S&P sei Dank Dow dreht ins Plus
13.03.2008, 21:15 UhrNach über 200 Punkten im Minus hat eine Analystenmeldung von S&P die amerikanischen Märkte gedreht. Zu Handelsschluss konnte man sogar ein leichtes Plus behaupten, obwohl die Konjunkturdaten, der Ölpreis und Dollar und ein drohender Fonds-Kollaps die Börsen belasteten.
Der Dow-Jones-Index legte um 0,3 Prozent auf 12.146 Punkte zu. Der marktbreite S&P-500-Index stieg um 0,5 Prozent auf 1315 Zähler. Die Hightech-orientierte Nasdaq kletterte um 0,9 Prozent auf 2264 Punkte.
Nach steilen Verlusten am Morgen haben die Analysten von Standard & Poor's die Wende in der Kursentwicklung eingeläutet. Man sehe ein Ende der Abschreibungen für den Finanzsektor, da selbst bei den stark belasteten Banken die Beurteilung der Anlagen konservativ erfolgt sein dürfte und die bisherigen Abschreibungen damit ausreichend seien. Dies ließ die Indizes am Mittag um über 100 Punkte vom Minus ins Plus klettern.
Unterstützung für die Märkte kam auch vom Chairman des Financial Services Comittee im Repräsentantenhaus, Barney Frank. Er stellte einen Plan zur Rettung des Immobilienmarktes vor. Dabei soll die Federal Housing Authority, ein Regierungsprogramm für günstige Kredite, bis zu 300 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt bekommen. Damit sollen bis zu 2 Millionen Subprime-Hypotheken gekauft werden und diese dann in für die Eigentümer bezahlbare Kredite umgewandelt werden.
Allerdings herrschte am Markt weiterhin eine sehr verhalten optimistische Stimmung, denn es waren in den vergangenen Tagen immer mehr Probleme aufgetaucht, die nicht von der Fed oder der Regierung gelöst werden können, wie zum Beispiel die Zurückhaltung der Verbraucher und der hohe Ölpreis.
Denn im Februar haben die Amerikaner erneut weniger Geld ausgegeben, die Einzelhandelsumsätze sanken um 0,6 Prozent. Ohne Autoverkäufe sanken die Umsätze noch um 0,2 Prozent. Die Verbraucher waren besonders durch die hohen Spritpreise, die sinkenden Immobilienpreise und den schwachen Arbeitsmarkt belastet.
In der vergangenen Woche gab es am Arbeitsmarkt keine Erholung. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung ist im vergleich zur Vorwoche gleich geblieben. Der weniger schwankungsanfällige Vier-Wochen-Durchschnitt ist dagegen leicht gesunken. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen bleibt auf dem höchsten Stand der letzten 30 Monate.
Nach einem neuen Rekordhoch von 111 Dollar pro Fass hat der Ölpreis wieder auf unter 110 Dollar nachgegeben. Dies entlastete auch die Aktienmärkte leicht. Der Dollar blieb allerdings stark bei über 1,55 Dollar pro Euro.
Auch Finanzminister Henry Paulson übte Druck auf die Finanzwerte aus. Er forderte, die Zahlungen der Dividenden zu überdenken, um Kapital zu erhalten. Außerdem müsse die Aufsicht über die Kredit- und Hypothekenvergabe durch staatliche Stellen überdacht und an die Entwicklungen der vergangenen Jahre angepasst werden.
Von Unternehmensseite hatte zuvor Carlyle Capital die Märkte schwer belastet, da der Fonds, der von der Investmentgruppe Carlyle Group verwaltet wird, mit 16 Milliarden Dollar Schulden in Verzug geraten war und nun kurz vor dem Kollaps steht. Nachdem man Margin Calls nicht nachkommen konnte, hatte man zwar noch versucht, sich mit den Gläubigern zu einigen, doch dies misslang.
Die Papiere, die sich in diesem Fonds befinden, waren zum größten Teil von Freddie Mac und Fannie Mae herausgegeben worden und befinden sich in vielen amerikanischen Fonds. Dies belastet besonders den amerikanischen Markt, denn wenn Carlyle Capital ihre Papiere verkaufen müssen, dann wird dies auch diese anderen Fonds belasten.
Die Aktie von General Motors gab um 2,2 Prozent nach, da die Analysten von Morgan Stanley für den Autobauer nun nicht mehr von einem Gewinn im laufenden Jahr ausgehen.
Der Videospiel-Riese Electronic Arts will seinen Konkurrenten Take Two Interactive nun durch ein feindliches Angebot an die Anleger übernehmen. Dafür bietet man 26 Dollar pro Aktie. Seit Bekanntwerden des Interesses von EA waren die Papiere von Take Two bereits um über 30 Prozent gestiegen, am Donnerstag legten sie 2,8 Prozent zu.
Die Situation zwischen den Spieleunternehmen hat starke Parallelen zur Situation von Yahoo und Microsoft, wo Yahoo immer stärker unter Druck gerät. Trotz einer intensiven Suche ist keine Hilfe von anderen Unternehmen in Sicht, und zusätzlich könnte ein schwaches Quartal die Verhandlungsposition schwächen. Anleger machen sich nun Sorgen, dass Microsoft den Suchmaschinenbetreiber für einen niedrigeren Preis als ursprünglich geboten bekommt.
Quelle: ntv.de