Inside Wall Street Der Gipfel der Giganten
30.05.2007, 18:07 UhrDie Börsenkolumne aus New York von Lars Halter
Youtube, Google, schön und gut… die wahren Könige des Silicon Valley haben ein anderes Kaliber: Sie heißen Bill Gates und Steve Jobs, regieren über Microsoft beziehungsweise Apple und haben sich seit 16 Jahren nicht gesehen. Am Mittwochabend treffen sie sich auf einer Bühne in San Diego.
Unter der Sonne Kaliforniens veranstaltet das Wall Street Journal eine Vortragsreihe zu „all things digital“ und die Rednerliste liest sich wie das Who-is-Who der Branche. Die Chefs von Google und Youtube werden vortragen, John Chambers von Cisco, Palm-Gründer Jeff Hawkins und “Star-Wars“-Regisseur George Lucas, dessen digitale Tricks das Kinogeschäft verändert haben.
Das Gipfeltreffen zwischen Bill Gates und Steve Jobs ist aber der unbestrittene Höhepunkt des Veranstaltung, deren Tickets bis zu 4.000 Dollar kosten. Die Chefs der beiden größten Computer- und Softwarespezialisten haben sich zuletzt 1991 getroffen, als sie gemeinsam für den Titel des Wirtschaftsmagazins „Fortune“ fotografiert wurden. Selbst 1997, als Microsoft 150 Mio. Dollar in Apple investierte und damit den Internet Explorer auf dessen Rechner brachte, gab es kein Treffen – Gates war seinerzeit „verhindert“ und sprach nur per Video-Schalte zu mit dem Kollegen Jobs.
Entsprechend viel dürften die beiden zu besprechen haben, wenn sie sich am Abend sehen. Fragt sich nur, womit sie beginnen wollen. Steve Jobs könnte Bill Gates zu einem bedeutenden Jubiläum gratulieren, denn der hat gerade seinen millionsten Zune-Spieler verkauft – während der iPod wohlgemerkt mittlerweile 100 Millionen mal über den Ladentisch gehen.
Gates könnte den Kollegen von Apple darauf aufmerksam machen, dass es eine Welt neben dem Business gibt. Immerhin hat sich der Microsoft-Chairman in den letzten Jahren zum größten Philantropen der Welt gemausert – während sich Steve Jobs gerade um die Aufarbeitung eines Bilanzskandals kümmern muss, bei dem es um rückdatierte Optionen ging.
Oder vielleicht gibt sich Bill Gates angriffslustig und kritisiert Jobs für dessen böse Werbekampagne, in der sich ein agiler Mittdreißiger als „Mac“ über einen mausgrauen Bürokraten Mitte 50 als „PC“ lustig macht. Die Spots sind Gates ein Dorn im Auge, zumal er bereits vor zehn Jahren kritisiert hat, Steve Jobs sei „der erfolgreichste Mann im Silicon Valley. Allerdings ist er erfolgreich, weil er alle anderen schlecht macht.“
Andersherum hat sich übrigens auch Jobs in der Vergangenheit zum Erfolg des Konkurrenten geäußert. „Ich habe mit dem Erfolg von Microsoft kein Problem“, erklärte er großzügig in einem Fernseh-Interview. „Ich habe ein Problem damit, dass der Erfolg auf drittklassige Produkte baut.“ Gates selbst sei „einfach zu engstirnig. Es hätte ihm gut getan, wenn er in seiner Jugend mal Acid genommen hätte oder in ein Ashram gegangen wäre.“
Das Gipfeltreffen der Tech-Giganten birgt also jede Menge Sprengstoff. Zwei Moderatoren kümmern sich darum, Gates und Jobs zwischen möglicherweise persönlichen Attacken und der Diskussion um neue Technologien und das Rechtemanagement für digitale Musik-Files zu bändigen. Keine leichte Aufgabe, und entsprechend urteilt ein Hightech-Blogger kurz vor dem Termin, es komme am Abend „zu einer Verschiebung im Raum-Zeit-Kontinuum von Kalifornien.“
Quelle: ntv.de