"Shrek" lass nach Dax zieht nur leicht an
27.12.2011, 17:48 UhrDer deutsche Leitindex verteidigt seine Gewinne aus der Vorweihnachtswoche. Die Umsätze bleiben sehr übersichtlich, was den Kursen zugute kommt. Zu den größten MDax-Verlierern gehören Sky-Titel. Die Kunden müssen künftig auf Filme des Studios Paramount verzichten.
Die deutschen Standardwerte haben am Dienstag im extrem ruhigen Handel moderate Gewinne verzeichnet. Zur leicht positiven Stimmung trugen positive Stimmen zur Konjunkturentwicklung in Deutschland bei. Der Wirtschaftsweise Wolfgang Franz hatte dem "Handelsblatt" gesagt, dass Deutschland ein Abgleiten in die Rezession erspart bleiben dürfte. Auch Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler sprach von einer ausgesprochen robusten deutschen Wirtschaft.
Der deutsche Leitindex Dax schloss 0,2 Prozent fester bei 5889,76 Zählern, nachdem er in der Vorweihnachtswoche rund drei Prozent zugelegt hatte. Dabei lag das Volumen aller gehandelten Dax-Werte mit rund 800 Mio. Euro deutlich unter dem Durchschnitt der vergangenen 90 Tage von 3,5 Mrd. Euro.
Der MDax notierte nahezu unverändert auf 8.837 Punkten. Der TecDax hingegen gab um 0,4 Prozent nach auf 678,0 Punkte.
Der EuroStoxx50 stieg um 0,1 Prozent auf2293 Zähler. Die US-Börsen notierten zu Beginn der letzten Handelswoche des Jahres 2011 ebenfalls knapp im Plus. Weder in New York noch an den europäischen Handelsplätzen konnten besser als erwartet ausgefallene Daten zum US-Verbrauchervertrauen für Dezember die Kauflust der Anleger sonderlich anregen.
"Die Umsätze im Dax liegen augenblicklich rund 80 Prozent unter dem Schnitt der vergangenen 180 Tage", sagte Marktanalyst Christoph Schmidt vom Wertpapierhandelshaus N.M.F. AG. "An solchen Tagen tendiert der Markt in der Regel nach oben, wenn es keine negativen Nachrichten gibt." Ferner habe der Leitindex im Vergleich zu wichtigen US-Indizes noch Nachholbedarf.
Sorgen auf nächstes Jahr vertagt
"Da viele europäische und US-Anleger in Festtagsstimmung sind, gibt es keinerlei Anreiz, mehr zu tun, als Positionen vor dem Jahresende zu bereinigen", sagte Finanzmarkt-Stratege Hirozuka Yuihama von Daiwa Capital Markets. "Die Sorgen um die europäische Schuldenkrise werden Anfang nächsten Jahres aber sicher wieder hochkochen." Schließlich müssten Italien und Spanien in den kommenden Monaten mehrere Hundert Mrd. Euro refinanzieren. Die große Frage sei, ob sie dies zu erträglichen Zinsen tun könnten.
Vor diesem Hintergrund richteten einige Anleger ihre Aufmerksamkeit auf die für Donnerstag geplante, 8,5 Mrd. Euro schwere Emission italienischer Anleihen. Das Land hatte Anleger in den vergangenen Monaten mit immer höheren Zinsen locken müssen. Das ebenfalls hoch verschuldete Spanien konnte dagegen bei einer Auktion kurz vor Weihnachten dank einer starken Nachfrage seine Papiere zu deutlich günstigeren Konditionen verkaufen. Die Renditen der jeweiligen zehnjährigen Papiere zogen nach anfänglicher Entspannung auf 7,126 beziehungsweise 5,43 Prozent an.
Doch noch eine Jahresendrally?
"Während viele Anleger ihre Bücher schon geschlossen haben, werden die nächsten Handelstage darüber entscheiden, ob die großen Indizes 2011 im Plus beenden und die Aktienmärkte stark genug sind, eine Rally ins nächste Jahr hinüberzuretten", sagte Analyst Ivo Visic vom Bankhaus Close Brothers Seydler.
Hierfür bedarf es aber in den meisten Fällen kräftiger Kursaufschläge. Für den Dax ist 2011 mit einem Minus von derzeit rund 15 Prozent eines der schwärzesten Börsenjahre seiner Geschichte. Der EuroStoxx50 notierte am Dienstag sogar knapp 18 Prozent unter seinem Niveau vom Jahresbeginn.
Sky enttäuscht Anleger
Gefragt waren im Dax Werte, die besonders stark mit der Konjunktur schwanken. ThyssenKrupp gehörten mit einem Plus von 1,9 Prozent größter Dax-Gewinner, BMW legten 0,6 Prozent zu, MAN 1,2 Prozent.
Im Nebenwerte-Index MDax notierten Sky Deutschland 1,8 Prozent tiefer, nachdem sie zur Eröffnung um bis zu vier Prozent abgerutscht waren. Der Bezahlfernseh-Sender kann ab dem Jahreswechsel keine Filme des zum Viacom-Konzern gehörenden US-Filmstudios Paramount mehr zeigen, weil der entsprechende Vertrag ausläuft. Dazu zählen die Streifen der "Mission Impossible"- und "Shrek"-Reihen oder "Tim und Struppi".
Für Aufsehen sorgte außerdem der in Zürich notierte Raffinerie-Betreiber Petroplus. Das größte unabhängige Unternehmen der Branche in Europa muss eine Kreditlinie über rund eine Milliarde US-Dollar nachverhandeln. Dies sei entscheidend, damit die Raffinerien ihren Verpflichtungen termingerecht nachkommen könnten, erklärte das Unternehmen. Petroplus-Aktien brachen um rund 46 Prozent ein. Dies ist der größte Tagesverlust der Unternehmensgeschichte. Die Papiere des österreichischen Ölkonzerns und Tankstellen-Betreibers OMV notierten in Wien 0,2 Prozent schwächer.
Einzelhändler mit Geschäft zufrieden
Die Titel des Einzelhandelsunternehmens Metro gewannen 0,8 Prozent, die Anteilsscheine von Douglas stiegen um 0,6 Prozent. Dank eines starken Geschäfts vor Heiligabend ist der Handelsverband Deutschland zuversichtlich, dass die Umsätze leicht über denen des Vorjahres liegen könnten. Die Menschen hätten die meisten Geschenke erst kurz vor Heiligabend gekauft, hieß es.
Papiere von EADS tendierten mit 0,6 Prozent Minus etwas leichter. Im Handel wurde auf einen Bericht verwiesen, wonach die Airbus-Mutter nach Rekordbestellungen in 2011 für das kommende Jahr mit einer Halbierung der Orders rechnet. Nach über 1500 Neubestellungen 2011 werde es einen großen Abschwung geben, sagte Airbus-Chef Thomas Enders laut "Financial Times Deutschland" bei einem Analystentreffen in London. Eine Prognose sei schwer, aber er gehe davon aus, dass der Auftragseingang in etwa auf dem Niveau der Produktionsrate liege.
Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts