Euro-Sorgen quälen Fernost Donnerwetter in Asien
07.06.2010, 10:50 UhrDie Euro-Angst greift auch in Asien um sich. In Tokio, Seoul, Shanghai und Hongkong fegen wahre Stürme über das Parkett, ausgelöst und angetrieben von der Schuldenkrise in der Euro-Zone und den Spekulationen rund um den Euro.
Die Furcht vor einem Übergreifen der europäischen Schuldenkrise auf Ungarn hat die Aktienmärkte in Fernost zum Wochenauftakt in die Tiefe gerissen. Zudem schürten die enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag Sorgen um die Erholung der Weltwirtschaft. Der Euro fiel zeitweise unter 1,19 Dollar und damit auf seinen tiefsten Stand seit mehr als vier Jahren. Die Anleger flüchteten sich erneut in sichere Häfen wie Gold. Auch in Tokio trennten sie sich verstärkt von Aktien. Federn lassen mussten hier vor allem Exporttitel.
Wie zum Wochenschluss in den USA gingen auch an den asiatischen Börsen alle Indizes in die Knie: Der Nikkei-Index der 225 führenden Werte rauschte 3,8 Prozent in den Keller auf 9520 Punkte und erlitt damit seinen größten prozentualen Tagesverlust seit März 2009. Der breiter gefasste Topix büßte 3,5 Prozent auf 859 Zähler ein.
In Taiwan stürzten die Aktien von Hon Hai 5,6 Prozent ab. Das Unternehmen hatte zum zweiten Mal binnen weniger Tage eine Lohnerhöhung für die Arbeiter bei seiner von einer Selbstmordserie erschütterten China-Tochter Foxconn angekündigt.
Die US-Arbeitsmarktzahlen hätten das veranschaulicht, was einige bereits seit längerem vermuteten: Die Erholung der US-Wirtschaft könnte sich verlangsamen, sagte Analyst Hiroaki Osakabe von Chibagin Asset Management. "Und dann vermischt sich dies mit Anzeichen, dass die Schuldenkrise in der Euro-Zone tiefe Wurzeln hat. Beides kombiniert heizt Verkäufe an."
Die Anleger zogen Händlern zufolge ihr Geld aus riskanteren Anlagen ab, was man auch am Rückgang der Rohstoffpreise sehen konnte. Sie hielten sich ferner zurück, um abzuwarten, wie das neue Kabinett in Japan aussehen wird.
Exportwerte gehörten zu den größten Verlierern. Die Titel des weltgrößten Autobauers Toyota verloren vier Prozent. Die Aktien des Elektronikriesen Sony gaben 4,8 Prozent nach, die des Kamera-Herstellers Canon 5,3 Prozent. Mit einem Minus von sieben Prozent brachen die Anteilsscheine des Elektronikkonzerns Hitachi noch stärker ein. Zeitungsberichten zufolge könnte die britische Regierung im Rahmen ihrer Sparpläne den milliardenschweren Auftrag zum Bau und Betrieb von Intercity-Zügen wieder zurückziehen, für das ein von Hitachi geführtes Konsortium 2009 als bevorzugter Bieter ausgewählt worden war.
China im Gleichschritt
Der chinesische Aktienmarkt ist ebenfalls mit kräftigen Verlusten in die neue Handelswoche gestartet. Der Shanghai-Composite-Index sank um 1,6 Prozent auf 2512. Kurzfristig wird der Leitindex auf dem psychologisch wichtigen Niveau von 2500 Punkten unterstützt gesehen. In Hongkong fiel der Hang-Seng-Index um 2 Prozent auf 19.378.
"Es zeigt sich, dass das Thema Regulierung weiter präsent ist; Hoffnungen, dass die Regierung ihren Griff nicht weiter verstärkt, lösen sich auf", sagte ein Händler von Orient Securities. Am Freitag hatte China die Bestimmungen für Käufer von Zweitwohnungen verschärft. Unter den Immobilientiteln fielen China Vanke um 2,2 Prozent auf 7,12 und Poly Real Estate um 2,6 Prozent auf 10,63 Yuan. Bankenwerte gehörten erneut zu den größten Verlierern: Bank of Communications sanken um 3,3 Prozent auf 6,18 Yuan und Industrial Bank um 4 Prozent auf 23,18 Yuan.
In Hongkong belasteten vor allem die nicht so gut wie erwartet ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag. Die Stimmung sei insgesamt bearish, sagte Alvin Cheung von Prudential, der den HSI kurzfristig in einer Spanne zwischen 18.600 und 20.500 Punkte sieht. Unter den Einzeltiteln fielen bei insgesamt moderaten Umsätzen Hongkong Stock Exchange um 1,8 Prozent auf 116,90 Hongkong Dollar, HSBC um 3,9 Prozent auf 70,65 Hongkong Dollar und ICBC um 1,8 Prozent auf 5,59 Hongkong Dollar. China Mobile legten dagegen um 0,3 Prozent auf 74,10 Hongkong Dollar an.
Trenfolger Südkorea
Der südkoreanische Aktienmarkt ifolgte dem allgemeinen Trend. Vor allem ausländische Anleger hätten verkauft, hieß es. Der Kospi sank bei moderaten Umsätzen um 1,6 Prozent auf 1638 Punkte. Das Tagestief lag bei 1619 Punkten. Einheimische Kleinanleger seien Nettokäufer gewesen und hätten etwas gestützt, sagte ein Analyst. Die Investoren setzten auf werthaltige Aktien, während der Kospi auf dem aktuellen Niveau mit einem KGV von unter 9 bewertet werde, fügte er hinzu.
Bankentitel gehörten mit neuen Sorgen um die Schuldenkrise in Europa weiter zu den größten Verlierern. KB Financial verloren hier 3,3 Prozent auf 50.100 Koreanische Won, Woori Finance Holdings um 3 Prozent auf 14.800 Koreanische Won und Shinhan Financial 4,9 Prozent auf 44.050 Koreanische Won. Daneben sanken konjunktursensible Titel wie SK Energien um 3,2 Prozent auf 106.000 Koreanische Won, Posco um 1,8 Prozent auf 448.000 Koreanische Won und Samsung Electronics um 0,8 Prozent auf 787.000 Koreanische Won.
Hynix Semiconductor stiegen dagegen den dritten Tag in Folge und rückten um 1 Prozent auf 26.650 Koreanische Won vor. Händler begründeten dies mit der steigenden Popularität von Smartphones sowie einer Erholung der DRAM-Preise im späten Geschäft.
Kia Motors stiegen dagegen um 2,9 Prozent auf das Allzeithoch von 33.700 Koreanische Won. Händler verwiesen auf erhofftes Gewinnmomentum angesichts eines steigenden Marktanteils im Ausland. Auch die Aktie der Muttergesellschaft Hyundai Motor legte um 0,8 Prozent auf 135.000 KRoreanische Won zu.
Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts