Inside Wall Street Dollar fällt, Börse steigt
10.09.2009, 18:45 UhrDie mittlerweile sechs Monate alte Rally an den amerikanischen Börsen hat manchen Kritiker ratlos zurückgelassen. Um ganze 50 Prozent hat sich der marktbreite S&P-500-Index verbessert, während die Arbeitslosigkeit historisch hoch und das Verbrauchervertrauen historisch niedrig sind. Doch ebenso bemerkenswert wie der Run auf Aktien ist der Einbruch des Greenback.
Der US-Dollar gibt seit Monaten gegenüber Euro, Yen und anderen internationalen Währungen ab. Urlauber aus Deutschland mag das freuen, denn Hot Dogs, Steakdinner und Broadway-Tickets waren (fast) noch nie so billig. Doch die Amerikaner machen sich langsam Sorgen um ihre Währung, die innerhalb eines halben Jahres immerhin 13 Prozent an Wert verloren hat.
Man fragt sicht, wie lange der Abwärtstrend anhalten kann. Experten sind pessimistisch. Ein Wertverlust von weiteren sechs bis acht Prozent sei durchaus zu erwarten, meinen die Strategen vom New Yorker Brokerhaus Auerbach Grayson. Und andere erinnern schon an das Euro-Hoch von 1,61 Dollar, das man auch nicht mehr für unmöglich hält.
Da ist es tröstlich, dass die USA zwar als Touristenziel beliebt sind, die Amerikaner selbst im Gegenzug aber recht selten international verreisen. Trips nach Europa und Asien sind zurzeit unerschwinglich für all diejenigen, die für ihren "nine-to-five-job" ein Gehalt in Dollar beziehen.
Doch auch wer zuhause bleibt, leidet zunehmend unter dem Verfall der einstigen globalen Leitwährung. Zumal man sich langsam dem Herbst und Winter nähert. In den kalten Monaten dürfte das Heizen wieder mächtig teuer werden, denn mit dem schwachen Dollar steigt der Preis für Öl und andere Brennstoffe dramatisch an.
Selbstverständlich werden nicht nur importierte Rohstoffe für die Amerikaner teurer, sondern alles, was man sonst aus dem Ausland bezieht - und das ist doch eine ganze Menge. In der Rezession sparen die Verbraucher mehr denn je, und das hat vor allem den billigen Einzelhändlern geholfen, die ihre Ware aus Fernost einkaufen.
So gefährlich die Dollar-Schwäche also ist, so ist sie doch ausgerechnet für die Wall Street eine Chance für weitere Kursgewinne. Denn eine kaputte Währung hilft den zahlreichen multinationalen Konzernen in den US-Aktienindizes. Unternehmen wie Procter & Gamble, Coca-Cola und McDonald's, die große Anteile ihres Umsatzes in Europa und Asien erwirtschaften, dürfen ihre Gewinne in diesen Ländern für die Bilanzen zu Quartals- und Jahresende in Dollar umrechnen und freuen sich über gewaltige Ergebnisse. Das dürfte mancher Aktie Auftrieb geben - auch wenn der wieder nur auf einem Zahlentrick beruht.
Quelle: ntv.de