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Inside Wall Street Der Umweltvisionär

Kasper oder Visionär was soll man nur aus Al Gore machen? Das fragen sich die Amerikaner, seit der ehemalige Vize-Präsident, Friedensnobelpreisträger und Oscar-Gewinner in der vergangenen Woche ein radikales Umdenken zu Solar- und Windenergie gefordert hat. Experten halten das für möglich - aber auch für teuer.

Streng genommen sind es natürlich auch nur die Öl-Riesen und die Republikaner, die Al Gore einen Kasper nennen. „Al Gore lebt schon seit vielen Jahren in einer Phantasiewelt, maulte jüngst etwa ein nicht nennenswerter Senator in einem Fernsehinterview. „Natürlich wollen wir alle von Öl unabhängig sein, aber das wird in den nächsten fünfzig Jahren nicht funktionieren.

Das kann man auch anders sehen. Selbst der milliardenschwere Öl-Investor T. Boone Pickens gibt sich etwas optimistischer. Er tritt dafür ein, dass Windenergie zumindest soweit gefördert wird, das sie Erdgas komplett ersetzen kann. Das Erdgas soll dann Autos antreiben und Öl ersetzen. Pickens tritt in Washington für entsprechende Konzepte ein, nicht zuletzt, weil er hunderte Millionen in Windparks in Texas investiert hat und sein Hedgefonds BP Capital massiv in erneuerbare Energien investiert.

Ob Pickens, Gore oder zig Millionen verantwortungsbewusster Amerikaner, die Forderungen nach einem Umdenken in der Energiepolitik werden immer lauter. Doch steht man vor einer gewaltigen Aufgabe. Zur Zeit stammen 50 Prozent der in den USA verheizten Energie aus Kohle, dem schmutzigsten aller Rohstoffe. Jeweils rund 20 Prozent der Energie kommen aus Erdgas und Atomkraft.

Erneuerbare Energien - also Solar, Wind, Erdwärme, Biomasse und andere - kommen zusammen gerade einmal auf 3 Prozent.

In nur zehn Jahren komplett von solchen Bio-Konzepten abhängig zu sein, wie Al Gore jetzt gefordert hat, ist also ein gewaltiger Schritt. Doch möglich sei er, meint auch Chris Namovicz von der Energie-Behörde der amerikanischen Regierung. „Technisch ist eine Umstellung in zehn Jahren nicht unmöglich. Es wird nur sehr teuer sein.

Doch Geld allein ist nicht die einzige Hürde; die meisten Amerikaner (vor allem die Entscheidungsträger) müssen von der Machbarkeit erst einmal überzeugt werden. Ihre Kritik an Solarenergie: Die Sonne scheint nicht Tag und Nacht, und auch der Wind weht recht unzuverlässig. Ein wirkliches Problem ist das nicht, wie ein Blick nach Europa zeigt. Da wird in Zeiten mit viel Strom beispielsweise Wasser in höhere Lagen gepumpt, das dann in stromschwachen Zeiten Turbinen antreiben und für den nötigen Saft sorgen kann.

Der Sierry Club weist zudem darauf hin, dass es zur Zeit zwar noch schwierig, bald aber durchaus möglich sei, Windparks in verschiedenen Teilen des Landes zu vernetzen und damit stabile Stromsysteme zu bilden.

Bleibt eine Frage, mit der sich Corporate America beschäftigen muss: Wann können mehr Turbinen produziert werden, um die Windparks in ganz Amerika zu bauen? Der wichtigste Hersteller in diesem Sektor ist zur Zeit General Electric, doch reichen dessen Produkte nicht aus, eines Tages die amerikanische Stromversorgung umzustellen. Unternehmen in Indien und Spanien unterstützen den US-Markt intensiv, doch ist letztlich auch hier Washington gefragt: Die Unternehmen verlangen, dass Steuervergünstigungen für die Entwicklung alternativer Energie erhöht werden.

Womit man wieder einmal beim Thema wäre: Es geht allein ums Geld. US-Unternehmen können produzieren, tun es vereinzelt auch, warten aber auf verbesserte und lukrativere Bedingungen. Diese zu schaffen muss in Washington zur Priorität werden, dann lassen sich die Visionen von Al Gore auch umsetzen.

Quelle: ntv.de

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