Inside Wall Street Die Demontage von Trump
23.05.2009, 18:59 UhrVor einem Gericht in New Jersey musste Trump jetzt in Vorbereitung eines Prozesses sein Vermögen erklären - das Ergebnis kommt einer Demontage der Legende gleich. "Mein Vermögen fluktuiert", so Trump.
Baulöwe, Fernsehstar, Milliardär ... Donald Trump ist eine amerikanische Legende. Doch ist der 62-Jährige nicht nur für Erfolg im Immobiliensektor bekannt, sondern auch für eine unglückliche Fönfrisur und einen Hang zur Übertreibung. Vor allem sein Milliardär-Status wird immer wieder angezweifelt - zurecht, wie sich jüngst bei einer Vernehmung zeigte.
Donald Trump, dessen Immobilien-Holding privat ist und damit keine Bilanzen vorlegen muss, gab sich in der Vergangenheit stets bedeckt, wenn es um seinen wahren Reichtum ging.
Den Details ist vor einigen Jahren ein Journalist der New York Times nachgestiegen. In seinem Buch, das 2005 erschien, bezeichnet Timothy O'Brien den mediengeilen Trump als "Millionär" und schätzt seinen Nettowert auf 150 bis 250 Millionen Dollar. O'Brien beruft sich auf anonyme Quellen und bekam prompt eine Klage wegen Beleidigung und Diffamierung.
Vor einem Gericht im Bundesstaat New Jersey musste Trump jetzt in Vorbereitung eines Prozesses sein Vermögen erklären - das Ergebnis kommt einer Demontage der Legende gleich. "Mein Vermögen fluktuiert", windet sich Trump zunächst. "Es steigt und fällt mit den Märkten, aber auch mit Einstellungen und Gefühlen, sogar meinen eigenen Gefühlen."
Persönliches Wertermessen
Warum sich das so schwammig anhört, wird schnell klar: Trump berechnet sein Vermögen nicht danach, was wirklich in Verträgen und auf dem Konto steht, sondern nach seinem persönlichen Wert-Ermessen. Beispiel gefällig? Trump erklärt, an einem der größten Bauprojekte in New York, den "West Side Rail Yards", einen Anteil "von über 50 Prozent" zu halten. Dass ihm laut Verträgen nur 30 Prozent gehören, ficht ihn nicht an. Da man ihm Verwaltungsgebühren zahle und er selbst kein Bargeld investieren musste, entsprächen die 30 Prozent "eigentlich mindestens 50 Prozent. Das habe ich immer so gefühlt."
In einem anderen Fall sagt Trump über ein Projekt in Hawaii: "Das Gebäude gehört größtenteils mir." In offiziellen Papieren taucht er aber als Besitzer oder Investor gar nicht auf, sondern nur als Lizenzgeber, dessen Name "Trump" gegen eine gewisse Gebühr über dem Eingang prangt. Trump dazu: "Das ist so ein starker Lizenzvertrag, dass man es als eine Art Eigentümerschaft ansehen könnte."
Seinen Golfplatz in Bedminster, New Jersey, sieht Trump ebenfalls als großen persönlichen Erfolg an und spricht von Millionengewinnen. Offizielle Dokumente zeigen hingegen einen Verlust von 4,5 Millionen Dollar für das Jahr 2005, dem Trump auch nicht widerspricht. Allerdings sagt er: "Ich habe im Kopf kalkuliert, dass ich eines Tages etwa 120 Millionen Dollar Gewinn machen werde. Aufgeschrieben habe er diese Kalkulation nicht, denn "das muss man nicht."
"Natürlich übertreibe ich manchmal"
Auch sonst nimmt Trump es nicht so genau. Im Falle eines aktuellen Bauprojektes habe er alle 1200 Wohnungen verkauft, erklärte Trump jüngst einem Journalisten. In seiner Erklärung vor Gericht gestand er nun, nur 900 Einheiten verkauft zu haben. Den Rest habe er behalten, "also zählt das quasi wie ein Verkauf."
Dieser Logik dürfte kaum ein Richter folgen, zumal der Multi-Millionär offen zugibt, gerne mit Zahlen zu tricksen. "Natürlich übertreibe ich manchmal", meinte er vor Gericht. "Das macht ja jeder. Ich bin wie ein Politiker im Wahlkampf."
Inwiefern Trump an einen Urteil zu seinen Gunsten glaubt, ist also fraglich. Fest steht jedoch: Wenn Trump seine geforderte Schadenssummer bekäme, wäre er - endlich! - ein wirklicher Milliardär. Er klagt nämlich auf eine Entschädigung von 5 Milliarden Dollar, da ihm wegen der negativen Darstellung als Multi-Millionär mindestens sechs Immobilien-Deals in New York, Philadelphia, Istanbul, Kiew und anderen Städten entgangen seien.
Auch das zweifelt der angeklagte Journalist an, der das Gericht gebeten hat, die Klage einfach abzuweisen.
Quelle: ntv.de