Kaffee, Weizen, Kakao und Gold Dollar schiebt Rohöl an
26.08.2010, 13:00 UhrAn den Rohstoffmärkten tritt die Dollar-Dominanz mit markanten Bewegungen zurück ins Rampenlicht: Während die US-Währung an Stärke verliert, ziehen die in Dollar notierten Ölpreise deutlich an. Bei Agrargütern und Industriemetallen sehen Händler dagegen vor allem kurzfristig orientierte Anleger am Wirken.

Rohöl aus der Golfregion unterwegs nach Japan: Der nach einem mysteriösen Anschlag nur leicht beschädigte Tanker "M Star" auf dem Heimweg im Pazifik.
(Foto: REUTERS)
Ein schwächerer Dollar hat am Donnerstag den Ölpreis steigen lassen. Ein Fass der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) verteuerte sich um fast einen Dollar auf 73,43 Dollar. Am Mittwoch war der Preis noch auf den tiefsten Stand seit sieben Wochen gefallen. Nordsee-Öl der Sorte Brent kostete mit 74,67 Dollar 1,2 Prozent mehr. Der Dollar gab gegenüber einem Korb anderer Währungen 0,5 Prozent nach. Eine schwächere US-Währung stützt meist den Ölpreis, weil der Rohstoff dann für Investoren außerhalb des Dollar-Raumes günstiger wird.
Nach dem gut siebenprozentigen Preisrutsch der vergangenen beiden Tage zogen auch die Preise für Kaffee der Sorte Arabica wieder an. Der Dezember-Kontrakt notierte zeitweise 2,7 Prozent fester bei 1,6845 Dollar je Pfund, nachdem er am Vortag auf ein Zwei-Monats-Tief von 1,635 Dollar gefallen war. Kaffee-Röster nutzten Börsianern zufolge die niedrigeren Preise und stützten mit ihren Käufen den Kurs, der aufgrund der Liquidation von Long-Positionen einiger Fonds unter Druck geraten war.
Bei Kakao ging die Talfahrt dagegen weiter. Der Future auf den Schokoladen-Grundstoff fiel auf ein Elf-Monats-Tief von 1949 Dollar je Tonne. Börsianer machten die guten Aussichten für die westafrikanische Ernte für die erneuten Kursverluste verantwortlich. Hohe Erträge seien inzwischen allerdings eingepreist, so dass weitere größere Kursverluste unwahrscheinlich seien. Im Vergleich zum 33-Jahres-Hoch von 2465 Dollar Mitte Juli hat sich Kakao um rund 21 Prozent verbilligt.
Nach dem Preisrutsch des Vortages stiegen die Preise für US-Weizen wieder an. Der September-Kontrakt stieg um gut ein Prozent auf 6,55 Dollar je Scheffel. Die Verunsicherung um das Ausmaß der russischen Ernteausfälle als Folge der Jahrhundert-Dürre sei immer noch groß, sagte Rohstoff-Experte Benson Wong von Commodity Broking Services in Sydney. Außerdem tummelten sich am Weizenmarkt besonders viele kurzfristig orientierte Anleger. Daher müsse bis auf weiteres mit starken Kursschwankungen gerechnet werden.
Die Industriemetalle zeigten sich angesichts von Hoffnungen auf eine trotz der zögerlichen Weltkonjunktur anhaltend hohe chinesische Nachfrage beflügelt. "Es dreht sich alles um Arbitrage-Geschäfte", sagte ein Händler in Hongkong. Dabei nutzen Anleger Preisunterschiede an den Metall-Börsen in Schanghai und London. "Es gibt die Gelegenheit, Geld zu verdienen - vor allem bei Zink, aber auch bei Kupfer und anderen Metallen", fügte der Börsianer hinzu.
Zink verteuerte sich in London um bis zu 4,1 Prozent auf 2044 Dollar je Tonne. Kupfer kostete mit 7230 Dollar 1,8 Prozent mehr als am Vortag. Blei verbuchte ein Kursplus von 3,3 Prozent auf 2025 Dollar.
Aus Verunsicherung über die Aussichten für die US-Wirtschaft ließen Anleger am Morgen erneut zu den als sicher geltenden Edelmetallen greifen. Gold und Silber waren mit 1241,95 beziehungsweise 19,08 Dollar je Feinunze jeweils so teuer wie seit etwa zwei Monaten nicht mehr. Platin verteuerte sich in der Spitze um 0,6 Prozent auf 1536,50 Dollar. Palladium markierte mit einem Plus von 1,2 Prozent auf 498 Dollar immerhin ein Drei-Wochen-Hoch.
Derzeit seien viele spekulativ orientierte Anleger am Markt aktiv, sagte Darren Heathcote, Chefhändler bei Investec Australia. Neue negative Konjunkturdaten sollten den Edelmetallen zu weiteren Kursschüben verhelfen. Am Donnerstag richteten Anleger ihre Aufmerksamkeit auch an den Rohstoffmärkten vor allem auf die Veröffentlichung der wöchentlichen US-Arbeitsmarktdaten: Die Zahl der Erstanträge sind in der Vorwoche deutlich stärker zurückgegangen als erwartet.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts