Gopro, GM, Boeing und IBM Dow kratzt an der 17.000
02.07.2014, 00:04 Uhr
Schnell gebastelt: Nyse-Händler Peter Tuchman posiert für die Fotografen zum Scherz mit einer "Dow17K"-Kappe. Das Kürzel steht für 17.000 Punkte im Dow.
(Foto: AP)
Starker Tag an der Wall Street: Erfreuliche Konjunktursignale locken das Geld zurück in den Aktienhandel. Der US-Leitindex Dow Jones schließt hauchdünn unterhalb der 17.000er Marke. Der S&P-500 markiert einen neuen Schlussrekord.
Das sehen Anleger gerne: Eine Mischung aus erfreulichen China-Daten und positiven US-Impulsen liefert an den New Yorker Aktienmärkten solide Argumente für weitere Kursgewinne.
Der Dow-Jones-Index beendete den Tag mit einem Plus von 0,77 Prozent auf einem Schlusskurs von 16.956,07 Punkten. Im Verlauf pendelte das Börsenbarometer zwischen 16.828 und 16.998 Punkten. Zeitweise fehlte dem Dow nur noch wenig mehr als ein Punkt, um die Marke von 17.000 Punkten zu berühren. Das bisherige Allzeithoch datiert vom 20. Juni und liegt bei 16.978,02 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 ging mit einem Aufschlag von 0,67 Prozent bei 1973,32 Zählern aus dem Handel. Im Handelsverlauf war er sogar etwas über 1978 Zähler gestiegen. Der Composite-Index an der Technologiebörse Nasdaq rückte deutlich stärker um 1,14 Prozent auf 4458,65 Punkte vor. Der Auswahlindex Nasdaq 100 gewann 1,17 Prozent auf 3894,33 Punkte.
Die jüngsten Wirtschaftsdaten hätten viele Investoren überzeugt, hieß es aus dem Handel. So setzte die US-Industrie ihren Wachstumskurs im Juni fort. Auch die chinesische Industrie legte erstmals nach sechs Monaten wieder zu. Enttäuschende Daten aus der Eurozone gerieten in den Hintergrund.
Die Kursgewinne an der Wall Street konnten sich zudem auf die Vorgaben der europäischen Börsen stützen. Insgesamt jedoch hätten sich die Umsätze aber in Grenzen gehalten, hieß es. Anleger warten demnach weiter mit Spannung auf den US-Arbeitsmarktbericht für Juni, der am Donnerstag veröffentlicht werden soll. Feiertagsbedingt wird die üblicherweise für Freitag angesetzte Veröffentlichung um einen Tag vorgezogen. Ende der Woche begehen die USA den "Independence Day" (4. Juli).
Auf der Ebene der prominenteren US-Einzelwerte verteuerten sich Aktien von General Motors (GM) nach Vorlage der Verkaufszahlen für Juni um 3,5 Prozent. Die Opel-Mutter konnte trotz der vielen Rückrufe mehr Fahrzeuge losschlagen.
Zu den Favoriten des Tages zählten insbesondere Technologie-Aktien. Im Dow stiegen die IBM-Papiere an der Index-Spitze um 2,8 Prozent. An der Nasdaq sorgte der Börsengang von Gopro vom vergangenen Donnerstag weiter für Furore, denn die Aktie legt immer noch täglich prozentual zweistellig zu. An diesem Tag gewann sie 20,6 Prozent auf 48,90 US-Dollar. Die Gopro-Aktien haben damit ihren Wert seit ihrem Debüt am Aktienmarkt bereits etwa verdoppelt. Am 26. Juni war die für ihre Actionkameras namens Hero bekannte US-Firma an die Börse gegangen. Der Ausgabepreis der Gopro-Aktie lag bei 24,65 Dollar.
Gefragt waren unter den spezielleren Anteilscheinen unter anderem die Aktien von Amicus Therapeutics. Die Papiere des Biotechnik-Konzerns stiegen um 19,4 Prozent, nachdem etliche Broker ihre Empfehlung für die Aktie angehoben hatten.
Daumen hoch für Boeing
Der Kurs der Boeing-Aktien stiegen um 0,7 Prozent. Das Unternehmen steht Insidern zufolge vor dem Abschluss eines drei Milliarden Dollar schweren Deals mit Monarch Airlines. Analysten von Sterne Agee sehen bei Boeing zudem eine bessere Margenentwicklung. Sie stockten daher die Gewinnschätzungen je Aktie auf. Der Flugzeughersteller dürfte im zweiten Quartal 174 Flugzeuge ausgeliefert haben. Dies decke sich mit ihrer früheren Einschätzung robuster Volumina bei der 737-Serie, so die Experten.
Nachdem die Aktie den Juni um 8 Prozent unter den Anfang des Monats gesehenen Hochs beendet hat, empfiehlt Sterne Agee die Papiere zum Kauf. Sterne hat ihre Schätzungen für den Gewinn je Aktie im zweiten Quartal nunmehr auf 2,03 nach 1,85 US-Dollar sowie für das Gesamtjahr auf 7,85 nach 7,63 US-Dollar angehoben.
Auf den Einkaufslisten tauchte weit oben auch der Name Twitter auf: Die Aktien des Kurznachrichtendienstes legten um 2,6 Prozent zu. Ein möglicher Hintergrund: Twitter wechselt seinen Finanzchef aus. Der ehemalige Goldman-Sachs-Manager Anthony Noto übernimmt den Posten von Mike Gupta.
Ärger für Telekom-Tochter
Abwärts ging es dagegen für T-Mobile USA. US-Behörden werfen der Tochter der Deutschen Telekom vor, ohne Zustimmung der Kunden Zusatzdienste von Drittanbietern abgebucht zu haben. T-Mobile US-Aktien verloren um 0,6 Prozent.
Die Aktien von Goldman Sachs waren mit minus 0,4 Prozent auf 166,81 Dollar größter der vier Verlierer im Dow. Händler verwiesen darauf, dass die Analysten von Bernstein ihr Anlageurteil für die Aktie der Großbank gesenkt hätten.
An der New York Stock Exchange wechselten rund 683 Millionen Aktien den Besitzer. 2052 Werte legten zu, 1003 gaben nach und 142 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 1,93 Milliarden Aktien 1954 im Plus, 723 im Minus und 103 unverändert.
Auch bei den US-Staatsanleihen standen die bevorstehenden Arbeitsmarktdaten im Fokus. Analysten sprachen davon, dass Händler zuvor noch ihre jüngsten Gewinne sichern wollten. Die zehnjährigen Papiere fielen um 9/32 auf 99-13/32. Sie rentierten mit 2,56 Prozent. Die 30-jährigen Bonds fielen um 21/32 auf 99-18/32 und hatten eine Rendite von 3,4 Prozent.
Als Auslöser für den frisch aufkommenden Rückenwind verwiesen Beobachter auf eine Reihe ermutigender Konjunkturdaten: In China steigt der Einkaufsmanagerindex im Juni auf 51, von 50,8 im Mai. Auch die US-Industrie hat im Juni ihren Wachstumskurs fortgesetzt. Der Einkaufsmanagerindex fiel im Vergleich zum Mai zwar minimal um 0,1 auf 55,3 Punkte, wie aus einer Umfrage des Instituts for Supply Management (ISM) unter Unternehmen hervorgeht. Das Barometer blieb aber noch deutlich über der Marke von 50 Zählern, ab der es Wachstum signalisiert.
Ökonomen hatten allerdings einen Anstieg auf 55,8 Zählern erwartet. Das Neugeschäft der Industrie zog so stark an wie seit Dezember nicht. Zudem schufen die Firmen im gleichen Umfang wie zuletzt neue Jobs.
Quelle: ntv.de, mmo/sla/DJ/dpa/rts