Inside Wall Street Der Milliardär und die Schulen
18.07.2008, 22:17 UhrEr trägt elegante, aber einfache Anzüge, fährt mit der U-Bahn zur Arbeit, und ist doch einer der reichsten Männer im Land. Das Vermögen des New Yorker Bürgermeisters Michael Bloomberg wurde bisher auf 5 bis 10 Milliarden Dollar geschätzt. Durch einen Aufsehen erregenden Deal an der Wall Street kam jetzt heraus: Es ist noch viel mehr.
Zunächst einmal zu dem Deal, der im New Yorker Finanzviertel hohe Wellen geschlagen hat. Merrill Lynch hat seinen 20-prozentigen Anteil an Bloomberg LLP verkauft. Der Finanznachrichtendienst, den Michael Bloomberg in einem früheren Leben gegründet und aufgebaut hat, ist eines der angesehensten Unternehmen in den USA und eine Erfolgsgeschichte, die mit Bloombergs Rausschmiss bei einem kleinen Brokerhaus beginnt und mit einem Medienimperium mit Agentur und eigenem Fernsehsender endet.
Der Anteil, den Merrill Lynch bereits 1985 für schlappe 30 Millionen Dollar gekauft hat, ging jetzt für satte 4,5 Milliarden Dollar wieder zurück. Die Verhandlungen und den Kauf wickelte ein Fonds ab, in dem Michael Bloombers Vermögen liegt, auf den er aber keinen direkten Einfluss hat. Den musste er vor sieben Jahren abgeben, als er sich erstmals ins Rathaus der Metropole wählen ließ.
Der Deal bewertet Bloomberg LLP also mit 22,5 Milliarden Dollar, von denen immerhin 72 Prozent beim Gründer und Namensgeber liegen. Michael Bloomberg hat damit ein Vermögen von mindestens 16,2 Milliarden Dollar. Einem Mann, der aus einfachen Verhältnissen stammt, kann man damit durchaus bescheinigen, den amerikanischen Traum gelebt zu haben.
Allerdings hat sich Bloomberg auf seinen Lorbeeren nie ausgeruht. Im Gegenteil: Er sorgt dafür, dass der amerikanische Traum lebendig bleibt - vor allem für die, die bisher keine Chance hatten. Und so war es nur treffend, dass just während sich die Finanzjournalisten in New York über seine Milliarden und den Deal mit Merrill Lynch ausließen, Bloomberg selbst in Washington vor dem Kongress auftrat und für eine Verbesserung der öffentlichen Schulen eintrat.
"Für viele amerikanische Schüler ist eine große Karriere nicht mehr zu machen", bedauert der Bürgermeister. "Unser Land baut auf dem Versprechen, dass jeder der hart arbeitet, alles erreichen kann. Das ist heute nicht mehr gegeben." Vor allem Schulen mit einem hohen Anteil an Minderheiten seien benachteiligt. Schwarze und lateinamerikanische Zwölftklässler lesen auf demselben Niveau wie weiße Achtklässler, klagt Bloomberg. Viele Amerikaner hielten das für eine zwingende Konsequenz aus dem unterschiedlichen sozialen Umfeld, doch liege die Schuld bei den Schulen.
Seine eigenen Schulen in New York bringt Bloomberg mit gewaltigen Budgets auf Vordermann. Die Stadt am Hudson gibt jährlich 15 Milliarden Dollar für Erziehung und Bildung aus - fast so viel wie Bloomberg privat besitzt.
Quelle: ntv.de