Drunter und Drüber Der Dax und die 5.000
21.05.2002, 20:10 UhrAm zweiten Handelstag der Woche zeigte sich der Dax sehr schwankungsfreudig und pendelte um die Marke von 5.000. Am Nachmittag fungierte die Wall Street als Impulsgeber - bedauerlicherweise auf dem Weg nach unten.
Der Dax verlor 0,3 Prozent auf 4.985 Zähler.
Die weitere Dax-Entwicklung beurteilten Händler allerdings zurückhaltend. Der Dax befinde sich in einer Phase der Korrektur, hieß es. Für einen nachhaltigen Aufwärtstrend müssten jetzt aber deutlich mehr positive Daten von Unternehmen kommen.
Impulse für den weiteren Kursverlauf erwarten Marktbeobachter von den am Donnerstag in den USA zur Veröffentlichung anstehenden Zahlen zu den Auftragseingängen langlebiger Investitionsgüter im Monat April. Bislang waren zwar die Verbraucherdaten überwiegend positiv ausgefallen, für eine nachhaltige konjunkturelle Wende ist aber eine verstärkte Investitionstätigkeit der Unternehmen unerlässlich. Diese wiederum sind bei Neuinvestitionen bislang noch sehr zurückhaltend und die im ersten Quartal erzielten Gewinne resultierten überwiegend aus Kostensenkungsmaßnahmen.
Der Energiekonzern E.ON erwirbt von der RAG für rund 1,9 Milliarden Euro eine Beteiligung von 18,4 Prozent an der Ruhrgas, was gemeinsam mit den bereits vereinbarten Anteilserwerben zu einer Mehrheitsübernahme der Ruhrgas führt. Dies teilte E.ON bereits am Montagabend mit. Im Gegenzug übernehme die RAG in zwei Stufen die Mehrheit an dem Spezialchemie-Unternehmen Degussa.
Für den Vollzug der mit der RAG getroffenen Vereinbarungen sei allerdings entscheidend, dass das Bundeswirtschaftsministerium die Ministererlaubnis für die Übernahme der Ruhrgas-Mehrheit erteile, die E.ON bereits seit geraumer Zeit anstrebt, hieß es weiter. Darüber hinaus müssten die Kartellbehörden der Übernahme der Degussa durch die RAG zustimmen. Die mit der Prüfung der Ruhrgas-Übernahme beauftragte Monopolkommission hat dem Bundeswirtschaftsministerium allerdings bereits empfohlen, die notwendige Sondererlaubnis zu verweigern. Die Degussa-Aktie legte 3,9 Prozent zu auf 35,83 Euro, für E.ON ging es dagegen um 0,9 Prozent abwärts auf 56,60 Euro nach unten.
Zahlen zum 1. Quartal 2002 legte am Morgen der Finanzdienstleister MLP vor. Das Ergebnis vor Steuern stieg nach Angaben des Unternehmens um 32 Prozent auf 24,5 Millionen Euro und lag damit im Rahmen der Erwartungen. Der Überschuss verbesserte sich auf 15 Millionen Euro. Beim Umsatz legte MLP 21 Prozent auf 242,7 Millionen Euro zu, hier hatten Analysten allerdings mit einem besseren Ergebnis in Höhe von 261 Millionen Euro gerechnet.
Die MLP-Aktie war in der vergangenen Woche deutlich eingebrochen, nachdem ein Anlegermagazin von angeblichen Bilanztricks bei den Heidelbergern berichtet hatte. MLP kündigte am Dienstag an, man erwarte auf der Hauptversammlung in der nächsten Woche zwei neutrale Wirtschaftsprüfer, die die Korrektheit der Bilanzierung bestätigten sollen. Der Kursverlauf schlug im Verlauf des Handelstages wahre Kapriolen - nach einem Minus von rund neun Prozent, gewann die Aktie am Nachmittag knapp drei Prozent. Am Ende ging das Papier von MLP mit einem Minus von 0,2 Prozent aus dem Handel und kostete damit 47,10 Euro.
Ein gemischtes Bild boten die High-Tech-Werte, die sich im Handelsverlauf von den schwachen Vorgaben der Nasdaq und der Verkaufsempfehlung der Investmentbank Merrill Lynch für Technologieaktien befreien konnten. Siemens 0,9 Prozent ab auf 70,69 Euro und für Infineon ging es um 0,8 Prozent abwärts auf 19 Euro. Den Vogel bei den Verlierern schossen jedoch SAP ab mit einem Minus von 5,6 Prozent auf 122,20 Euro. Epcos hingegen legten 0,6 Prozent zu auf 44,75 Euro.
Die Deutsche Telekom will nach einem Magazinbericht ihr Kabelnetz noch in diesem Jahr verkaufen. Die Verhandlungen liefen bereits, so Telekom-Chef Ron Sommer dem Bericht zufolge. Der Preis werde bei 5,5 Milliarden Euro liegen. Geld, das die Bonner gut gebrauchen können zum Abbau ihres Schuldenberges. Der ursprünglich geplante und beschlossene Verkauf des Kabelnetzes an den US-Konzern Liberty Media war am Einspruch der Kartellbehörde gescheitert. Die T-Aktie verlor 2,5 Prozent auf 12,95 Euro.
Die Allianz und die Deutsche Bank führen einem Zeitungsbericht zufolge Gespräche über eine Fusion der Engineering-Bereiche der Frankfurter mg technologies und von ThyssenKrupp . Der Stahlkonzern ThyssenKrupp stehe der Fusion grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber, so der Bericht weiter. Angeregt worden seien die Gespräche von der Deutschen Bank, die rund neun Prozent an mg technologies hält. Die Allianz ist mit zwölf Prozent an mg technologies beteiligt und hält knapp fünf Prozent an ThyssenKrupp. Die Aktie vonThyssenKrupp reagierte mit einem Aufschlag von 3,2 Prozent auf 17,49 Euro auf den Bericht.
Besonders gefragt war am Dienstag auch die Preussag-Aktie, die am Ende 3,3 Prozent auf 30,73 Euro zulegte. Zwischenzeitlich waren die Gewinne auch deutlich höher. Möglicher Grund für die Kursgewinne: Der größte europäische Tourismus-Konzern wird mit seiner Marke "World of TUI" Hauptsponsor des Fußballbundesliga-Aufsteigers Hannover 96.
Quelle: ntv.de