Inside Wall Street Die Loser-Liste
10.07.2008, 20:19 UhrOptimismus ist schön und gut, und in Amerika gibt es eine Menge davon. Vor allem an der Börse. Doch langsam erwachen Anleger und stellen sich der Realität eines Bärenmarktes. Das Magazin Fortune hilft und hat rückblickend für das abgelaufene Geschäftsjahr eine Liste zusammengestellt: die größten Verlierer und Kapitalvernichter.
Angeführt wird die Liste der zwanzig Unternehmen mit dem größten Verlust im Jahr 2007 von General Motors. Der Automobilriese, einst Vorzeigebeispiel der amerikanischen Industrialisierung, erfolgreicher Konzern ebenso wie legendäre Marke, ist seit geraumer Zeit auf dem absteigenden Ast, und längst schließen Analysten einen Konkurs nicht aus. Mehr als 38 Milliarden Dollar hat GM im vergangenen Jahr verheizt.
Der Konkurrenz geht es vergleichsweise gut: Ford kam im gleichen Zeitraum auf ein Minus von 2,7 Milliarden Dollar, der Zulieferer Delphi verlor 3 Milliarden Dollar. Ob die Automobilbranche in diesem Jahr besser dastehen wird, muss sich erst noch zeigen. Die jüngsten Sonderangebote für die ungeliebten Trucks und SUV haben zwar die Verkäufe angekurbelt, dabei aber die Margen aufgefressen.
Doch ist die Auto-Industrie nicht die einzige, in der Geld verloren wird. Im Gegenteil: Vor allem Finanzwerte dominieren die Liste. Mit dabei interessanterweise GMAC, die Finanztochter von General Motors, mit einem Minus von 2,33 Milliarden Dollar. Der Mutterkonzern dürfte damit in die Geschichtsbücher eingehen, mit seinen beiden wichtigsten Sektoren in den beiden katastrophalsten Branchen mitgemischt zu haben.
Einziges Trostpflaster: Zumindest unter den Finanzkonzernen fällt GMAC mit seinem Verlust kaum auf. Die Branche wird von Merrill Lynch mit einem Minus von 7,77 Milliarden Dollar klar dominiert. Schuld daran waren vor allem die Abschreibungen von Subprime-Investitionen, die sich alleine auf 23 Milliarden Dollar beliefen.
Ähnlich erging es bekanntlich anderen Häusern wie etwa der UBS mit einem Verlust von 3,6 Milliarden Dollar, oder auch dem halbstaatlichen Hypotheken-Finanzierer Freddie Mac, der mit einem Minus von 3 Milliarden Dollar zur "Top 20" der großen Verlierer gehört - und für den das Schlimmste noch bevorstehen könnte. Immerhin belasten seit Tagen Gerüchte um Zahlungsunfähigkeit die eigene Aktie und die des Schwesterunternehmens Fannie Mae.
Weitere Finanzverlierer auf der Liste: Countrywide, der Hypothekenriese, der längst pleite und verkauft ist, und die deutsche KfW-Gruppe, die wegen der Milliardenverluste bei der IKB auch international zur Kenntnis genommen wurde.
Auch andere nicht-amerikanische Konzern werden gelistet, darunter der französische Mobilfunk-Ausstatter Alcatel-Lucent mit einem für das vergangene Jahr verbuchten Verlust von fast 5 Milliarden Dollar. Auf US-Seite vertritt unterdessen Sprint Nextel Den Sektor. Das Unternehmen, das die beiden gemergten Netze nie gewinnbringend verknüpfen konnte, verlor 2007 immerhin fast 30 Milliarden Dollar.
Weitere internationale Konzerne, die auch die branchenübergreifende Aufstellung der Loser-Liste belegen: ein mexikanischer Öl-Multi, ein japanischer Energieriese, und der Industriegigant Tyco, der zwar amerikanisch aber auf Bermuda gemeldet ist.
Quelle: ntv.de