ein Börsianer mit eiligen Zukäufen von Anlegern, die zuvor auf fallende Kurse gesetzt hatten. Ein anderer Händler sagte, die Ergebnisse von SAP seien viel besser, als zuletzt am Markt erwartet worden sei. "SAP hat alle überrascht, weil es zuletzt immer mehr schlechte Nachrichten aus der Branche gegeben hat."
Die Kursgewinne der Metro-Titel schmolzen dagegen im Handelsverlauf dahin, die Aktie rutschte bis Börsenschluss 0,2 Prozent ins Minus. Zuvor hatten die Aktien dank etwas besser als erwartet ausgefallener Carrefour-Zahlen mehr als zwei Prozent gewonnen.
Auf der Verliererseite standen auch die Aktien der Deutschen Börse mit einem Abschlag von 2,6 Prozent weit oben. Die Analysten der UBS nahmen die Titel von ihrer Liste der am stärksten bevorzugten diversifizierten Finanztitel in Europa. Federn lassen mussten zudem die Anteilsscheine von Deutscher Bank und Commerzbank, die 2,0 und 2,6 Prozent nachgaben. "Einen fundamentalen Grund gibt es dafür nicht, aber da die Zeitungen derzeit voll sind mit Skandalen bei den Banken, gehen viele Anleger lieber auf Nummer Sicher", sagte ein Händler.
Rückschlag für Rhön
Im MDax verloren Rhön-Klinikum 3,3 Prozent. Einem Bericht der "FTD" unter Berufung auf Branchenkreise zufolge kauft nun auch Sana Kliniken Anteile von Rhön auf. "Damit wird es immer unwahrscheinlicher, dass eine Übernahme von Rhön durch Fresenius doch noch klappt", sagte ein Händler. Die Fusion war Anfang Juli vorerst geplatzt, weil Fresenius nicht wie nötig mehr als 90 Prozent der Rhön-Aktien einsammeln konnte.
Spekulationen über den Einstieg eines Investors trieben Hugo Boss an. Der Titel gewann 5 Prozent auf 77,35 Euro. Die italienischen Zeitung "Il Sore 24 Ore" berichtete über Marktgerüchte, denen zufolge es mehrere Interessenten an Hugo Boss geben soll. Es gebe nur wenige Firmen, die sich einen solchen Kauf leisten könnten, so etwa die französischen Luxusgüterkonzerne LVMH und PPR, hieß es. Die Puma -Mutter PPR wies den Bericht zurück.
Besonders dicke Kursverluste verbuchten zahlreiche Aktien aus dem TecDax. An der Verliererspitze rutschten SMA Solar um 6,5 Prozent ab, Solarworld verloren 3,5 Prozent. Doch auch andere Branchen waren betroffen. Software AG konnten nicht von der SAP-Stärke profitieren, ihre Aktien gehörten mit einem Abschlag von 5,6 Prozent zu den schwächsten Titeln im TecDax.
Quelle: ntv.de, nne/sla/rts/dpa