Inside Wall Street Der Krieg und die Wirtschaft
24.10.2007, 16:32 UhrDa Uncle Sam den Krieg in Irak und in Afghanistan weitgehend mit geliehenem Geld finanziert, sind vielen Amerikanern die versteckten Kosten gar nicht bewusst. Dass aber die regelmäßige Ausgabe von Bonds auf die Zinsen drückt und den Dollar schwächt könnte nach Ansicht unabhängiger Experten in Washington zu langfristigen Problemen führen.
Kein Wunder, schließlich wird für den Krieg zur Zeit jeder sechste Dollar ausgegeben, den die Regierung zur Verfügung hat.
Gemessen am Bruttoinlandsprodukt fallen die Zahlen zwar weniger bedrohlich aus. So entsprechen die Kriegskosten gerade einmal 4 Prozent der gesamten US-Konjunktur. Während der Kriege in Vietnam und Korea waren es 7 beziehungsweise 15 Prozent und während des Zweiten Weltkriegs sogar 25 Prozent.
Und doch: „Der Krieg hinterlässt deutliche Spuren in der US-Wirtschaft, meint Gus Faucher, der Chef-Makroökonom bei Moodys. Faucher macht sich vor allem um die Zinsen Sorgen. Die seien zwar noch immer auf einem historisch vergleichsweise niedrigen Niveau, doch könnten sie ohne den Krieg noch niedriger sein. Damit wären dem Verbraucher einige Sorgen erspart geblieben, sei es in bezug auf Hypotheken oder Konsumausgaben auf Pump.
Auch Unternehmen hätten mit den höheren Zinsen ihre Investitionen einschränken müssen, so Faucher. Auf die nächsten zehn Jahre gerechnet, dürften dem US-Arbeitsmarkt bis zu 500 000 Stellen entgehen, die ohne die Kriegskosten wohl geschaffen worden wären.
Eine weitere direkte Folge des Krieges sei Inflation, heißt es bei Moodys weiter. Während die Militärausgaben zu Beginn des Konfliktes der Wirtschaft zumindest in einigen Sektoren geholfen hätten, wirke sich die verstärkte Nachfrage der Armee nach Konsumgütern wie Kleidung, Lebensmittel und vor allem Öl und Energie mittlerweile auf die Preise aus.
Die Preise für viele Güter könnten ohne den Krieg deutlich niedriger sein, meint Dean Baker, der Director des Center for Economic and Policy Research. Unter den höheren Preisen wird der Verbraucher langfristig zu leiden haben.
Ebenso wie unter zahlreichen Einschränkungen, die seit den Terrorattacken auf World Trade Center und Pentagon vor etwas mehr als sechs Jahren gelten. Die verschärften Einreisebedingungen hätten beispielsweise dazu geführt, dass zahlreiche kommerzielle und wissenschaftliche Tagungen und Kongresse aus den USA in andere Länder verlegt werden mussten, da Teilnehmer Probleme mit Visa hatten.
Auch Verzögerungen beim Warenimport und -export machten die USA zu einem international weniger wettbewerbsfähigen Partner, warnt Baker.
Zumindest ein Institut in Washington hält dem obersten Befehlshaber im Weißen Haus mit Blick auf die Staatsausgaben den Rücken frei. Die Kriegskosten müssen damit verglichen werden, was es uns kosten würde, nichts zu tun, meint Carafano von der Heritage Foundation, die den Republikanern nahe steht. Dann hätten wir vielleicht jedes Jahr einen 11. September.
Quelle: ntv.de