US-Zinssenkung verstärkt Dollarflucht hält an
17.03.2008, 16:20 UhrDie überraschende Zinssenkung der US-Notenbank und die Verschärfung der Finanzkrise haben am Montag die Flucht der Anleger aus dem US-Dollar verstärkt. Der Euro kletterte zeitweise auf ein Rekordhoch von 1,5904 US-Dollar. Zum Schweizer Franken fiel die US-Währung auf einen Tief von 0,9637 Franken. Japaner zahlten mit 95,77 Yen für einen US-Dollar so wenig wie seit 13 Jahren nicht mehr.
"Der US-Dollar leidet unter der doppelten Belastung durch die konjunkturelle Abschwächung und durch die Finanzkrise", sagte Teis Knuthsen, Chef-Devisenanalyst bei Danske Markets. "So lange es zu keiner Entspannung an einer dieser beiden Fronten kommt, wird der US-Dollar unter Druck bleiben."
Am Wochenende war Bear Stearns, die Nummer fünf der US-Investmentbanken, nach ihrem Beinahe-Zusammenbruch notverkauft worden. Börsianer werteten zudem die überraschende Senkung des Diskontsatzes um 25 Basispunkte auf 3,25 Prozent als Signal der US-Notenbank, dass die US-Finanzkrise größer sei als bislang angenommen. Anleger gehen davon aus, dass die Fed den stark beachteten Zielsatz für Tagesgeld am Dienstag von aktuell 3,0 Prozent um bis zu 100 Basispunkte herabsetzen wird.
Die drastische Abwertung des US-Dollar schürte zudem Spekulationen um eine Intervention der Notenbanken. "Aus Sicht der Europäischen Zentralbank können diese Kursbewegungen nicht leicht ignoriert werden", sagte Dresdner-Devisenstratege Michael Klawitter. Danske-Analyst Knuthsen betonte jedoch: "Die Zeit scheint hierfür noch nicht reif. Daher ist die Wahrscheinlichkeit gering." Im September 2000 hatten die Zentralbanken in Europa, den USA und Japan zum bislang letzten Mal gemeinsam in den Devisenmarkt eingegriffen, um die damalige Talfahrt des Euro zu stoppen.
Im Sog des US-Dollar geriet auch das britische Pfund unter die Räder. Nach Einschätzung von Händlern befürchten viele Anleger, dass die US-Finanzkrise auf Großbritannien überschwappt. Im Vergleich zu einem Korb von Währungen fiel der Index für das britische Pfund auf 93,4 Punkte, den tiefsten Stand seit Januar 1997.
Im Referenzkursverfahren EuroFX wurde der Kurs des Euro mit 1,5781 (Freitag 1,5554) US-Dollar festgelegt. Die EZB ermittelte den Referenzkurs mit 1,5770 (1,5561) US-Dollar.
Angesichts der Turbulenzen an den Aktien- und Devisenmärkten wandten sich viele Investoren auf der Suche nach sicheren Anlagen verstärkt den Staatsanleihen zu. Der Bund-Future stieg um 34 Ticks auf 118,17 Punkte. Die zehnjährige Bundesanleihe notierte 16 Ticks höher bei 102,360 Punkten und rentierte bei 3,705 Prozent. Die von der Bundesbank täglich errechnete Umlaufrendite börsennotierter öffentlicher Anleihen fiel auf 3,63 (Freitag: 3,75) Prozent. Der Rex-Rentenindex stieg um 0,9 Prozent auf 120,81 Stellen.
Quelle: ntv.de