Marktberichte

Inside Wall Street Die wahre Job-Krise

Verlassene Häuser vor der GM-Zentrale. Die ganze Region leidet unter dem Niedergang der Auto-Industrie.

Verlassene Häuser vor der GM-Zentrale. Die ganze Region leidet unter dem Niedergang der Auto-Industrie.

(Foto: REUTERS)

Amerika braucht Jobs und Präsident Obama hat sich dieses Ziel auf die Fahnen geschrieben. In Detroit soll künftig alternativ Energie gewonnen werden. Doch ganz so einfach ist das nicht.

Unter der Flut von Konjunkturdaten, die Woche für Woche über die Wall Street hereinbrechen, sind es vor allem die Arbeitsmarkt-Zahlen, die den Markt bewegen. Und das Land, zumal Präsident Barack Obama bei seiner Rede zur Lage der Nation vergangene Woche auch noch den Schwerpunkt auf Jobs gelegt hat. Das Land braucht Jobs, Obama will sie schaffen – doch das ist leichter gesagt als getan.

Eine aktuelle Studie des Arbeitsministeriums zeigt, dass es um den amerikanischen Arbeitsmarkt schlimmer bestellt ist als je zuvor. Dabei ist es nicht die hohe prozentuale Arbeitslosigkeit, die schockt. Denn an runde zehn Prozent hat man sich seit geraumer Zeit gewöhnt. Schließlich stecken die USA in einer Rezession. Doch die Aufteilung der Arbeitslosen ist Besorgnis erregend.

Mehr als die Hälfte aller Arbeitslosen, so rechnen Experten, haben ihren Job nicht zeitweise verloren. Sondern für immer. Sie hielten Jobs, die nicht etwa wegen der Rezession gestrichen werden mussten, sondern wegen Modernisierung oder – schlimmstenfalls – des Wegfalls eines Marktes oder eine Branche. Beispiel Automobilbranche. Es gibt kaum ernstzunehmende Experten, die an eine Wiederauferstehung der Industrie in und um Detroit glauben. Immer mehr Autos kommen aus Asien und Europa in die USA, und was noch in Amerika hergestellt wird, braucht weniger Arbeitsstunden denn je.

"Never waste a crisis", beschreibt Rahm Emanuel das Geschehen. Der Stabschef im Weißen Haus glaubt, dass zahlreiche Unternehmen die aktuelle Krise lediglich als willkommenen Vorwand genutzt haben, Stellen abzubauen, die es ohnehin nicht mehr lange gegeben hätte. Experten aus dem Arbeitsministerium sprechen von einem "reinigenden Effekt" der Krise für die Unternehmen.

Was da weg gereinigt wurde, nämlich Millionen von Arbeitsplätzen, soll nicht wieder kommen. Also gilt es, Arbeitsplätze an anderer Stelle zu schaffen. Präsident Obama hat einen Plan: Die Krisengegend um Detroit, wo der Untergang der Auto-Riesen eine Trümmerlandschaft hinterlassen hat, soll zum Zentrum der alternativen Energiegewinnung werden. Fabriken, in denen einst Wagen vom Fließband rollten, sollen Windmühlenflügel und Solarzellen herstellen.

Doch ein Problem taucht in den Plänen nicht auf: Entlassene Auto-Arbeiter sind für diese Branche nicht angelernt, und Umschulungen dürften sich über viele Jahre hinziehen. Viele ältere Arbeitnehmer sind unter Umständen nicht in der Lage, ein neues Feld zu erlernen.

Dazu kommt, dass neue Jobs nicht immer da entstehen können wo die alten weggefallen sind. Für Millionen von Arbeitslosen wäre nur ein Umzug ein Weg aus der Krise. Doch durch den rapiden Verfall der Häuserpreise in den letzten Jahren, nach dem zahlreiche Hausbesitzer mehr Hypothek schulden als ihr Haus zur Zeit wert ist, kommt ein Umzug nicht in Frage. Viele können es sich schlicht nicht leisten, eine Immobilie zu verlassen.

Vieles deutet darauf hin, dass die Arbeitslosigkeit in den USA über Jahre hinaus hoch bleiben wird. Damit bliebe der Verbraucher langfristig geschwächt, was eine dauerhafte Erholung der Konjunktur – und der Aktienmärkte – erschweren würde.

Quelle: ntv.de

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