Marktberichte

Dax-Vorschau Die "Konjunkturlok" muss es bringen

(Foto: REUTERS)

Wie stark ist Deutschland wirklich? In der kommenden Woche wird diese Frage am deutschen Aktienmarkt Experten zufolge über die weitere Richtung entscheiden - falls sich nicht Namen wie Eon, RWE, ThyssenKrupp und vor allem K+S in den Vordergrund drängen.

Positive Konjunkturnachrichten aus Deutschland und Europa könnten dem deutschen Aktienmarkt in der kommenden Woche etwas Auftrieb geben. Experten hoffen, dass die "Konjunkturlokomotive Deutschland" an Fahrt aufnimmt und die Eurozone aus ihrer bisher längsten und bereits zwei Jahre anhaltenden Rezession zieht. Echte Euphorie an der Börse ist allerdings nicht zu erwarten. Dafür seien die bisher vorgelegten Unternehmensergebnisse aus dem Dax nicht gut genug ausgefallen, heißt es.

Am letzten Handelstag der zurückliegenden Woche legte der Dax moderat um 0,24 Prozent auf 8338,31 Punkte zu. Im Wochenverlauf gab der deutsche Leitindex damit um 0,8 Prozent nach. Der erhoffte Anlauf hin zu neuen Höchstständen blieb aus. Im Frankfurter Aktienhandel herrschte teils hochsommerliche Börsenruhe. Der Handel befinde sich streckenweise im Halbschlaf, hieß es.

Das könnte sich nun ändern: "Gute BIP-Daten sollten für ein Aufleben im Dax sorgen", versprach LBBW-Analyst Wolfgang Albrecht. Angesichts fehlender anderer Impulse werde es aber "keinen Sturm über die Marke von 8500 Punkten" geben. Neue Anhaltspunkte zur Konjunkturlage in Deutschland könnte dafür eine gute Grundlagen schaffen: Am Mittwoch veröffentlichen amtliche Statistiker die Daten zur Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in Deutschland und der Eurozone.

Skeptische Töne werden laut: Analyst Wolfgang Duwe von der Bremer Landesbank schätzt, dass der Dax nächste Woche Richtung 8000 Punkte fallen könnte. Auch Commerzbank-Analyst Markus Wallner ist skeptisch: "Für einen nachhaltigen Anstieg über 8500 Punkte fehlt es derzeit an Dynamik." Die Berichtssaison im Dax klingt in der kommenden Woche aus. Neben dem Düngemittel- und Salzhersteller K+S lassen sich am Dienstag Eon und ThyssenKrupp sowie am Mittwoch RWE in die Bücher schauen.

Wie viel "Power" hat Deutschland?

Auf Konjunkturseite könnten stehen unter anderem die BIP-Daten an: "In Deutschland sollte sich die Wirtschaft im Frühjahr deutlich erholt haben", schreiben die Postbank-Experten in einer Vorabeinschätzung. Die Beobachter rechnen mit einem Quartalsplus von 0,6 Prozent. Die LBBW-Analysten prognostizieren sogar ein Wachstum von mindestens 0,7 Prozent. "Damit verfügt die Konjunkturlokomotive Deutschland über die nötige Power, die Eurozone erstmals seit dem Sommer 2011 wieder aus der Rezession zu ziehen", meint Albrecht.

Laut Bundesregierung ist die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal so stark gewachsen wie seit über zwei Jahren nicht mehr. "Wir rechnen mit einem Wachstum von rund einem dreiviertel Prozent", erklärte der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Bernhard Heitzer. Er ist damit optimistischer als Ökonomen, die im Schnitt nur ein Plus von 0,6 Prozent voraussagen. Die erste Schätzung veröffentlicht das Statistische Bundesamt am Mittwoch.

"Die Wirtschaft im Euro-Raum dürfte im zweiten Vierteljahr erstmals seit sechs Quartalen wieder leicht gewachsen sein", ergänzt Commerzbank-Analyst Christoph Weil. "Gefühlt wird die Rezession allerdings noch andauern. Denn die wirtschaftliche Erholung wird nicht stark genug sein, die hohe Arbeitslosigkeit merklich zu reduzieren."

K+S im Rampenlicht

Bei den Einzelwerten dürften weiter die Aktien von K+S im Vordergrund stehen. "Bei dem Düngemittel- und Salz-Hersteller dürften sich die Investoren am Dienstag weniger für die Zahlen als vielmehr für die Einschätzung des Unternehmens zum Kalimarkt interessieren", erwartet LBBW-Experte Albrecht. Das K+S-Papier war wegen Sorgen vor einem Preisrutsch für Kali zeitweise um mehr als 40 Prozent eingebrochen.

Die Telefonkonferenz zur Halbjahresbilanz am Dienstag dürfte dabei sehr spannend werden. Denn nach dem Platzen des Preiskartells für Kali droht den Kasselern angesichts eines über 30-prozentigen Kurseinbruchs binnen weniger als zwei Wochen der Dax-Abstieg.

Bei K+S steht daneben auch die Zukunft der Kali-Sparte im Brennpunkt. "Hier schießen die Spekulationen ins Kraut", sagte ein Börsianer. Viele fürchten, dass sich bei fallenden Kalipreisen für das Unternehmen diese Sparte in Zukunft nicht mehr rechnen könnte. In der abgelaufenen Woche hatte das Unternehmen schon seine Gewinnprognose kassiert, ohne ein neues Ziel zu nennen.

Die Entscheidung über die Dax-Mitgliedschaft steht erst Anfang September an. Bis dahin müsste sich der Aktienkurs aber nachhaltig erholen, um einen Verbleib in der ersten Börsenliga zu gewährleisten. Alle wollen jetzt wissen, wie es mit dem Kali- und Düngemittel-Hersteller weitergehen soll. "Das ist einfach das absolute Highlight", erklärte ein Börsianer.

Gerüchte bei ThyssenKrupp

Spekuliert wird am Markt daneben um die Zukunft von ThyssenKrupp. Der Stahlriese hat sich mit seinen beiden Übersee-Werken verkalkuliert und versucht sie derzeit loszuschlagen - bislang ohne konkrete Ergebnisse. Dies dürfte bei der Vorlage der Neun-Monats-Zahlen das beherrschende Thema sein.

Einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge bereitet das Unternehmen schneller als geplant den Verkauf von Aktien im Wert von bis zu einer Milliarde Euro vor. Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren, hieß es. Auch die RAG-Stiftung könnte bei dem Konzern einsteigen.

Versorger in der Energiewende

Abgesehen davon hat das Unternehmen mit der Branchenschwäche zu kämpfen. Der deutsche Stahlverband senkte erst am Freitag seine Produktionsprognose für 2013. Der Konkurrent Salzgitter hatte zudem zum zweiten Mal binnen weniger Monate seine Geschäftsprognose gesenkt und wird nun im Detail berichten.

Bei den Versorgern sieht es ebenfalls nicht gerade rosig aus. Eon und RWE verdienen mit ihren Kohle- und Gaskraftwerken immer weniger Geld. Der Grund: Die Großhandelspreise für Strom sind im Keller. Das spiegelt sich mittlerweile auch in der Kursentwicklung wider: Eon notieren derzeit knapp 14 Prozent, RWE sogar fast 32 Prozent niedriger als zum Jahresende 2012.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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