Intel und die EU-Beschlüsse Dow kratzt an 12.000
12.12.2011, 22:35 Uhr
(Foto: AP)
Die europäische Schuldenproblematik sorgt an den US-Börsen witer für Missstimmung. Den US-Ratingagenturen geht es nicht schnell genug, sie drohen erneut mit Konsequenzen für das Gros der Euro-Länder. Die US-Anleger sind verstimmt.
Eine Umsatzwarnung des Chipherstellers Intel und Zweifel an den jüngsten EU-Beschlüssen zur Bekämpfung der Schuldenkrise haben die US-Aktienmärkte am Montag ins Minus gezogen. Branchenprimus Intel senkte wegen Lieferengpässen im Zuge der Überschwemmungen in Thailand seine Erwartung für den Erlös im vierten Quartal um rund 1 Mrd. Dollar. Zudem warnten die Ratingagenturen Fitch und Moody's zu Wochenbeginn, die Beschlüsse der EU-Staats- und Regierungschefs vom vergangenen Freitag gingen nicht weit genug. Auf dem Verkaufszettel standen vor allem Bankentitel.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gab 1,3 Prozent auf 12.021 Punkte nach. Der breiter gefasste S&P-500 fiel 1,5 Prozent auf 1236 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 1,3 Prozent auf 2612 Punkte. Der Dax rutschte um 3,4 Prozent auf 5785 Zähler ab und schloss damit auf dem tiefsten Stand seit Ende November.
Zweifel überwiegen
"Die Märkte zweifeln an der Vereinbarung, die in der vergangenen Woche erzielt wurde", sagte Peter Cardillo von Rockwell Global Capital in New York. Langfristig sei die Absichtserklärung sicherlich positiv, aber kurzfristig löse sie nicht das Schuldenproblem. Andrew Wilkinson von Miller Tabac & Co sagte: "Europa bereitet immer noch Albträume." Die meisten Investoren würden ihre anfangs positive Einschätzung zu den Ergebnissen gerade noch einmal überdenken.
Moody's und Fitch erklärten jeweils, der EU-Gipfel habe wenig neue Maßnahmen zur Lösung der Schuldenkrise in der Euro-Zone gebracht. Der Zusammenhalt in der Währungsgemeinschaft sei weiterhin gefährdet. Die EU-Länder hatten sich mit Ausnahme Großbritanniens auf dem Gipfel auf eine stärkere wirtschaftliche Integration und strengere Haushaltsdisziplin geeinigt.
Die Ratingagentur S&P sieht ebenfalls auch nach dem EU-Gipfel Handlungsbedarf und fürchtet, dass die Zeit für eine Lösung knapp wird. Zwar sei der Gipfel ein wichtiger Schritt auf dem Weg aus der Vertrauenskrise gewesen, sagte Europa-Chefvolkswirt von S&P, Jean-Michel Six. "Lassen Sie uns die Erwartungen nicht zu hoch steigen lassen, es wird weitere Gipfel geben", mahnte er allerdings.
US-Anleihen profitieren
Die Hoffnung ruht nun auf der Sitzung der US-Notenbank am Dienstag. Händler wollen nicht ausschließen, dass die Währungshüter Signale für neue quantitative Maßnahmen aussenden. Ob es tatsächlich dazu kommt, scheint nach den überwiegend robusten US-Wirtschaftsdaten der vergangenen Wochen aber fraglich.
Die Notierungen der US-Staatsanleihen profitierten im späten New Yorker Geschäft von den Sorgen über die Kreditwürdigkeit der EU-Staaten. Zehnjährige Anleihen mit einem Kupon von 2,000 Prozent stiegen um 12/32 auf 99-26/32 und rentierten mit 2,02 Prozent. Der mit 3,125 Prozent verzinste Longbond zog um 28/32 auf 101-7/32 an, seine Rendite sank damit auf 3,06 Prozent.
Intel rauscht ab
Bei den Einzelwerten fielen die Aktien von Intel um rund 4 Prozent. Der weltgrößte Chiphersteller hatte die Umsatzwarnung für das vierte Quartal kurz vor Börsenbeginn ausgesprochen. Das US-Unternehmen rechnet nun mit 13,7 Milliarden Dollar - plus oder minus 300 Millionen. Bislang hatte die Firmenprognose bei 14,7 Mrd. Dollar gelegen. Analysten hatten zuletzt mit 14,65 Mrd. Dollar kalkuliert. Bei der Hochwasserkatastrophe in Thailand wurden zahlreiche Werke von Festplatten-Herstellern überschwemmt, was zu Produktionsengpässen führte und die Preise in die Höhe trieb.
Zu den Verlierern zählten auch die Bankenwerte. Händler machten Ängste vor einer Kreditklemme in Europa im Zuge der Schuldenkrise für die Abschläge verantwortlich. Die Anteilsscheine der Bank of America verbilligten sich um 4,7 Prozent, die der Citigroup um 5,4 Prozent. Die Papiere von Goldman Sachs ließen 3,4 Prozent nach., JP Morgan 1,9 Prozent.
Baubranche überrascht
Positive Nachrichten kamen dagegen aus der US-Baubranche, wo sich eine Milliardenübernahme anbahnt. Martin Marietta Materials kündigte an, den größeren Rivalen Vulcan Materials für rund 5 Mrd. Dollar in Aktien übernehmen zu wollen. Martin Marietta produziert vor allem Material für den Straßenbau und könnte durch die Übernahme zum Weltmarktführer aufsteigen. An der Wall Street kletterten Martin-Marietta-Papiere knapp 2 Prozent. Vulcan-Scheine sprangen um rund 15 Prozent an.
Außerhalb der Standardwerte brachen Diamond Foods um 22,8 Prozent ein. Das Unternehmen prüft eine Verschiebung seines Quartalsberichtes aufgrund von Untersuchungen im Zuge von Zahlungen an Wallnussbauern.
Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ