Marktberichte

First Solar zieht steil an Dow feiert die Hoffnung

So oder so: Die anstehenden Quartalszahlen werden "mehr Klarheit über die Verfassung der US-Unternehmen" bringen.

So oder so: Die anstehenden Quartalszahlen werden "mehr Klarheit über die Verfassung der US-Unternehmen" bringen.

(Foto: REUTERS)

Mit schmalen, aber stabilen Gewinnen geht es an der Wall Street weiter nach oben. Selbst nach dem durchwachsenen Start in die Berichtssaison wollen Anleger ihren Optimismus nicht aufgeben. Im Verlauf erreichen die New Yorker Börsenbarometer sogar neue Allzeithochs.

An der Wall Street ist es am Dienstag nach einem volatilen Handelsbeginn deutlich nach oben gegangen. Sowohl der Dow-Jones-Index als auch der S&P-500-Index markierten im Verlauf neue Allzeithochs. Als Kurstreiber sahen Börsianer mit Blick auf die angelaufene Berichtssaison die Hoffnung, dass die Unternehmenszahlen die Erwartungen übertreffen könnten, sowie positive Inflationsdaten aus China, die die Rohstoffpreise beflügelten. Am Vorabend nach Börsenschluss hatte der Aluminiumkonzern Alcoa den Zahlenreigen eingeläutet.

Der Dow-Jones-Index rückte nach einem verhaltenen Start um 0,41 Prozent vor und ging bei 14.673,46 Punkten aus dem Handel. Im Verlauf erreichte der weltweit beachtete Leitindex ein neues Allzeithoch bei 14.716,46 Zählern. Der Schlusskurs lag allerdings nur knapp 60 Punkte über der Vortagesnotierung. Der marktbreite S&P-500-Index gewann 0,35 Prozent auf 1568,61 Punkte und blieb damit nur knapp unter seinem im Oktober 2007 erreichten Rekordstand von 1576,09 Punkten.

An der Nasdaq sind die Indizes hingegen noch weit von ihren Hochs während des Technologie-Booms um die Jahrtausendwende entfernt: Der Composite-Index legte zu Handelsschluss um 0,48 Prozent auf 3237,86 Punkte zu, während der Auswahlindex Nasdaq 100 um 0,67 Prozent auf 2804,67 Punkte vorrückte.

Die Nachfrage war nach Angaben von Börsenhändlern stark, obwohl die Bilanzzahlen der vergangenen Wochen nicht sonderlich gut ausfielen. Mit einer umfangreicheren Begründung taten sich die Marktteilnehmer erneut schwer, doch es wurde auf einen gestiegenen Optimismus zu Beginn der Berichtssaison für das erste Quartal verwiesen. So hätten die Unternehmen im vierten Quartal überwiegend zurückhaltende Ausblicke gegeben, so das es Überraschungspotenzial geben könnte, sagte Portfoliomanagerin Margie Patel von Wells Capital Management.

Nach Gewinnmitnahmen im ersten Quartal würden Anleger nun auf neue Impulse durch die US-Berichtssaison warten, so Analyst Patrick Jamin von NorthCoast Asset Management. "Angesichts der konjunkturellen Unsicherheiten sind die Anleger zurückhaltend und erhoffen sich von den anstehenden Quartalszahlen mehr Klarheit über die Verfassung der US-Unternehmen", fügte er hinzu. Die nächsten wichtigen Quartalszahlen stehen erst am Freitag an, dann werden JP Morgan Chase und Wells Fargo einen Blick in ihre Bücher gewähren. Bis dahin könnte der Handel eher richtungslos verlaufen, hieß es weiter.

Inflationsdaten aus China hatten im frühen Handel ausgereicht, um unter New Yorker Anlegern als ermutigendes Signal aufgefasst zu werden: In China sank die Inflationsrate im März auf 2,1 Prozent. Das sorgte am Finanzmarkt für leichte Entspannung, da nun davon ausgegangen wird, dass die Notenbank Chinas ihre Geldpolitik zunächst nicht verschärfen wird - was der Wirtschaftsentwicklung zugutekäme.

Schwacher Auftakt mit Alcoa

Allerdings blieb der Zuwachs im frühen Geschäft eher moderat. Das lag auch an den Quartalszahlen des Aluminiumkonzerns Alcoa, der am Vorabend nach Börsenschluss die Berichtssaison eingeläutet und einen eher zurückhaltenden Ausblick vorgelegt hatte. Die Aktien von Alcoa gingen unverändert bei 8,39 Dollar aus dem Handel.

Der Aluminiumkonzern hatte Anleger unter anderem mit einem unsicheren Ausblick verunsichert. Alcoa legt in den USA traditionell als erster Dow-Konzern Zahlen vor. Wegen seiner breitgefächerten Kundschaft etwa aus der Auto-, Luftfahrt- und Elektonik-Branche steht der Rohstoff-Lieferant besonders im Fokus.

Wegen des Preisverfalls bei Aluminium war der Umsatz bei Alcoa im ersten Quartal um drei Prozent zurückgegangen und damit etwas hinter den durchschnittlichen Analystenerwartungen zurückgeblieben. Auf Kritik stießen zudem die Entwicklung des freien Cashflows und der ungewisse Geschäftsausblick. Dagegen war der Gewinn dank Einsparungen um überraschend deutliche 58 Prozent hochgesprungen. Die Titel gerieten insbesondere im frühen Handel in heftige Kursturbulenzen, schlossen aber letztlich prozentual unverändert.

Die Aktien des Flugzeugherstellers Boeing verteuerten sich nach einem Großauftrag aus der Türkei um 0,53 Prozent. Einen scharfen Kurseinbruch mussten Anleger bei den Papieren von J.C. Penney hinnehmen: Die Aktien der Einzelhandelskette brachen mehr als 12 Prozent ein. Das Unternehmen hatte zuvor die Ablösung von Firmenchef Ron Johnson bekanntgegeben. Johnson wird durch seinen Vorgänger Myron Ullman ersetzt.

Erneuerbare aus Kalifornien

Die Aktien von First Solar schossen um 45,53 Prozent hoch, nachdem der Solarkonzern über den Markterwartungen liegende Umsatz- und Gewinnziele für 2013 verkündet hatte. Grund dafür sei ein Projekt in Südkalifornien, hieß es. Bereits zuvor hatte der Unternehmenschef des Solarkonzerns von einer Marktstabilisierung gesprochen und langfristige Gewinnmargen von 20 bis 30 Prozent in Aussicht gestellt.

Zugute kamen den US-Börsen auch Kursaufschläge bei Hochtechnologiewerten. Vor allem im späten Geschäft schlugen Investoren bei den High-Techs zu und tätigten kursgünstige Anschaffungen. So verteuerten sich die Aktien Intel um 3,1 Prozent und Anteilsscheine von Hewlett-Packard um 1,3 Prozent.

Bei Microsoft und Oracle konnten sich die Aktionäre über Kursgewinne von 3,57 beziehungsweise 2,10 Prozent freuen. Beide Softwarehersteller gehören zu den Google-Konkurrenten, die eine neue Wettbewerbsprüfung von Googles führendem Smartphone-Betriebssystems Android durch die EU-Kommission erreichen wollen. Deren Organisation Fairsearch.org reichte in Brüssel eine Beschwerde ein, in der sie Google ein wettbewerbsfeindliches Verhalten im mobilen Geschäft vorwirft.

Die Aktien des Internetkonzerns ließ das relativ unbeeindruckt: Google verteuerten sich um 0,36 Prozent. Derweil dementierte das auf die Echtzeit-Kommunikation im Internet spezialisierte Unternehmen WhatsApp Gerüchte einer geplanten Übernahme durch Google.

Für die Aktien von Mastercard ging es hingegen um 1,26 Prozent bergab, nachdem die EU-Kommission erneut gegen bestimmte Gebühren des Kreditkarten-Anbieters vorgeht. Nach Ansicht der Brüsseler Wettbewerbshüter verstoßen die Geschäftspraktiken des Unternehmens gegen europäisches Recht. Daher hat die EU-Behörde ein Verfahren eingeleitet und prüft, ob Mastercard bei Transaktionen mit Zahlungskarten in Europa den Wettbewerb behindert und damit Zahlungen verteuern könnte. Seit Jahren streiten Mastercard sowie der Konkurrent Visa mit Brüssel um millionenschwere Gebühren bei bestimmten Abrechnungen. Die Visa-Titel gaben um 0,93 Prozent nach und American Express 0,58 Prozent.

An der New York Stock Exchange wechselten rund 670 Mio. Aktien den Besitzer. 1717 Werte legten zu, 1244 gaben nach und 131 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 1,49 Mrd. Aktien 1116 im Plus, 1349 im Minus und 99 unverändert.

Der Euro stieg zeitweise erstmals seit Mitte März wieder über 1,31 Dollar und kostete zuletzt 1,3088 Dollar. Die US-Staatsanleihen gaben leicht nach: Die zehnjährigen Bonds ließen 1/32 auf 102-9/32 Federn. Sie rentierten mit 1,747 Prozent. Die 30-jährigen Bonds büßten 13/32 auf 103-27/32 ein und hatten eine Rendite von 2,931 Prozent. Nach der Rally in der vergangenen Woche hätten Anleger erneut Gewinne mitgenommen, sagten Marktteilnehmer. Die Kursverluste seien jedoch angesichts der anhaltenden Sorgen mit Blick auf die Entwicklung der US-Konjunktur und der europäischen Schuldenkrise begrenzt worden, hieß es.

Steil bergauf ging es an den Rohstoffmärkten: Der Preis für Gold stieg auf den höchsten Stand seit über einer Woche und der Öl-Preis der Sorte WTI kletterte deutlich über die Marke von 94 Dollar je Barrel. Zum Settlement wurden 94,20 Dollar gezahlt, ein Plus von 0,9 Prozent. Grund für den Anstieg waren Sorgen bezüglich der weiteren Entwicklungen im Iran und den möglichen Auswirkungen auf die globale Ölnachfrage. Für zusätzlichen Schub habe zudem die niedriger als erwartete chinesische Inflation im März gesorgt, hieß es am Markt.

Beim Gold nutzten Anleger die niedrigen Notierungen zum Einstieg. Zudem stützte der schwache Dollar den Goldpreis. Ein schwacher Greenback macht ein Engagement für Investoren aus anderen Währungsgebieten attraktiver. Zum Settlement verteuerte sich die Feinunze Gold um 0,9 Prozent auf 1.586,70 Dollar.

Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts

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