Inside Wall Street Der Football und die Börse
30.01.2009, 17:41 UhrWenn am Sonntag im Football-Stadion von Tampa (Florida) die Pittsburgh Steelers und die Arizona Cardinals zum Endspiel um die Meisterschaft antreten, dann fiebert das ganze Land mit - und die Wall Street auch. Anleger drücken den Cardinals die Daumen, weil deren Sieg nach einem so alten wie unzuverlässigen Indikator steigende Kurse prophezeihen soll.
Denn die Arizona Cardinals vertreten im Endspiel die National Football Conference (NFC), während die Pittsburgh Steelers für die American Football Conference (AFC) antreten. Eine alte Börsenregel besagt: Gewinnt das Team aus der NFC, dann geht es für die Börsen bergauf. Gewinnt die Mannschaft aus der AFC, gehen die Kurse auf Talfahrt.
Das mag für kritische Beobachter keinen Sinn ergeben, haut aber hin. Mit einer Trefferquote von rund 75 Prozent in den letzten vierzig Jahren gehört der "Superbowl-Indikator" zu den zuverlässigsten Indikatoren an der Wall Street.
Allerdings geriet die stolze Statistik ausgerechnet in den letzten Jahren ein wenig unter Druck. Im vergangenen Jahr etwa triumphierten die New York Giants aus der NFC über den AFC-Champ New England Patriots. Doch am nächsten Tag verloren die US-Indizes fast ein Prozent, auf Wochensicht rund drei Prozent. Und das Börsenjahr 2008 endete bekanntlich mit historischen Kursverlusten von rund 40 Prozent und war eines der schlechtesten in der Geschichte.
So stellt sich nun die Frage, ob die Cardinals den Bärenmarkt beenden können. Oder ob etwa, weil die Zeichen an der Börse schlecht stehen, am Sonntag die Steelers die Nase vorn haben werden. Unter Sportfans werden sie ohnehin favorisiert.
Doch was wäre, wenn die Steelers tatsächlich gewinnen würden? Soll man die Börse für den Rest des Jahres schließen? Keineswegs, meint Len Boselovic, der Sport-Redakteur der Pittsburgh Gazette, der sein Team vor dem großen Spiel an der Wall Street anpreist. Boselovic weist darauf hin, dass die US-Börsen in allen fünf Jahren, in denen die Steelers am Superbowl teilgenommen haben, immer zulegen konnten - zuletzt war das 2005 der Fall, als das Team gegen die Seattle Seahawks gewann (und den traditionellen Super Bowl Indikator widerlegte).
Damit stünde es gut um die Börsen, zumal Boselevic noch etwas erkannt hat: In allen Jahren, in denen eine Mannschaft ihre erste Teilnahme am Super Bowl hatte, liefen die Märkte überdurchschnittlich gut - das ist in diesem Jahr auch gegeben, denn Arizona hat zuvor noch nie im Endspiel gestanden.
Damit gibt sich die Wall Street vor dem großen Spiel nun doch ganz optimistisch.
Wer mit dem Super Bowl richtig Geld verdienen will, sollte übrigens nicht länger auf die Börse setzen - unabhängig vom Spielverlauf. Im Internet kann auf das Spiel gewettet werden, und auf alles Mögliche rund um das Spiel. Etwa auf die Song-Auswahl von Bruce Springsteen während der Halftime-Show (Favorit: Born in the USA), auf die Länge der Hymne (über oder unter zwei Minuten), auf den ersten Spieler mit Ball-Kontakt, den ersten Touchdown (Favorit: Larry Fitzgerald, Arizona) und auf die Geschmacksrichtung des Gatorade, mit dem traditionell der Trainer der Siegermannschaft übergossen wird (Favorit: gelb = Zitrone/Limone).
Quelle: ntv.de